Homepage von Oliver Lenz


Prof. Dr. Stehling
Institut für bildgebende Diagnostik

Strahlenberger Str. 110
D-63067 Frankfurt/Offenbach
Phon: 069 50 50 00 90
Fax: 069 50 50 00 988
E-Mail: info@bilddiagnostik.de
www.bilddiagnostik.de

Frankfurt, den 21.07.2010/hg/ho/ga/tk

Sehr geehrter Herrr Lenz,

im Folgenden berichten wir Ihnen über Ihre Untersuchung

Patient: Lenz, Oliver, geb. am 15.05.1966

Untersuchung: MS-CCSVI-Protokoll nach Haacke vom 20.07.2010

Indikation:

Verdacht auf chronische cerebrospinale venöse Insuffizienz (CCSVI) bei bekannter MS

Anamnese: Primär Progrediente Multiple Sklerose seit 1997/98, beginnend damals mit einer Schwäche der Beine, danach deutliche Verschlechterung der Gehfähigkeit. Inzwischen benötigt Herr Lenz einen Rollstuhl, den er selber bewegt. EDSS Grad 7 bis 8. Diagnose der MS 2001. Am meisten belastete ihn die Gangstörung und die Spastik der unteren Extremitäten. Er berichtet auch, dass langes Liegen die Symptomatik verschlechtere. Kernspintomographisch waren im Verlauf erhebliche Gliosen des Rückenmarks, besonders im Bereich der oberen BWS, fast den gesamten Rückenmarksquerschnitt betreffend, nachgewiesen sowie auch deutliche zerebrale Veränderungen.

MS-CCSVI-Protokoll nach Haacke vom 20.07.2010:

Vor intravenöser Kontrastmittelapplikation: Susceptibility weighted imaging (SWI) und T2 axial im Bereich von Kopf und Hals, 2D Time-of-flight-Angiographie der Venen von Kopf und Hals.

Vor, während und nach intravenöser Kontrastmittelapplikation mittels Hochdruckinjektomat: Bestimmung der Kontrastmittelanflutungszeit, kontrastmittelverstärkte MR-Angiographie der Gefäße von Kopf und Hals.

Nach intravenöser Kontrastmittelapplikation mittels Hochdruckinjektomat: Hochaufgelöste 3D T1 fatsat axial, sagittal und koronar im Bereich des Azygos-Systems, multiple Flussmessungen im Bereich der Vv. Jugulares, der kraniellen Sinus und der V. azygos sowie hochaufgelöste 3D T1 fatsat sagittal im Bereich von Kopf und Hals.

Multiplanare und angiographische MIP-Rekonstruktionen sowie parametrische Auswertung der Flussgeschwindigkeiten. Die Studie wurde an der Workstation ausgewertet und nur partiell auf Hardcopy dokumentiert.


Befund:

Dopplersonographie der Halsvenen:

In der Dopplersonographie der Halsvenen im Liegen sieht man in der rechten V. jugularis interna regelrechte Flussgeschwindigkeiten bei relativ weitem Gefäß. Der maximale Fluss beträgt 30 cm/s. Kein retrograder Fluss. Kurz vor der Mündung in den rechten Venenwinkel ist die V. jugularis interna rechts schlitzförmig verengt.

Die linke V. jugularis interna zeigt im Liegen eine deutliche Flussbeschleunigung bei ebenfalls relativ weitem Gefäß. Die maximalen Flussgeschwindigkeiten erreichen 90 cm/s. Stenosen sind hier nicht nachweisbar.

Dorsal sieht man erweiterte Venen, links weiter als rechts, als Zeichen eines Kollateralkreislaufs,

Im Sitzen weist die rechte V. jugularis interna einen beschleunigten Fluss auf bis 80 cm/s, sie kollabiert nicht. Auch die linke V. jugularis interna bleibt weit, hier überhaupt keine Kollabierung oder Verengungen im Sitzen nachweisbar, wie dies physiologisch wäre. Es bleibt bei Flussgeschwindigkeiten bei 90 cm/s.

Auch die dorsalen Kollateralkreisläufe bleiben im Sitzen weit. Anhand dieser Konstellation deutet dies auf einen gestörten zerebral-venösen Rückstrom im Sinne einer CCSVI hin.

MRV:

Gering das Altersmaß übersteigende Weite der äußeren und inneren Liquorräume infra-und supratentoriell.

Infratentoriell sieht man in der Pons und in den Kleinhirnschenkeln beidseits einzelne bis 3mm große Gliosen, nicht raumfordernd. Supratentoriell sieht man beidseits periventrikulär und subkortikal disseminiert in allen Hirnlappen einzelne, bis 8mm große Gliosen, die teils auch im Sinne von Dawson-Fingern in den Balken einstrahlen.

Hier sieht man nach Kontrastmittelgabe jeweils kein pathologisches Enhancement.

