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Vegetarismus ist eine Notwendigkeit

Die Informationen habe ich der Broschüre "vegetarisch leben", Ronald Zürrer und Armin Risi, 5. Auflage 1999, Govinda-Verlag GmbH, ISBN 3-906347-43-5 bzw. der "Hobbythek", Jean Pütz und Sabine Fricke: Richtige Ernährung in allen Lebenslagen" entnommen. 1. Auflage 1994, vgs verlagsgesellschaft, Köln, ISBN 3-8025-6185-6
Aus "Hobbythek":

Sind wir Fleischesser oder Vegetarier?

Die Hobbythek empfiehlt, sich doch einmal in der Urgeschichte des Menschen Rat zu holen, d. h. in seiner langsamen Entwicklung vom Tier zum Homo Sapiens. Die Urgeschichte des Menschen ist äußerst aussagefähig, weil seine Erbanlagen sich eben nicht so schnell ändern wie die Lebensbedingungen.

Der Urmensch muß sich zunächst vorwiegend von Früchten, Blättern, Sprossen und Wurzeln bzw. Knollen ernährt haben. Diese Vermutung wird durch die Tatsache gestützt, daß der Mensch nicht in der Lage ist, das für den Schutz der Zellen wichtige Vitamin C in seinem Organismus selbst zu bilden. Außer den Menschen haben diese Fähigkeit nur reine Pflanzenfresser wie Affen, Kaninchen, Meerschweinchen im Laufe der Evolution verloren, sicherlich deshalb, weil dieses Schutzvitamin in großen Mengen in der Pflanzenkost vorkommt, kaum aber in Nahrung tierischer Herkunft. Und Fähigkeiten, die der Körper auf Dauer nicht braucht, gehen ihm im Laufe der Evolution verloren.

Interessanterweise können Schweine, die, was ihre Organe anbelangt, große Ähnlichkeit mit dem Menschen haben, Vitamin C sehr wohl selbst bilden, und zwar, auf das gleiche Körpergewicht bezogen, 15 bis 20 g pro Tag. Aus dieser erstaunlichen Tatsache und der Beobachtung, daß Schweine fast nie Krebs bekommen, hat dann der berühmte, kürzlich im hohen Alter von 94 Jahren verstorbene, doppelte Nobelpreisträger Linus Pauling den Schluß gezogen, daß es gut wäre, diese Menge auch dem Menschen zur Krebsvorsorge täglich zuzuführen, allerdings meinen mittlerweile andere Forscher, dies sei viel zuviel (vgl. Seite 57ff).

Es gibt aber noch andere Hinweise auf die Eigenschaft des Menschen, eigentlich ein Pflanzenfresser zu sein: Der Mensch erzeugt in seinem Organismus kein harnsäureabbauendes Enzym, wie die meisten typischen Raubtiere, Aasfresser oder Mischkostverzehrer. Beim Menschen wird die Harnsäure ausschließlich über die Nieren ausgeschieden, während Fleischfresser sie verwerten können und damit notfalls ihren Stickstoffbedarf auf ein Minimum reduzieren. Beim Menschen liegt aufgrund des fehlenden Enzyms auch eine höhere Harnsäurekonzentration im Blut vor. Diese führt, wenn eine Nierenschwäche dazukommt, unter anderem zu Gicht.

Weitere Indizien dafür, daß an der Wiege des Menschengeschlechts wahrscheinlich ein Pflanzenfresser gestanden hat, sind Struktur und Länge des Dickdarms (Fleischfresser haben eher kürzere Därme) und das Gebiß mit seinen Mahlzähnen. Die Reißzähne fehlen jedenfalls fast völlig. Nichtsdestoweniger muß sich der Mensch mit der Wanderung in nahrungsärmere Gebiete, langsam, der Not gehorchend, zum Allesfresser gemausert haben. Aber vielleicht war er das doch vorher auch schon, denn er braucht bestimmte essentielle Aminosäuren, d. h. lebenswichtige Proteinbausteine. Diese besitzt die pflanzliche Nahrung nur in geringerem Anteil, während sie in Fleisch, Milch und Eiern, d. h. in tierischer Kost, in besserer Zusammenstellung enthalten sind. Aber die notwendigen Mengen sind so gering, daß manche Wissenschaftler meinen, daß dieses ein sehr schwaches Argument sei, denn häufig reichen nur wenige Gramm pro Tag aus.

