Homepage von Oliver Lenz


BUNDESVERSICHERUNGSANSTALT FÜR ANGESTELLTE

Ihre Nachricht vom 30.05.2005

Kurzmitteilung:
Sehr geehrter Herr Lenz,
beiliegend erhalten Sie wie gewünscht eine Kopie des Gutachtens vom 20.04.2005.

Über Ihren Rentenantrag erhalten Sie in Kürze einen Bescheid.


Vers.: Lenz, Oliver, geb. am 15.05.1966
wohnh. in 14471 Potsdam, Carl-von-Ossietzky-Str. 6

Vers.-Nr. 44 150566 L 009
S. 1

Folgende Fremdunterlagen wurden vom Versicherten zur Verfügung gestellt:

Epikrise - St. Josefs-Krankenhaus Potsdam - Neurologische Abteilung - stat. Aufenthalt vom 04.10.01 - 18.10.01

Epikrise - Median-Klinik Grünheide - Rehabilitationsklinik für Neurologie - stat. Aufenthalt vom 23.10.01 - 20.11.01

Epikrise - Neurologische Rehabilitationsklinik Beelitz-Heilstätten - stat. Aufenthalt vom 30.06.03 - 12.08.03

Epikrise - St. Josefs-Krankenhaus Potsdamn - Neurologische Abteilung - stat. Aufenthalt vom 12.04.04 - 16.04.04

Epikrise - St. Josefs-Krankenhaus Potsdam - neurologische Abteilung - stat. Aufenthalt vom 10.03.04 - 13.03.04 Anmerkung OL: muß "05" heißen.

cMRT-Befund vom 25.09.2001 - Röntgeninstitut am Rathaus Steglitz

MRT der BWS vom 03.08.2004 - Radiologische Praxis Dr. R. Kurth Potsdam

cMRT-Befund vom 06.06.2002 - Praxisgemeinschaft Prof. Weiss/Dr. Keven Berlin

MRT der HWS vom 07.10.2002 - Radiologische Praxis Dr. Teller Potsdam

cMRT vom 15.07.2004 - Radiologische Praxis Dr. Teller Potsdam

MRT der HWS vom 22.07.2004 - Radiologische Praxis Dr. Teller Potsdam

Eigenanamnese

Der Versicherte berichtet, daß er 1997 eine allmählich auftretende Schwäche der Beine bemerkt habe. Des Weiteren habe ihn eine Fußheberschwäche links beim Gehen behindert. Zusätzliche waren Störungen der Feinmotorik und Gleichgewichtsstörungen aufgetreten. Im Oktober 2001 erfolgte ein stationärer Aufenthalt im St. Josefs-Krankenhaus Potsdam in der Neurologischen Abteilung. Dor wurde in Anbetracht der Untersuchungsbefunde (cMRT, Liquor, Elektrophysiologie) die Diagnose einer Encephalomyelitis disseminate gestellt. Unter einer 5-tägigen intravenösen Therapie mit Methylprednisolon stellte sich keine Besserung der Symptomatik ein. Im Anschluss erfolgte eine erste Rehabilitationsbehandlung in der Klinik Grünheide bis 11/2001. 06-08/2003 erfolgte eine erneute neurologische Rehabilitationsbehandlung in der Neurologischen Rehabilitationsklinik Beelitz-Heilstätten. Im April 2004 kam es unter einer fieberhaften Shigellen-Enteritis zu einer Exazerbation der Symptomatik mit passagerer Gehunfähigkeit. Es sei jedoch nach Ausheilung des Infektes nicht zu einer vollständigen Remission auf das Ausgangsniveau gekommen. Im Rahmen eines grippalen Infektes kam es im März 2005 erneut zu einer akuten Verschlechterung, die wiederum zu einem stationären Aufenthalt im St. Josefs-Krankenhaus führte. Aufgrund des von Beginn an progredienten Krankheitsverlaufes mit Fehlen von abgrenzbaren Schüben wurde die Multiple Sklerose als primär progredient verlaufende Form gewertet.

