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Statistik: K(l)ein(er) Fehler bei der Behandlung der Multiplen Sklerose?

Geschrieben von Oliver Lenz am 02. März 2004 10:48:18:

Wenn der Unterschied zwischen zwei Therapien klein ist - ist nicht der Fehler, wenn man sich irrtümlich für die schwächere Therapie entscheidet, ebenfalls klein?

Ich denke dabei an die verschiedenen "Prophylaxe"-Therapien bei MS: Die Unterschiede in der Wirksamkeit sind doch, wenn überhaupt, gering. Jedenfalls besagen das die Studien. Von daher ist es egal, welchen Therapieweg man beschreitet: Der Fehler kann niemals groß sein.

Das finde ich irgendwie beruhigend. Die suboptimale Therapie ist fast so gut wie die optimale. Mir würde solch ein Gedanke die Last der Entscheidung leichter machen.

Aber, jetzt zu Ende gedacht: Die MS verläuft ohne bzw. mit Therapie meßbar unterschiedlich (ich will das jetzt und hier gar nicht bestreiten), aber der Unterschied ist nicht überwältigend (ich glaube, das ist Konsenz).

Also KANN der Verzicht auf die Therapie auch kein überwältigend großer Fehler sein.

Ich glaube, mir wurde hier schon mal "therapeutischer Nihilismus" vorgeworfen. ;-)

Sei es wie es sei: Wo steckt denn der Fehler bei meiner Betrachtung?


Geschrieben von Oliver Lenz am 03. März 2004 14:20:43:

Als Antwort auf: Re: Kein _großer_ Fehler? kein Konsens ! geschrieben von rosi am 03. März 2004 13:26:55:

Ich habe gerade einen Text zu Immunoglobulinen vorliegen.

Dort wird berichtet, daß die Medikamentengruppe 0,5 Schübe pro Jahr erlitten hat, die Placebogruppe 0,8.

Das macht eine Verminderung um 37,5%. Oder, im Klartext: 0,3 Schübe pro Jahr weniger. (Noch anders gesagt: Alle drei Jahre wird ein Schub vermieden.)

Während mich ja noch die Zahl (fast 40%!) halbwegs beeindruckt hat, hat mich die zählbare Konsequenz (ein Schub in drei Jahren weniger) nicht so vom Hocker gerissen.

Und das meine ich.

Ich glaube nicht, daß dieses Resultat (und die anderen Studienergebnisse sind ja wohl nicht viel anders) als "berauschend" oder so bezeichnet werden kann. Viel eher trifft folgende häufige Aussage zu:

"Die Medikament wirken, aber die Wirkung ist nicht übermäßig. Aber solange wir nichts besseres haben, ist es das Mittel der Wahl."

Ich kann ja auch gleich mal sagen, wie ich mir eine wirklich "berauschende" Wirkung vorstelle:

"Mit dem Medikament ist eine Progression nicht mehr nachweisbar und Schübe treten nicht mehr auf."

Wenn die Medikamente so wären, dann würde ich nachdenken, was für mich unangenehmer ist:

die ohne Medikament voraussichtlich eintretenden Verschlechterungen oder die Nebenwirkungen.

Hätte das Medikament aber gar keine Nebenwirkungen, dann würde ich es ohne Bedenken anwenden.


Geschrieben von Coza am 03. März 2004 16:29:57:

Als Antwort auf: Re: kein Konsens ! geschrieben von Oliver Lenz am 03. März 2004 15:20:29:

Hallo Oliver!

Wenn man nur die subjektiv empfundenen Schübe betrachtet, dann hört sich die Verminderung um einen Schub in 3 Jahren nicht so umwerfend an. Es hängt natürlich auch davon ab, wie stark man von einem Schub belastet wird und ob diese sich wieder vollständig zurückbilden. Für einen noch Berufstätigen ist natürlich jeder Schub eine kleine Katastrophe.

Unbesehen davon läuft natürlich die Axondegeneration weiter, das Hauptziel der Therapie ist ja, prognostisch etwas zu erreichen.

Viele Grüße

Coza


Geschrieben von Oliver Lenz am 03. März 2004 22:33:29:

Als Antwort auf: Re: kein Konsens ! geschrieben von Coza am 03. März 2004 16:29:57:

Naja, aber man könnte doch auch schreiben:

Mit Medikament gehen jährlich 50.000 Axone zugrunde, ohne Behandlung 80.000. (Die Zahlen sind wohl zu gering, aber das Verhältnis müßte doch ganz grob stimmen?)

Ich müßte mich also 3 Jahre behandeln, um knapp 100.000 Axone zu erhalten.

Hmm. Komische Zahlen. Schwirren so durch die Luft. Unter Schüben kann ich mir - auch wenn ich selber noch keinen hatte - ja etwas vorstellen. Aber was sind 100.000 Axone? (Oder 1.00.000?)

Daß es in MS-Herden zu Axonverlust kommt, ist ja nun wohl gesichert. Aber welche Folgen haben genau diese Axonverluste? Welche Überlegungen gibt es da? Die körperlichen Ausfälle? Das Fatigue?

Gruß Oliver


Erste Veröffentlichung: 2004 Hinweise, Anmerkungen, Fragen? © 2004-2005 Oliver Lenz
Letzte Änderung: 20.07.2005 Mail oder Gästebuch
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