Das Sprichwort besagt: "In der Not frißt der Teufel Fliegen!" Die Verstandesleistung mag den sich entwickelnden Urmenschen dazu gebracht haben, sich über seinen Instinkt hinwegzusetzen und seine Nahrungspalette mit tierischer Kost anzureichern, aber mehr wird es nicht gewesen sein, denn die Jagd war wesentlich anstrengender und gefährlicher als das Früchtesammeln. Dem Naturprinzip der Effizienz folgend, das die gesamte Evolution bestimmt, kann man davon ausgehen, daß die Ernährungsgrundlage immer noch die pflanzliche Kost war. Das änderte sich auch nur unbedeutend, als es dem Menschen gelang, Jagdwerkzeuge herzustellen. Die vielen Jagdszenen auf Höhlenzeichnungen belegen nicht unbedingt das Gegenteil, auch nicht die Tierknochenfunde, denn Pflanzenreste sind nicht so beständig und lösen sich recht bald im Kreislauf der Natur auf.

Auch die Ethnologen, die Wissenschaftler, die sich mit der menschlichen Herkunft befassen, haben dieser Tatsache Rechnung getragen, indem sie die historische Menschenart als Sammler (von Früchten und Pflanzen) und Jäger bezeichnen. Ihre Ernährungsstudien an heute noch lebenden "steinzeitlichen" Stämmen, zum Beispiel die Ureinwohner von Neuguinea, belegen diese Hypothese.

Ich selbst, Jean Pütz, habe im Rahmen der Sendereihe "Wissenschaftsshow" zwei Folgen zu diesem Thema dem Fernsehpublikum präsentiert. Es ging damals um den Stamm der Eipos in Neuguinea, die noch keine Berührung mit der Zivilisation hatten. Es zeigte sich, daß die Jagd eher als Luxus angesehen wurde und daß selbst die dort schon vorhandenen Haustiere nur bei rituellen Festen verspeist wurden. Dieser Stamm baute auch schon in geringem Umfang Früchte an, aber als Basis der Ernährung galt immer noch das Sammeln von Urwaldfrüchten. Interessant ist auch, daß die Jagd stets ein Vorrecht der Männer war.

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Wir können von den Urahnen der Indios ebenso wie von vielen anderen Völkern auf dieser Erde lernen, daß Fleisch nicht unbedingt notwendig für die menschliche Ernährung ist. Darauf weist auch ein anerkannter deutscher Ernährungswissenschaftler hin, Professor Dr. med. Heinrich Kasper, der ein sogar für Laien durchaus lesbares Buch zum Thema Ernährungsmedizin und Diätik geschrieben hat, das ein Standardwerk in der Ausbildung von Ernährungswissenschaftlern geworden ist. Ich möchte seine Gedanken hier kurz zitieren, weil es sehr erfreulich ist, daß solche und weiterführende Gedanken mittlerweile auch wissenschaftlich diskutiert werden.

Prof. Kasper schreibt, "daß der hohe Verzehr an Fleisch, aber auch an Milchprodukten und Eiern in den westlichen Industrieländern mit dazu beiträgt, den Hunger in der sogenannten Dritten Welt zu fördern. Es sollte bei den Bemühungen um eine Lösung der Welternährungsprobleme auch Beachtung finden, daß für die Erzeugung tierischer Nahrungsmittel ein hoher Einsatz an Futtermitteln erforderlich ist. Durch diese sogenannte Veredelung gehen unglaublich viele, auch für den Menschen zgängliche Nahrungsreserven aus Pflanzen verloren, denn bestenfalls 10 bis 15 Prozent werden davon im Tier in Körpersubstanz umgewandelt. Den Rest braucht das Tier zur Erhaltung des eigenen Stoffwechsels. Zur Erzeugung von einer Kilokalorie tierischen Nahrungsmittels sind durchschnittlich 7 Kilokalorien aus Futtermitteln erforderlich."

