Protokoll der Hospitationen 10./11.06.2013

Aus cvo6
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Inhaltsverzeichnis

Protokoll 1

Blatt 2

PflegeStützpunkt
Landeshauptstadt Potsdam
Neutrale Pflegeberatung und -koordination

Pflegeprotokoll

Hospitation:
Hospitation am: 10.06.2013
Zeitraum: 08:00 - 14:07 Uhr
Beobachtung durch: Pflegefachkraft/Verwaltungsfachkraft
Beobachtungsort: Privatwohnung (Hausbesuch)
Pflegestufe: III

Beobachtung des Pflegeprozesses durch:

Name, Vorname: B.
Geschlecht: weiblich
Beruf(e): Altenpflegerin
(mit Qualifizierung zur Qualitätsbeauftragten gem. § 80 SGB XI)
Verwaltungsfachangestellte
Verwaltungs-Betriebswirtin (VWA)
Arbeitgeber: Stadtverwaltung Potsdam
Fachbereich Soziales, Gesundheit und Umwelt
Funktion: Sozialberaterin im Pflegestützpunkt

Antragsteller:

Name, Vorname: Lenz, Oliver
Geburtsdatum: 15.05.1966
Anschrift: Carl-Von-Ossietzky-Straße 6
14471 Potsdam Brandenburger Vorstadt

zuständige Pflegekräfte:

Name der Pflegeperson: Herr C.
(im Bericht als "Pfleger C" benannt)
Geschlecht: männlich
Beruf: Heilerziehungspfleger
Dienstzeiten: Sonntag, 09.06.2013 (18:00 Uhr) bis
Montag, 10,06:2013 (10:15 Uhr)
- inklusive Ruhe-/Bereitschaftszeiten in der Nacht -
Name der Pflegekraft: Herr P.
(im Bericht als „Pfleger P“ benannt)
Geschlecht: männlich
Beruf: Kulturhistoriker
Dienstzeiten: Montag, 10.06.2013 (09:45 Uhr) bis
zum unbekannten Zeitpunkt

Diagnosen:

  • Multiple Sklerose
  • Läsionen der BW und HWS
  • linksbetonte Tetraparese
  • Mobilitätseinbußen, funktionale Einschränkungen
  • inkomplette Harninkontinenz

Wohnsituation/Ausstattung:

  • bewohnt Dachgeschosswohnung in der 3. Etage eine Mehrfamilienhauses ohne Fahrstuhl
  • Aufsuchen und Verlassen der Wohnung durch Treppensteiger; Bedienung durch Pflegekraft
  • keine Türschwellen in der Wohnung
  • 2 Treppenstufen in der Küche; Übergang in das Balkonzimmer
  • Badezimmer mit Wanne
  • schnurloses Telefon
  • Arbeits- und Schlafbereich in einem Zimmer
  • Schlafbereich: 2 Matratzen am Fenster auf dem Boden liegend; kein Bettgestell, kein Lattenrost
  • alleinlebend

Blatt 3

A Pflegeprozess

8:00 Uhr
Der eigentliche Pfleger (laut Dienstplan) ist erkrankt. Herr L. berichtet mir, dass er immer gegen 8 Uhr morgens das Bett verlässt.
Pfleger C dreht Herrn L. auf den Bauch, die Beine von Herrn L. werden gedehnt und gestreckt als Lockerungsübungen gegen die Spasmen in den unteren Extremitäten.
Im Anschluss robbt sich Herr L. von der Matratze auf den Boden vor der Matratze, wo Pfleger C das Transfergeschirr (Netz) für den Patientenlifter Herrn L. anlegt.
Durch den Lifter wird Herr L. von Pfleger C in den Rollstuhl transferiert. Korrektur der Sitzposition erfolgt allein durch den Pfleger. Mithilfe seitens Herrn L. ist wegen der Grunderkrankungen und der daraus resultierenden Immobilität der unteren Extremitäten nicht möglich.
08:12 Uhr; Herr L. wird in das gegenüberliegende Bad vom Pfleger C gefahren.

08:12 bis 08:35 Uhr
Im Badezimmer erfolgt das Haare kämmen, das Rasieren (elektronische Trockenrasur) und das Entfernen, die Reinigung und das Wiedereinsetzen der Zahnteilprothese allein durch den Pfleger C. (vollständige Übernahme).
Herr L. ist bemüht bei den Verrichtungen mitzuwirken und kann mit dem rechten Arm teilweise den Wasserhahn öffnen und schließen. Auch bei der Zahnreinigung versucht er alleine mit der elektronischen Zahnbürste die Zähne zu reinigen, was ihm nicht ganz gelingt. Die Zahnreinigung erfolgt abschließend durch den Pfleger C mit der elektronischen Zahnbürste. Zahncreme wird bei def Zahnreinigung nicht verwendet.

