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Statistik: Nach Übersee?

Geschrieben von Oliver Lenz am 28. Dezember 2005 14:43:20:

>Wie gesagt, schau ich mir Statistiken gerne genau an. Darf ich dich dazu was fragen? Da wird fürs Studiendesign ja im Vorhinein festgelegt, wie viele Probanden nötig sind, um eine einigermaßen zuverlässige Aussage zu erhalten. Nun findet man immer wieder Probandenzahlen von zB 30. Ist das bei einer so vielfältig ausgeprägten Krankheit, wie der MS nicht mehr als lächerlich? Was bezweckt man mit solchen Studien, eine gute Manipulierbarkeit? Hofft man (was ja oft genug der Fall ist), dass danach niemand mehr nach den Grunddaten der Erhebung und nach dem Studiendesign fragt?

Das ist ja folgendermaßen: Studien werden meist so durchgeführt, daß ein Medikament (Varum) gegen ein Scheinmedikament (Placebo) getestet wird.

Jetzt ergeben sich in der Placebogruppe durchaus andere Werte im Auskommen der Patienten als in der Varumgruppe. Schon durch Zufall alleine. Erst recht natürlich, wenn das Medikament wirksam ist.

Wenn jetzt dieser Unterschied im Auskommen der Gruppen nicht mehr so richtig durch Zufall allein erklärt werden kann - genauer gesagt, in weniger als 5% der Fälle (Signifikanzschwelle), DANN schließt man, daß das Medikament wirksam ist.

Eine Studie mit 30 Personen kann schon zu einem signifikanten Ergebnis führen und somit die Wirksamkeit eines Medikamentes belegen.

Es tritt aber ein anderes Problem auf: Wenn das Medikament nur wenig wirksamer ist, als z. B. das Placebo, dann wird dieser Unterschied im Auskommen der Patienten nicht gefunden werden! Wenn er nämlich mit z. B. 10% Wahrscheinlichkeit durch reinen Zufall entstanden sein könnte, habe ich keinen "Beweis" für die Wirksamkeit gefunden. Das Medikament ist nicht signifikant besser - und wird somit als unwirksam betrachtet.

Klar, daß ich bei hoher Teilnehmerzahl einen geringen Unterschied eher finden werde, als bei kleinen Zahlen.

Stellen wir uns doch einen Würfel vor, der manipuliert ist, so daß er häufiger eine Sechs würfelt. Wenn er bei jedem einzelnen Wurf und immer wieder eine 6 würfelt, kriege ich das nach wenigen Würfen raus. Der Unterschied ist zu groß, als das er übersehen werden kann.

Wenn der Würfel aber nur ein kleines bißchen manipuliert ist, so z. B., daß er in 20% der Fälle eine 6 würfelt (statt bei 1/6 => 16,7%), dann werde ich schon eine sehr große Serie würfeln müssen, um den Würfel als Betrüger entlarven zu können.

Genauso ist es halt bei Studien, wenn man mit Hilfe einer Signifikanz einen Unterschied feststellen möchte. Ist der Unterschied groß, brauche ich nur wenige Patienten. Ist der Unterschied klein, brauche ich viele.


Erste Veröffentlichung: 2006 Hinweise, Anmerkungen, Fragen? © 2006 Oliver Lenz
Letzte Änderung: 30.01.2006 Mail oder Gästebuch
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