Prof. Kasper weist auch darauf hin, daß es auf diesem Globus vor allen Dingen ein großes Problem gibt, nämlich der Mangel an Eiweiß. Im Prinzip ist der Hunger auf dieser Welt vor allen Dingen ein Eiweißhunger. Prof. Kasper belegt dies an einem weiteren Beispiel, wenn er sagt, daß "einem Rind 21 Kilogramm bestes Eiweiß zugeführt werden müssen, um ein Kilogramm in Form von Fleisch zu erhalten". Entsprechende Berechnungen gehen davon aus, daß, wenn der Nutztierbestand der USA auf die Hälfte verringert würde, ausreichend Getreide eingespart würde, um den Nahrungsmangel der Entwicklungsländer vierfach decken zu können.

Interessant sind Kaspers Hinweise auch im Hinblick auf die "moderne Nutztierhaltung". Kasper führt dazu aus, daß diese Tiere in zunehmenden Maße nicht mehr mit Pflanzen gefüttert würden, die für die menschliche Ernährung ungeeignet sind, sondern mit in Entwicklungsländern fehlendem Getreide und Soja. Dadurch steigen die Weltmarktpreise für die Produkte, die Völkern in der Dritten Welt als Ernährungsbasis dienen. Er weist darauf hin, daß Almosen nicht das geeignete Hilfsmittel sind: "Etwa Milchpulver aus der Überproduktion westlicher Industrieländer zur Minderung des Proteindefizits zu verschenken, ist sicherlich eine der ungeeignetsten Möglichkeiten, Ernährungsprobleme zu lösen."

Kasper weist auch auf die positiven Effekte einer vegetarischen Ernährung hin und belegt diese mit Vergleichsforschungen bestimmter Religionsgruppen. Solche Forschungen wurden mit der Sekte der 7-Tage-Adventisten, mit Trappisten und mit Hindus durchgeführt. Prof. Kasper macht dafauf aufmerksam, daß diese Menschen insgesamt gesünder leben, das heißt, wenig oder keinen Alkohol zu sich nehmen und seltener rauchen als die sich "normal" ernährende Durchschnittsbevölkerung. Als Ursache für die wesentlich geringeren Kreislaufprobleme dieser Menschen führt er die kontrollierte Nahrungsmittelaufnahme von Fett und den wesentlich höheren Ballaststoffverzehr an. Er beschreibt, daß bei Vegetariern die Blutdruckwerte niedriger liegen, aber auch bei Halbvegetariern, das heißt bei solchen Menschen, die auch Milch und Eier zu sich nehmen. Die wesentlich niedrigere Rate von koronaren Herzerkrankungen sei vor allen Dingen eine Folge der geringen Eiweißaufnahme.

So stellte man während einer elf Jahe währenden Studie bei 3000 vegetarisch lebenden Trappisten drei- bis viermal weniger Herzerkrankungen als bei fleischessenden Benediktinern fest. Entsprechende Ergebnisse wurden auch bei den 7-Tage-Adventisten beobachtet.

Der vergleichsweise hohe Ballaststoffanteil der vegetarischen Kost hat auch eine Schonung des gesamten Verdauungstraktes zur Folge. Die Häufigkeit von Dickdarmerkrankungen bis hin zum Darmkrebs liegt erheblich niedriger. Das gilt auch für die in westlichen Industrieländern häufig anzutreffenden Cholesteringallensteine, die bei Vegetariern viel seltener anzutreffen sind. Auch hier schreibt Kasper dem hohen Ballaststoffanteil der Kost und vergleichsweise geringen Fettverzehr eine positive Wirkung zu.

Zusammenfassend stellt er fest, daß vegetarische Kostformen. insbesonders die ovolaktovegetabile Kost (Ei- und Milchkost), bei entsprechender Auswahl der Lebensmittel eine optimale Deckung des Nährstoffbedarfs gewährleisten. Diese Ernährungsweise geht mit einer Reihe weiterer vorbeugender Effekte einher.