Eine Körperwaschung erfolgt nicht, da für den späten Vormittag das Duschen erfolgen soll. Herr L. berichtet mir, dass seine weibliche Pflegekraft in der Lage ist ihn alleine zu duschen, aber das Duschen durch die männlichen Pflegekräfte erfolgt immer zu zweit.

08:36 bis 09:45 Uhr
Herr L. wird in sein Zimmer gefahren und der Pfleger C zieht Herrn L. die Kompressionsstrümpfe an. Danach wird Herr L. an seinen PC-Arbeitsplatz gefahren. Pfleger C nimmt eine gefüllte Urinflasche vom Arbeitsplatz und leert die Flasche im Badezimmer.

Durch den Pfleger C wird Herr L. in die Küche gefahren. Dort erfolgt die Vorbereitung und mundgerechte Zubereitung des Frühstücks durch den Pfleger C.
Herr L. sitzt in der Zeit seitlich zum Küchentisch am Übungsgerät (Motomed Viva 2: Übungstretgerät für die oberen und Unteren Extremitäten).
Seine Frühstücksschnitte (mundgerechte Zubereitung durch den Pfleger C) nimmt Herr L. mit Hilfe einer Gabel eigenständig zu sich. Die Kaffeetasse wird ihm zum Trinken vom Pfleger C an den Mund gehalten.
Während des Frühstücks trainiert Herr L. weiter am Übungsgerät. Währenddessen beginnen die unteren Extremitäten zu zittern und Herr L. beklagt starke Spasmen in den Beinen.
Nach Abschluss der Übungen wird Herr L. frontal an den Küchentisch geschoben. Danach kann Herr L. selbständig trinken mit einer Tasse. Die Kaffeetasse schlägt bei fast jedem zweiten Absetzen stark auf die Tischoberfläche auf. Herr L. erzählt, dass er das Anheben und das Ansetzen der Tasse an den Mund besser kontrollieren kann als das Absetzen der Tasse.

Auf Bitten von Herrn L. werden die Kompressionsstrümpfe ausgezogen, als Vorbereitung auf das Duschen.

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Herr L. erzählt mir, dass er nachts nicht länger ais 6 Stunden schlafen kann, weil er sonst am nächsten Tage starke Rückenschmerzen hat und er durch das lange Liegen grundlegend eine schlechte körperliche Verfassung erlangt.
Er bekommt nach eigener Aussage ca. 6-mal in der Woche Physiotherapie.


Herr L. und Pfleger C berichten mir, dass Pfleger C am Vorabend um 18:00 Uhr seinen Dienst begonnen hat. Da der Pfleder C wegen der rechtlichen Arbeitszeitenregelung nicht durchgehend arbeiten darf, hatte er in dieser Zeit Ruhe-/Bereitschaftszeiten.
Nach Angaben von Herrn L. und Pfleger C habe der Pfleger zwischen 2:00 und 4:00 Uhr in der Nacht geschlafen.

Herr L. berichtete, dass er nachts nach den Pflegern ruft, wenn er Hilfe benötigen würde. Der jeweilige Pfleger schläft nachts im Nebenzimmer.

09:45 Uhr bis 10:20 Uhr
Pfleger P trifft ein. Da Herr L. seine Notdurft verrichten muss, verlassen der Pfleger P und ich die Küche und gehen auf den Flur.

Herr L. verrichtet seine Notdurft im Rollstuhl im Stehen (Stehrollstuhl), Pfleger C leistet währenddessen Hilfe beim Ausscheiden durch Ent- und Bekleiden und das Halten der Urinflasche.

Währenddessen berichtet mir Pfleger P, dass Herr L. nachts 3 bis 5mal versorgt werden muss und sei Herr L. erkrankt, beispielsweise an einem grippalen Infekt, ist der Bedarf der nächtlichen Versorgung zusätzlich erhöht.
Nach Angaben vom Pfleger P muss Herr L. nachts gelagert werden, er benötigt Hilfe beim nächtlichen Wasserlassen und es muss einä Kontrolle erfolgen, ob die Wasserflasche von Herr L. noch gefüllt ist.
Pfleger P erzählt mir, dass er Herrn L. bisher noch nicht geduscht habe und er den Pflegeberuf nicht gelernt hat. Pfleger P ist Kulturhistoriker.