Aktuelle Beschwerden

Der Versicherte berichtet über eine Einschränkung der Gehstrecke. Ohne Pause könne er mit Rollator eine Gehstrecke von 200 m bewältigen. Weiterhin berichtet er über eine abnorme Ermüdbarkeit, nach 15 min. körperlicher Arbeit fühle er sich erschöpft. In der linken Hand und im linken Fuß habe er ein Fremdkörpergefühl. Bei Arbeiten am Computer könne er nur eine Hand beim Eintippen auf der Tastatur einsetzen. Nach 20 - 30 min. verspüre er bei der Arbeit vor dem Bildschirm ein Druckgefühl hinter den Augen. Des Weiteren gibt der Versicherte Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen an. Diese bemerke er vor allem beim Go-Spiel. Früher habe er bis zu 8 Stunden am Stück gespielt. Aktuell habe er Mühe, sich für eine einzige Partie lang zu konzentrieren. Die Tätigkeit als Vorsitzender des Go-Spiel-Vereines habe er aufgeben müssen, da ihm häufig Fehler unterlaufen seien. Herr Lenz ist nicht mehr in der Lage seinen Haushalt alleine zu führen. Seine Mutter unterstütze ihn hierbei. Behindert fühle er sich hierbei vor allem dadurch, dass er nur eine Hand benutzen könne. Der Versicherte berichtet, er schlafe in Tageskleidung, da ihn das Umziehen sehr schwer falle. Lediglich einmal pro Woche bade er zusammen mit seinen Kindern, wobei ihm seine Exfrau helfe. Eine Pflegestufe habe der Versicherte bislang nie beantragt. Zusätzlich beeinträchtigt fühle er sich durch einen imperativen Harndrang. Selten träte auch eine Inkontinenz auf.

Allgemeine Anamnese

Größe 180 cm, Gewicht 76 kg, Appetit normal, Stuhlgang normal, imperativer Harndrang, selten Dranginkontinenz, einmal Nykturie, kein Nikotin, kein Alkohol, keine Einschlaf- oder Durchschlafstörungen, keine Allergien

Familienanamnese

Der Vater des Versicherten leidet an einem Lymphknoten-Karzinom. Ansonsten sind keine familär gehäuft auftretenden Erkrankungen bekannt.

Sozialanamnese

Der Versicherte lebt alleine und wird von der Mutter im Haushalt unterstützt. Er heiratete 1988 und lebt seit 1996 von der Ehefrau getrennt. Eine anschließende mehrjä#hrige Partnerschaft beendete er 2002. Zwei eheliche und zwei außereheliche Kinder sind 1989, 1991, 1998 und 2002 geboren.

Berufsanamnese

1982 bis 1984 Berufsausbildung zum Zerspanungsfacharbeiter
1987 bis 1993 Hochschulausbildung zum Diplomingenieur
07/1984 bis 10/1984 Arbeit als Zerspanungsfacharbeiter
1984 bis 1987 Wehrdienst
1993 bis 1998 Arbeit als Ingenieur
2002 bis 2003 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Informatik-Institut der Universität Potsdam Muß 2000 bis 2003 heißen
Seit 2003 arbeitslose

Medikamentenanamnese:

Es werden keine Medikamente eingenommen

Behandelnde Ärzte

Herr Dr. Gomann, Helene-Lange-Str. 1, 14469 Potsdam - Neurologi
Frau Vetter, Kastanienallee 6, 14471 Potsdam - FÄ für Allgemeinmedizin (Hausärztin)

Internistischer Befund

38-jähriger Versicherter in gutem Allgemein- und normosomen Ernährungszustand. RR: 150/90 mmHg. Puls 100/min. Haut und sichtbare Schleimhäute gut durchblutet. Keine Zeichen der manifesten cardio-pulmonalen Dekompensation. Cor: Herzaktion rhytmische, tachykard, 3. Herzton, keine pathologischen Geräusche. Pulmo: VA, keine RGs, Klopfschall sonor. Abdomen: Bauchdecke weich. Druckschmerz rechter Unterbauch. Peristaltik regelrecht. Hepar unter Rippenbogen palpabel. Kein Klopfschmerz über dem Nierenlager. Keine Ödeme.