Als persönliche Ergänzung möchte ich dazu jedoch bemerken, daß man Fleisch nicht unbedingt gänzlich ablehnen muß. Es reicht durchaus, den Fleischkonsum auf die Hälfte oder auf ein Viertel zu reduzieren, um positive gesundheitliche Wirkungen zu erzielen.

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Schmackhafte Alternativen bietet auch die Küche aus dem Fernen Osten. Die chinesische, indonesische, vietnamesische und Thai-Küche verwendet weit weniger Fleisch als die eropäisch-amerikanische. Die japanische Küche habe ich hier bewußt ausgeklammert, weil sie sich, wenn man mal von den schmackhaften Fischgerichten absieht, aus dem erlauchten Kreis der mit Fleisch sparsamer Umgehenden abgemeldet hat. Mit dem zweifelhaften "Erfolg", daß mittlerweile auch in Japan die Darmkrebsrate rapide ansteigt - und das in einem Land, in dem Darmkrebs vordem fast unbekannt war. Besonders signifikant ist diese Entwicklung bei den Japanern festzustellen, die seit zwei Generationen in den USA leben. Steaks und Hamburger haben bei dieser Bevölkerungsgruppe zur gleichen Darmkrebsrate geführt wie bei den Amerikanern selbst.


Aus "vegetarisch leben":

Folgende Aspekte habe ich mir zu Eigen gemacht:

  1. Gesundheitliche Aspekte
  2. Das traurige Los der Tiere
  3. Mißwirtschaft und Naturzerstörung
  4. Ethische Aspekte
Nachfolgend zitiere ich die Problemkreise 1. und 3.

Die gesundheitlichen Aspekte:

Zwischen Fleischkonsum und verschiedenen (Zivilisations-)krankheiten wie Arteriosklerose, Herz- und Kreislauferkrankungen, Bluthochdruck, Übergewicht, Gicht, Rheuma, Diabetes und Krebs besteht ein direkter Zusammenhang.

Der Mensch als natürlicher Vegetarier

[...] Obwohl der Mensch zwar vieles essen kann (alle biologisch gesehen imstande ist, sich sowohl von Tierfleisch als auch von Pflanzen zu ernähren, heißt das noch lange nicht, daß deshalb alles, was er zu essen vermag, für ihn gesund und förderlich ist. Im Gegenteil: Körperbau und Veranlagung zeigen deutlich, daß die fleischlose Ernährung für den Menschen viel natürlicher und ratsamer ist.

Dies wird anhand der folgenden Gegenüberstellung deutlich:

Fleischfressende SäugetierePflanzenfressende Säugetiere/Mensch
haben Krallenhaben keine Krallen
keine Hautporen, kühlen den Körper durch Verdunstung über die ZungeHautatmung durch Millionen von Poren
Klappgebiß (nur auf und abKaugebiß (auch seitlich verschiebbar)
scharfe, spitze Vorderzähne zum Zermahlen der Nahrung keine scharfen, spitze Vorderzähne zum Töten von Tieren
keine abgeflachen Backenzähne zum Zermahlen der Nahrungabgeflachte Bachenzähne zum Zermahlen pflanzlicher Nahrung
nur kleine Speicheldrüsen im Maul (da wenig Getreide und Früchte vorzuverdauen sind)gut ausgebildete Speicheldrüsen (notwendig, um Getreide und Früchte vorzuverdauen
saurer Speichel; kein Ptyaling-Enzym zur Vorverdauung von Getreidealkalischer Speichel; viel Ptyalin zur Vorverdauung von Getreide
viel starke Salzsäure im Magen zur Verdauung zäher Tiermuskeln, Knochen usw.zehnmal schwächere Magensäure als Fleischfresser
Verdauungstrakt nur dreimal so lang wie der Körper, damit das schnell verwesende Fleisch rasch aus dem Körper gelangtVerdauungstrakt mindestens sechsmal so lang wie der Körper, um Blätter und Getreide, die sich nicht so schnell zersetzen, zu verdauen