In der mitdargestellten oberen Brustwirbelsäule und in der Halswirbelsäule sieht man zahlreiche Gliosen des Myelons, die teils, dies hier insbesondere in Höhe HW2/3, den gesamten Querschnitt des Myelons einnehmen. Auch hier sieht man nach Kontrastmittelgabe kein pathologisches Enhancement.

In der suszeptibilitätsgewichteten Sequenz sieht man in allen diesen Herden keine eindeutigen Eisenablagerungen und auch sonst keine Areale vermehrter Eisenspeicherung.

Im Bereich der Lungenspitzen und der Halsweichteile keine pathologischen Raumforderungen.

Unauffällige Darstellung des Sinus sagittalis superior und des Sinus rectus, jeweils kein Nachweis eines retrograden Flusses und nur geringe Flussbeschleunigung im Sinus rectus. Auffällig ist ein fehlender Sinus transversus rechts. Stattdessen verläuft aus dem Confluens sinuum ein akzessorischer Sinus kaudal der rechten Kleinhirnhemisphäre, um dort in den normal angelegten Sinus sigmoideus rechts zu münden. Im Bereich der Schädelbasis dann regelrechter Abgang der V. jugularis interna beidseits.

Die linke V. jugularis interna weist im oberen Level in Höhe C2 eine typische knöcherne Einengung auf, wie man sie häufig auch bei Gesunden sieht. Im weiteren Verlauf wird sie dann deutlich weiter als die Gegenseite mit einem maximalen Durchmesser von 1,5 cm. Im unteren Level sieht man eine Einengung auf etwa 1 cm mit Wandunregelmäßigkeiten, die Septen oder falsch gebauten Klappen entsprechen könnte, dies ist hier nicht genauer differenzierbar.

Die rechte V. jugularis interna weist ebenfalls im oberen Level in Höhe C2 eine knöcherne Einengung auf, wie man sie häufig auch bei Gesunden sieht, außerdem im mittleren Level eine Einengung durch die benachbarte A. carotis. Im unteren Level sind keine Einengungen zu erkennen. Unauffällige Mündungsregion in den Venenwinkel.

Es fallen beidseits, links deutlicher als rechts, erweiterte Nackenvenen extraspinal auf im Sinne eines Kollateralkreislaufs.

Das gesamte Azygos-System inklusive der Zuflüsse aus den lumbalen und thorakalen spinalen Venen stellt sich unauffällig dar, auch regelrechte Mündungsregion in die V. cava superior.

Kein Nachweis abdomineller/retroperitonealer Raumforderungen. Unauffällige Darstellung der Oberbauchorgane. Unauffällige Darstellung beider Lungen und des Mediastinums, auch hier keine pathologischen Raumforderungen. Nachweis einer Bandscheibendegeneration und Osteochondrose sowie geringe Retrospondylophyten in Höhe HW5/6, hier nur geringe Einengung des Spinalkanals ohne Myelonkompression. Kein Nachweis einer entzündlichen Komponente hier.

Beurteilung:

  1. Typische intrakranielle und sehr ausgeprägte spinale Gliosen bei bekannter MS, kein Kontrastmittelenhancement.

  2. Nachweis typischer Veränderungen im Sinne einer CCSVI mit Flussbeschleunigung in der linken V. jugularis interna, dorsalem venösem Kollateralkreislauf im Halsbereich und fehlender Kollabierung der V. jugularis interna beidseits im Sitzen.

  3. Unauffälliges Azygos-System.

  4. Neben auch bei Gesunden häufig vorkommenden Stenosen im oberen jugularen Level, die wohl nicht relevant sind, und einer wohl auch nicht relevanten Einengung im mittleren Level der rechten V. jugularis interna durch die A. carotis im Bereich der Bifurkation sieht man eine Stenosierung des unteren Levels der linken V. jugularis interna mit kranial hiervon prästenotischer Erweiterung. Dieser Bereich sollte angiographisch genauer evaluiert und gegebenenfalls dilatiert werden.

Wir haben Ihre Unterlagen an Prof. Sievert weitergeleitet. Er wird sich in den nächsten Wochen bei Ihnen melden, um einen Termin zur Beprechung und gegebenenfalls Angiographie/Angioplastie zu vereinbaren.

Für Rückfragen stehen wir Ihnen jederzeit gerne unter 069 / 50 50 00 90 zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

gez. Dr. med. Stefan Zapf, FA für Radiologie

gez. Dr. med Kirsten Holsteg, FÄ für diagnostische Radiologie

Elke Langner, FÄ für Radiologie

Michael K. Stehling, Prof. Dr.med. Dr.phil. Dr.med.habil


Erste Veröffentlichung: 25.07.2010 Hinweise, Kommentare, Anmerkungen, Fragen? © 2010 Oliver Lenz
Letzte Änderung: 25.07.2010 Mail
http://www.cvo6.de