Neurologischer Befund:

Kein Mengismus. Lhermitte Zeichen negativ. Hirnnerven: Pupillen rund, mittelweit, diskret anisocor, links größer rechts, bds. prompte Reaktion auf Licht und Konvergenz. Gesichtsfeld fingerperimetrisch unauffällig. Bulbusstellung regelrecht. Sakkadierte Blickfolge. Blickrichtungsnystagmus nach links. Korealreflex seitengleich auslösbar. Keine faziale Parese. Hypästhesie der linken Gesichtshälfte. Gaumensegel mittig, Würgereflex beidseits auslösbar, Zunge mittig. Dysarhrie. Motorik Im AHV diskretes Absinken links ohne Angabe von Schweregefühl. Im BHV Absinken links unter Angabe von Schweregefühl. Hüftbeugung links paretisch, Kraftgrad 4+/5 nach Janda, Fußheberparese links Kraftgrad 4/5 nach Janda. MER obere Extremität: lebhaft seitengleich, MER untere Extremität: PSR linksbetont mit verbreiteter Reflexzone links. ASR linksbetont, bds. mit erschöpflichem Klonus (links 5 sec. anhaltend, recht 3-4x). Bauchhautreflexe in den oberen Etagen beidseits schwach auslösbar, in den beiden unteren Etagen beidseits nicht auslösbar. Diskrete linksbetonte Paraspastik der unteren Extremitäten. Koordination: Im FNV linksbetonte deutliche Ataxie, im KHV linksbetonte Ataxie. Bradydiadochokinese links. Sensibilität: Angabe von Dysästhesie im Bereich des linken Unterschenkels, ansonsten ungestörte Sensibilität. Stand und Gang: Gangbild breitbasig, ataktisch mit angedeuteten Steppergang links. Zehengang eingeschränkt möglich. Hackengang nicht möglich. Tandemstand und Tandemgang sehr unsicher. Gehen unter Augenschluss unsicher. Unipedales Hüpfen links nicht möglich, rechts einmal möglich, verplumpt. Romberg-Versuch unsicher mit Fallneigung nach rechts bei Augenschluss.

Psychischer Befund

Der Versicherte ist wach, bewusstseinsklar, zu allen Qualitäten voll orientiert. Kein Hinweis auf depressive Verstimmung. Kein Hinweis auf inhaltliche oder formale Denkstörungen. Im Anamnesegespräch kein Hinweis für kognitiv-mnestische Defizite.

Diagnose:

Encephalomyelitis disseminata mit primär chronisch progredienten Verlauf.

Beurteilung:

Bei dem Versicherten besteht seit ca. 1997 eine primär progrediente Encephalomyelitis disseminata. Klinisch-neurologisch findet sich eine links- und beinbetonte Tetraparese, eine linksbetonte Paraspastik der unteren Extremitäten sowie eine linksbetonte Extremitätenataxie. Der Versicherte beklagt eine Störung von Gang und Gleichgewicht, eine rasche Erschöpfbarkeit, Störungen von Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit sowie eine Blasenstörung. Diese Symptome können als Folge einer Multiplen Sklerose betrachtet werden.