Der Mensch ist also von Natur aus deutlich als Pflanzenesser konzipiert. Dies zeigt sich auch daran, daß er das getötete Tier nicht roh essen kann, sondern es durch Abhängen, Kochen, Würzen und Braten zubereiten muß, bevor er überhaupt nur daran denken kann, es zu verzehren. Außerdem ißt er in der Regel nur das Faserfleisch, also die Muskeln. Blut, Mark, Knochen und Innereien hingegen - die mineralstoff- und proteinreichsten Teile der Tierleiche, die von den natürlichen Fleischfressern mitverzehrt werden - verschmäht der Mensch. Kein von Natur aus zum Fleischessen bestimmtes Wesen tut das.

Auch die Tiere, die der menschlichen Lebensform am nächsten stehen, nämlich die Menschenaffen, sind Vegetarier.


Mißwirtschaft und Naturzerstörung

Nahrungsmittelverschwendung

Fleisch ernährt wenige auf Kosten vieler, denn für die Produktion von Fleisch wird wertvolles Getreide, das die Menschen direkt ernähren könnte, an Tiere verfüttert. Laut amtlicher Angaben des Landwirtschaftsministeriums der Vereinigten Staaten werden über 90% des in Amerika angebauten Getreides an Tiere verfüttert (Rinder, Schweine Lämmer, Hühner usw.) (aus Heller: Das Brot des Siegers, S. 27)

Weltweit gesehen wird mindestens ein Drittel der Getreideernte an Vieh verfüttert (ebenso ein Drittel der Milchprodukte). Dieses Verfahren, hochwertige pflanzliche Nahrungsmittel in Fleisch umzuwandeln, ist über alle Maßen verschwenderisch, denn Fleischproduktion ist energetisch gesehen die schlechteste Form der Bodenausnutzung. Um ein Rind ein Jahr lang zu mästen, benötigt man 0,5 ha Land. Nach einem Jahr erhält man von diesem Tier rund 300 kg eßbares Fleisch. Hätte man während dieses Jahres auf derselben Fläche Getreide oder Kartoffeln angepflanzt, hätte man mindestens 3.000 kg Getreide, bzw. 20.000 kg Kartoffeln bekommen! Anders ausgedrückt: Ein einziges Steak von 225 g enthält soviel Pflanzenenergie, daß man damit rund 40 Menschen einen Tag lang vor dem Hungertod bewahren kann!

Hierzu nochmals der Brockhaus: "Aus sozioökonomischer Sicht kommt zur Deckung eines angesichts der zunehmenden Weltbevölerung steigenden Protein- und Kalorienbedarfs nach Auffassung von Experten nur eine Erhöhung des vegetabilen Nahrungsanteils in Frage. Der Umweg über das Tier gilt als besonders verschwenderisch; zu Bildung von 1 kg tierischen Protein werden 5-10 kg Pflanzeneiweiß verbraucht. In Wohlstandsländern wird etwa die Hälfte des Getreides an das Vieh verfüttert oder zu Alkohol umgewandelt. Mit vegetarischer Mischkost können somit erheblich mehr Menschen ernährt werden als mit herkömmlicher Kost." (Brockhaus Enzyklopadie in 24 Bönden, 19. Auflage 1994, Stischwort "Vegetarismus")

Diese Verschwendung geschieht willentlich und mit knallhartem Kalkül. [...] Um zu verhindern, daß durch diese Überproduktion an Getreide die Preise sinken, mußten die Ernteerzeugnisse "vom Markt ferngehalten" werden, das heißt im Klartext: entweder ganz vernichtet oder aber verschwendet werden.

Man stand also vor der Frage, wie man den Getreideüberfluß profitbringend loswerden konnte. Die Antwort lag auf der Hand: Durch vermehrte Fleischproduktion! Und die Rechnung war einfach: Man mästet die künstlich gezüchteten Tiere mit der überproduzierten Nahrung, die an sich ein totes Kapital darstellt, und verkauft das Fleisch alsdann mit hohem Gewinn.