Wir gehen zurück in; die Küche und Herr L. wird im Anschluss in das Badezimmer gefahren. Dort wird er von beiden Pflegern entkleidet und auf das Badewannensitzbrett über der Badewanne transferiert. Pfleger P hält Herrn L. während des Duschens an den Schultern fest, dass Herr L. nicht nach vorne fallen kann. Pfleger C wäscht die Haare von Herrn L. und duscht ihn komplett (vollständige Übernahme).
Herr L. versucht sich in dieser Zeit mit seinem rechten Arm am Sitzbrett festzuhalten, was nur bedingt aufgrund der Einschränkungen in den oberen Extremitäten möglich ist.

Nach dem Duschen wird Herr L. von beiden Pflegern in den Rollstuhl transferiert. Darin wird er angekleidet von Pfleger C (vollständige Übernahme).
Pfleger P bestückt die Waschmaschine im Badezimmer und startet eine Waschladung Buntwäsche.

Pfleger C verabschiedet sich in den Feierabend und verlässt die Wohnung um 10:17 Uhr.

Herr L. wird in sein Zimmer gefahren. Dort werden ihm die Kompressionsstrümpfe durch den Pfleger P angezogen.

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10:20 bis 10:45 Uhr
Herr L. wird an. seinen PC-Arbeitsplatz gefahren. Pfleger P verlässt kurz den Raum um das Bad zu reinigen.

Danach setzt sich Pfleger P neben Herrn L. an den zweiten Arbeitsplatz. Beide PC-Arbeitsplätze sind miteinander verbunden, was eine parallele Steuerung und Bedienung ermöglicht. Die Darstellung auf den Monitoren ist entsprechend gleich.
Herr L. versucht, seine PC-Maus mit der rechten Hand zu bedienen, aber das gelingt nicht dauerhaft wegen der Einschränkungen in den oberen Extremitäten.

Herr L, diktiert dem Pfleger P die Eingaben für den PC. Es werden in der Zeit E-Mails gelesen, Termine diktiert und sonstige büroorganisatorische Aufgaben durchgeführt.
Herr L. erzählt mir, dass er Schriftführer im Pörderverein der Montessori Schule Potsdam ist. Wenn er dort die Veranstaltungen besucht, nimmt er immer eine Assistenzkraft wegen dem zu schreibenden Protokoll mit.

10:45 Uhr bis 12:30 Uhr

Auf Wunsch wird Herr L. auf die Toilette gesetzt und bleibt einige Minuten alleine im Bad zurück. Pfleger P verlässt kurz die Wohnung und ist nach ca. 1 bis 2 Minuten wieder zurück.
Um 11:00 Uhr kommt die Mutter vom Herrn L. in die Wohnung. Sie begrüßt alle und geht in die Küche. Dort teilt sie ihren mitgebrachten Kuchen auf 2 Teller auf.
Das Telefon läutet und die Mutter bringt Herrn L. das Telefon ins Badezimmer. Am Telefon ist der Pfleger, der heute eigentlich Dienst hätte. Er sagt Bescheid, dass er bis einschließlich Freitag krankgeschrieben ist.

Herr L. wird von der Toilette in den Rollstuhl gesetzt und Pfleger P fährt ihn zur Mutter in die Küche. Dort folgt eine kurze Unterhaltung mit der Mutter und dann verabschiedet sie sich von uns und verlässt wieder die Wohnung.

Es ist 11:15 Uhr und Herr L. wird wieder an seinen PC-Arbeitsplatz gefahren. Pfleger P führt die Arbeiten am PC nach den Wünschen des Herrn L. durch.

Herr L. muss seine Notdurft verrichten. Dies geschieht wieder im Stehen im Stehrolii und Pfleger P assistiert mit der Urinflasche.

Danach arbeiten beide weiter am PC. E-Mails werden gelesen und beantwortet und der Dienstplan wird geändert wegen der Krankmeldung des einen Pflegers. Dabei muss jede Taste/Eingabe am PC angesagt werden.
Herr L. versucht in der Zeit wiederholt seine Arme durchzustrecken. Vermutlich um die Muskulatur zu lockern bzw. Spannungen zu lösen.
Während der Arbeiten trinkt Herr L. selbständig Wasser aus einer Kunststoffflasche mit Sportverschluss. Der Pfleger P muss in dieser Zeit einmal die Flasche wieder aufrichten, da sie beim Abstellen durch Herrn L. umgestürzt ist und er sie nicht aufstellen konnte.

Mit dem linken Arm kann Herr L. gar nicht am PC arbeiten. Mit dem rechten Arm kann er kurzweilig bedingt die Maus am PC bedienen.

Ca. 12:00 Uhr wird Herr L. in seinen anderen Rollstuhl transferiert und mit dem Treppensteiger in das Erdgeschoss gefahren, im Erdgeschoss befindet sich ein Rollstuhl mit Hebelantrieb.