Zusammenfassend besteht bei Herrn Lenz eine Erwerbsunfähigkeit aufgrund der motorischen und kognitiven Störungen. Hinsichtlich des positiven Leistungsbildes ist eine bis zu maximal 2-stündige tägliche Tätigkeit zumutbar. Vorausgesetzt sind das Vorhandensein eines ungestörten Arbeitsraumes, eines gut strukturierten Aufgabenfeldes mit mehreren fest geregelten Pausen, fehlender körperlicher Belastung sowie Arbeit am Bildschirm für maximal 20 - 30 min. Eine neurologische Rehabilitation wäre zur Besserung der geminderten Leistungsfähigkeit ca. alle zwei Jahre empfehlenswert.

Da es sich bei der primär chronisch progredient verlaufenden Encephalomyelitis disseminata um eine fortschreitende Erkrankung handelt, ist eine Besserung der Beschwerden nicht anzunehmen. Bei der primär progredienten Multiplen Sklerose ist bisher noch kein überzeugender klinisch relevanter Wirksamkeitsbeweis einer immunmodulatorischen Therapie erbracht.

Die getroffenen Feststellungen gelten seit 12.04.2004, dies entspricht dem Zeitpunkt der stationären Aufnahmen im Rahmen des ersten schweren Infektes, der zu einer passageren Gehunfähigkeit und fortbestehender Behinderung führte.

gez. 
PD Dr. med. G. EbersbachF. Aurnhammer
ChefarztAss.-Ärztin
Sozialmedizinische Leistungsbeurteilung

A) Letzte berufliche Tätigkeit:
Wissenschaftl. Mitarbeiter am Informatikinstitut der Universität Ptd.

Beurteilung des zeitlichen Umfanges, in dem die letzte berufliche Tätigkeit ausgeübt wrden kann:
unter 3 Stunden

Die getroffenen Festellungen gelten seit:
12.04.2004

Besserung unwahrscheinlich:
ja

Dauer der Leistungsminderung voraussichtlich weniger als drei Jahre
nein

B) Positives und negatives Leistungsbild (allgemeiner Arbeitsmarkt)

1) Postives Arbeitsbild:
Folgende Arbeiten können verrichtet werden
leichte

Arbeitshaltung im Stehen
zeitweise

im Gehen
zeitweise

im Sitzen
ständig

Arbeitsorganisation
Tagesschicht

2) Negatives Leistungsbild
geistig/psychische Belastbarkeit
Bewegungs-/Haltungsapparat
Gefährdungs- und Belastungsfaktoren

4) Beurteilung des zeitlichen Umfanges, in dem eine Tätigkeit entsprechend dem positiven und negativen Leistungsbildes ausgeübt werden kann:
unter 3 Stunden

Diagnosen
Multiple Sklerose primär chronisch-progredient

Diagnosenschlüssel ICD-10-GM
G.35.20

Diagnosesicherh.
G

5) Die getroffenen Feststellungen gelten seit 12.04.2004
Besserung unwahrscheinlich
ja

Dauer der Leistungsminderung voraussichtlich weniger als drei Jahre
nein

7) Werden Leistungen zur Teilhabe zur Besserung einer erheblich gefährdeten oder geminderten Leistungsfähigkeit oder zur Erhaltung eines Arbeitsplatzes vorgeschlagen?
Leistungen zur medizinischen Rehabiltation
ja

Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben
nein

9) Wurden wesentliche, bisher unbekannte Erkrankungen oder Krankheitskomplikationen festgestellt?
nein

10) Für die Fahrt zur Untersuchen war erforderlich:
a) öffentliche Verkehrsmittel
ja

b) PKW
nein

c) eine Begleitperson
ja

Priv.-Doz. Dr. med. G. Ebersbach
Facharzt für Neurologie
Kliniken Beelitz GmbH
Parkinson-Klinik
Paracelsusring 6a
14547 Beelitz-Heilstätten

10.05.2005
gez.


Erste Veröffentlichung: 19.06.2004 Hinweise, Anmerkungen, Fragen? © 2004-2005 Oliver Lenz
Letzte Änderung: 19.06.2005 Mail oder Gästebuch
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