Tiere fressen eine viel größere Menge Futter, als die Schlachtung Fleisch ergibt, und von allen Tieren ist das Rind am wenigsten dazu geeignet, pflanzliches Protein in tierisches Protein zu verwandeln. Rindfleisch stellt also die "ideale" Verschwendung dar: Ein Kilogramm Rindfleisch entspricht rund 16 Kilogramm Getreide oder Sojabohnen. Die restlichen 15 Kilogramm - also 94% - sind für den Menschen verloren! (Der Wert für Schweinefleisch liegt bei 1:6, für Geflügel bei 1:4.)

Die Fleischwirtschaft ist also maßgeblich für die Vernichtung von Nahrungsmitteln in gigantischem Ausmaß verantwortlich. Und dennoch (oder gerade deshalb?) wird die Fleischproduktion immer wieder durch neue Gesetze mit riesigen Subventionen gefördert, und zwei gleich zweifach auf Kosten der Konsumenten: Zum einen werden mit ihren Steuergeldern in Form von Subventionen die Schlachttiermäster unterstützt. (Allein im Jahr 1986 wurden in der EG 650.000 Tonnen staatlich subventioniertes Rindfleisch überproduziert; die kostete die EG-Steuerzahler 5,1 Milliarden DM!) Und zum anderen erhöhen sich zwangsläufig die Preise für die gesunden, natürlichen Nahrungsmittel wie Brot, Milch, Gemüse und Obst. Während also Fleisch künstlich billiger angeboten wird, steigen die Brot- und Milchpreise!

Die oben beschriebene Taktik der multinationalen Großkonzerne führte zu einem explosionsartig gesteigerten Fleischangebot, und so mußte dem Volk der wachsende Fleischberg irgendwie schmackhaft gemacht werden. Über eine großangelegte Werbung und "wissenschaftliche" Propagande wurde verkündet, Fleisch sei gesund und wichtig, der Mensch brauche viel Protein, pflanzliches Protein sei minderwertig, Vegetarier hätten Mangelerscheinungen usw. Leider wird dieser werbetechnische Unsinn auch heute noch sogar von vielen Ärzten, Medizinprofessoren und -studenten geglaubt und verkündet.

Hunger in der Dritten Welt

Wohlstandsländer verschwenden nicht nur ihr eigenes Getreide, indem sie es an ihre Schlachttiere verfüttern, sondern verwenden für diesen fragwürdigen Zweck auch Futtermittel, die in der Dritten Welt angebaut werden. [...] Wie bereits erwähnt, werden rund 35-40% der globalen Getreideproduktion an Schlachttiere verfüttert. Demgegenüber sterben nach UNO-Statistik täglich 38.000 Klinder an den Folgen von Unterernährung. Weltweit verhungern jährlich rund 20 Millionen Menschen. [...]

Solche Tatsachen bewogen Wirtschaftsexperten, darauf hinzuweisen, daß das Welthungerproblem im Grunde von nur wenigen Menschen, nämlich den Fleischessern in den Industrienationen, verschuldet wird. Nicht die angebliche Überbevölkerung ist die Ursache der Nahrungsmittelknappheit, unter der heute fast drei Viertel der Erdbevölkerung leiden, sondern der Mißbrauch von Nahrungsmitteln. Wir produzieren im Grunde mehr als genug Nahrungsmittel für alle Menschen auf unserem Planeten, doch wir verteilen sie ungerecht, indem wir sie verschwenden, und das heißt vor allem, indem wir sie an Schlachttiere verfüttern (oder auch tonnenweise ins Meer schütten, um den Preis stabil zu halten).

Als Beispiel sei der in Thailand angebaute und hauptsächlich für die europäische Schweinemast bestimmte Maniok genannt - eine Kulturpflanze, aus deren Wurzelknollen das Tapioka-Stärkemehl gewonnen wird. Seit 1979 wurde in Thailand der Anbau von Maniok verdreißigfacht, während gleichzeitig der Wald von 72% auf 17% der Landfläches schrumpfte! Knapp die Hälfte der Kleinkinder im Hauptanbaugebiet des Maniok sind unterernährt, über ein Zehntel haben Mangelerscheinungen, und jährlich sterben 60.000 thailändische Kinder an Hunger.

