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Statistik: Die merkwürdigen Ansichten der Frequentisten

Geschrieben von Oliver Lenz am 20. Dezember 2005 17:01:08:

Die gängige Statistik sagt ja nun folgendes:

Und genau das ist der springende Punkt! Der Normalverbraucher oder, bitte sehr, der Normalpatient wird sagen: "Ich unterwerfe mich der Therapie samt Nebenwirkungen, wenn ich mit mindestens 80%iger Sicherheit annehmen darf, daß die Therapie mir hilft."

Diese Aussage wird aber nicht gemacht. Nach der reinen Lehre wird eben gesagt: hilft oder hilft nicht, Prozentangaben sind Schwachsinn.

Dies ist aber eine ideologische Position, die meilenweit am konkreten Problem des konkreten Patienten vorbeigeht!

Und außerdem: Unsinn. Denn wie sieht es denn aus bei den berühmten "Respondern"? Eine Therapie mag bei nur 30% der Patienten - eben den Respondern - anschlagen (möglicherweise ist das genetisch bedingt).

Muß nun nicht auch der verstockteste Frequentist (diese vertreten obengenannten Wahrscheinlichkeitsbegriff) nicht sagen: "Ohne weitere Kenntnis der genetischen Lage wird Ihnen wird diese Therapie mit 30%iger Sicherheit helfen"?

Daß die Reduzierung der Vorhersagen auf "Richtig und Falsch" völlig am Leben vorbeigeht, sehen wir doch schon ganz bequem daran, wenn z. B. der Wetterbericht sagt: "Morgen wird es 70%iger Wahrscheinlichkeit regnen" - und wir daraufhin einen Regenschirm einstecken.

Ein Frequentist müßte nun sagen: "Was für ein Schwachsinn da schon wieder im Radio gesagt wird! Morgen regnet es entweder, oder es regnet nicht!! Es gibt nichts dazwischen und schon gar kein "70%"!

Interessant wird es dann nur, ob der Frequentist nun einen Regenschirm einsteckt oder nicht... Es liegt klar auf der Hand, daß der Frequentist auf seine Art recht hat: Tatsächlich wird es morgen regnen oder nicht - aber als Hilfe bei der Entscheidung, ob ich einen Regenschirm mitnehme oder nicht, ist diese Art der Betrachtung vollkommen ungeeignet und fehl am Platze!

Da lob ich mir doch eine Aussage wie: "Es regnet mit 70% Wahrscheinlichkeit." Und je nachdem, was ich vor habe - z. B. Freiluftkino vs. normales Kino - werde ich aus dieser Wahrscheinlichkeitsangabe meine ganz individuelle Entscheidung treffen, ob ich einen Regenschirm mitnehme, oder gar mein Vorhaben im Ganzen aufschiebe.

Und wer das nicht genauso tut - auch ohne je etwas von Statistik gehört oder gelesen zu haben - der ist entweder meschugge, oder er diskutiert hier mit uns über einen frequentistische Art und Weise der Betrachtung, die bei mir entweder Bedauern auslöst oder blanke Wut. :-((

... Und damit das alles nicht so theoretisch abläuft, erweitern wir das Beispiel mit der Regenvorhersage auf eine Therapieempfehlung bei MS...


Erste Veröffentlichung: 20.12.2005 Hinweise, Anmerkungen, Fragen? © 2005-2006 Oliver Lenz
Letzte Änderung: 30.01.2006 Mail oder Gästebuch
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