Zersörung der Lebensgrundlagen

Die Fleischproduktion verursacht nicht nur Hunger in den Ländern der Dritten Welt, sondern trägt auch zur globalen Zerstörung der Lebensgrundlagen bei. Der tropische Regenwald [...] bedeckte noch im Jahre 1945 die Erde mit einer Ausdehnung von 16 Millionen Quadratkilometern. In den letzten Jahrzehnten jedoch ist [...] [er] um rund 50% geschrumpft! Wo vorher die üppige tropische Vegetation vielen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum bot, setzt nach der Rodung sofort die Bodenerosion ein, und nach wenigen Jahren profitgieriger Nutzung bleibt nichts anderes übrig als eine karge Wüstenlandschaft.

Und wer ist verantwortlich? Hauptsächlich die internationalen Fleisch- und Hamburgerkonzerne, die das gerodete Land als Weideflächen für ihre Schlachttierherden oder als Ackerland für riesige Futtermittelplantagen (etwa für Soja und Maniok) verwenden, und zu einem gewissen Teil auch die Papier- und Holzmultis. Für einen einzigen Hamburger müssen vier bis fünf Quadratmeter Regenwald in Weide- oder Ackerland umgewandelt werden, das binnen zwei bis drei Jahren zur Wüste wird! "Das reichste Ökosystem der Erde wird zu Hamburgern, Sperrholz und Packpapier verarbeitet - für Europäer, Amerikaner und Japaner." (Neue Zürcher Zeitung, 30.3.1983)

Anmerkung von OL: Meine Berechnung des Regenwaldverbrauchs.

Das Stichwort lautet also "Futtermittelimporte". Skrupellos werden in der Dritten Welt einheimische Kleinbauern ausgebeutet oder in die Städte vertrieben, das Land wird mit Monokulturen und Chemie verschandelt, der Boden mit schweren Maschinen zerdrückt und der natürliche Kreislauf der Nahrungsversorgung grundlegend zerstört.

Auch hierzu ein Beispiel: Ein Drittel des Soja-Imports der EU stammt aus Brasilien. Allein Deutschland bezog im Jahre 1991 rund 213.000 Tonnen Sojaschrot aus Brasilien, hauptsächlich für die Schweine-, Rinder- und Geflügelmast. Die enorme Nachfrage nach dieser wertvollen Eiweißpflanze ließ Brasilien zum größten Sojaschrotexporteur der Welt werden - um den Preis, daß ganze Bundesstaaten ihr Gesicht veränderten. Rio Grando do Sul war vor 30 Jahren noch zu einem Drittel bewaldet, heute säumen kümmerliche 1,8% Regenwald die unüberschaubaren Soja-Monokulturen.

Rund vier Millionen brasilianischer Kleinbauern, die ehemals gut von ihrer Arbeit leben konnten, wurden durch die aggressiven Privatarmeen der multinationalen Konzerne in die Slums der Städte vertrieben. Das angebaute Soja stillt jedoch nicht den Hunger der rund 30 Millionen mangelleidenden Brasilianer - es verschwindet als Viehfutter ins Ausland. Das große Geschäft machen dabei nicht etwa einheimische Firmen, sondern eine Handvoll westlicher Konzerne.

Hinzu kommt, daß Land und Bevölkerung durch den Futtermittelanbau mit einer Unmenge von chemischen Schadstoffen vergiftet werden. Brasilien ist heute der drittgrößte Pestizidverbraucher der Erde. 1985 wurden in Deutschland 191.000 Tonnen Pestizide hergestellt; die Hälfte davon ist krebserregend und somit verboten. Daher wich die Industrie auf Länder wie Brasilien aus, und so landen Lindan oder Endrin auf dem Soja. Der Kreis schließt sich schnell, wenn das vergiftete Soja über europäische Rinder legal auf dem Teller des europäischen Fleischessers wiederfindet. Schlimmer jedoch trifft es die Brasilianer: 50 bis 100 Pestizid-Todesopfer melden die Anbaugebiete jährlich, dazu über 2000 Krankenhauseinweisungen als Folge von Vergiftungen.

[...]

Der Teufelskreis hört aber damit nicht auf. Die Liste der negativen Folgen der Profitwirtschaft und des Fleischkonsums umfaßt weiter: Erosion und Bodenunfruchtbarkeit, Verschlammung und Flutkatastrophen, Dürre und Versteppung sowie das Aussterben von Tierarten - mittlerweile mindestens eine Tierart pro Tag!

[...]

Ein weiteres Problem sind die stark verunreinigten Abwässer von Mastbetrieben und Schlachthöfen, die in hohem Maße zur Überdüngung und Abtötung von Seen, Flüssen und Meeren beitragen. Allein in einem mittleren Mastbetrieb mit 5000 Kälbern entstehen jährlich 10 Millionen Liter Jauche! In Deutschland fallen durch die Masttierhaltung mittlerweile jährlich mehr als drei Tonnen Jauche pro Einwohner an! (aus: Fleisch frißt Mensch, ARD, 18.10.1987)

Nach einer kalifornischen Studie werden 106 Liter Wasser benötigt, um ein Kilogramm Weizen zu produzieren, 150 Liter für 1 kg Kartoffeln, 40-60 Liter für 1 kg Äpfel, jedoch 9700 Liter für 1 kg Schweinefleisch und 32.100 Liter für 1 kg Rindfleisch! Das für die Fleischproduktion verschwendete und verseuchte Wasser landet schließlich in der Jauchegrube. Wohin mit einem Meer von Jauche? Ganz einfach: Man kippt sie auf die Felder. Weil jedoch enorme Mengen vorhanden sind, wrden die Felder maßlos überdüngt, und ein Großteil der Flüssigkeit voller schädlicher chemischer Rückstände gelangt via Bäche, Flüsse und Seen ins Grundwasser und so letzten Endes in unser Trinkwasser.

Eine der sichtbaren Folgen dieser Eingriffe in die Natur sind sterbende Meere wie die Nordsee und das Mittelmeer: Fische sterben, Algenschwemmen treten auf usw. Ursache dafür sind in erster Linie Phosphate und Nitrate. Allein in die Nordsee werden jährlich etwa 100.000 Tonnen Phosphate und 1.000.000 Tonnen Nitrate geschwemmt. Diese Salze stammen aus der Industrie und den kommunalen Kanalisationen entlang den Zuflüssen und auch - wie hinlänglich erwiesen - zu einem großen Teil aus der kommerziellen Landwirtschaft und den Tiermästereien.

Die massenweise produzierten tierische Exkremente haben eine weitere fatale Nebenwirkung: sauren Regen und damit das Waldsterben. Die holländische Regierung, die diese Zusammenhänge wissenschaftlich erforschen ließ, kam zu dem Ergebnis, daß die Ammoniak- und Methangas-Emmissionen der Jauchebehälter von Massentierhaltungen zu saurem Regen führen und zu einem Drittel für das Waldsterben verantwortlich sind. Daß es sich dabei keineswegs um ein regionales Problem handelt, wurde durch die Forscher bewiesen: Die Ammoniak-Wolken aus Holland sind sogar noch in Lappland nachweisbar!

Der Ölologe Dr. Georg Borgström errechnete, daß durch die Fleischproduktion zehnmal mehr Verschmutzungen verursacht werden als durch Privathaushalte und dreimal mehr als durch die Industrie. (Zitiert in: Lappe: Die Öko-Diät.)

Zusammenfassung: Durch die vegetarische Ernährung könnten viele der ökonomischen und ökologischen Probleme, die die Welt heute belasten, mit einem Mal gelöst werden. In Anbetracht all dieser Gründe ist es sehr schwer zu verstehen, wie es sich jemand noch leisten kann, nicht Vegetarier zu sein.


Erste Veröffentlichung: 16.01.2004 Hinweise, Anmerkungen, Fragen? © 2004-2012 Oliver Lenz
Letzte Änderung: 01.09.2012 Mail
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