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Herr L. bittet Pfleger P vor dem Transfer in den Rollstuhl mit Hebelantrieb diesen an den wichtigen Stellen zu ölen. Pfleger P geht zurück ins Haus und holt das Ölspray und erledigt die Ihm übertragene Aufgabe.

Bei dem Eingang zum Haus findet sich links und rechts ein Zaunsockel mit einem Zaun oben drauf. Pfleger P hilft Herrn L aus dem Rollstuhl und dieser hält sich an dem Zaun vor dem Haus fest. Pfleger P will den Rollstuhl hinter Herrn L. wegziehen, um den Rollstuhl mit Hebelantrieb hinten ihn stellen zu können. Doch Herr L. äußert den Bedarf seine Notdurft verrichten zu müssen. Pfleger P führt erst mal keinen Rollstuhlwechsel durch, sondern entkleidet den Unterkörper von Herrn L. und assistiert beim Urinieren mittels halten der Urinflasche vor der Haustür.

In dieser Zeit kann eich Herr L. nur noch schwer halten und muss wieder in den Rollstuhl gesetzt werden. Dies muss in Eile erfolgen, da Herrn L. die Kräfte verlassen. Für das Bekleiden bleibt keine Zeit mehr. Nach kurzem Pausieren wird der Unterkörper von Herrn L. durch Pfleger P wieder bekleidet und er wird in den Rollstuhl mit Hebelbetrieb transferiert.

Die Transfersituation ist erschwert, da in diesem Transferbereich (Eingang zum Haus) ein Fahrrad am Zaun angeschlossen ist, trotz Verbotsschildern links und rechts.
Dadurch wird der Transferbereich stark eingeschränkt und der Transfer stark erschwert.

Die Urinflasche wird im Blumenbeet entleert.

Im Anschluss fährt Herr L. den Rollstuhl mit Hebelbetrieb und wird dabei leicht vom Pfleger P geschoben. Während der Fahrt zur Physiotherapie muss der Pfleger P mehrmals die Hände von Herrn L. in die Griffe der Hebel schieben, da die Hände beim Fahren herausrutschen und Herr L. nicht selbständig die Hände wieder um die Griffe legen kann.

Gegen 12:35 Uhr treffen wir bei der- Physiotherapie in der Zeppelinstraße in Potsdam-West ein.

12:30 Uhr bis 14:0? Uhr
Herr L. wird vom Pfleger P in den Behandlungsraum gebracht. Während der Behandlung warten wir beide im Wartebereich.
Nach der Behandlung wird Herr L. auf die Toilette ins Erdgeschoss gefahren um seine Notdurft zu verrichten. 13:20 Uhr verlassen wir das Gebäude.

13:25 Uhr fahren wir in das benachbarte Lebensmittelgeschäft und Herr L. kauft 2 Maiskolben, 2 Auberginen, 2 Zucchini und einen Rettich.

Nach dem Einkauf verlassen wir das Gebäude und fahren in die Nansenstraße zur Sparkasse. Nach dem Verlassen per Sparkasse möchte Herr L mit dem Pfleger P zum Aufpumpen der Rollstuhlreifen fahren.

Es ist 14:07 Uhr und ich verabschiede mich an dieser Stelle und beende die Hospitation.

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B Ressourcen/Beeinträchtigungen

  • Halte- und Greiffunktion mit linker Hand nicht möglich
  • Halte- und Greiffunktion mit rechter Hand mit Einschränkung möglich, z.B.:
    • Gabel/Löffel kann grobmotorisch gehalten werden
    • Trinkflasche aus Kunststoff/Tässe kann er alleine aufnehmen, aber nicht lange halten wegen mangelnder Kraft im rechten Arm
  • Rollstuhlpflicht
  • alle Transfers erfolgen durch das Pflegepersonal, z.T. wird der Patientenlifter genutzt
  • Transfer auf das Badewannensitzbrett erfolgt mit 2 Pflegepersonen
  • Korrektur der Sitzposition erfolgt durch Pflegeperson
  • Bedienung Treppensteiger erfolgt durch Pflegeperson
  • Obstipationsneigung mit häufigem Stuhldrang (nach Angaben von Herrn L.)
  • Schmerzen im BWS- und HWS-Elereich (nach Angaben von Herrn L.)
  • inkomplette Harninkontinenz

C Bemerkungen

Schmerzen im BWS- und HWS-Bereich
Herr L. beklagt Schmerzen im Bereich der Hals- und Brustwirbelsäule. Hier stellt sich die Frage, warum Herr L. nicht in einem Bett/Pflegebett mit Lattenrost und Matratze übernachtet. Der Liegekomfort könnte dadurch ggf. verbessert werden und die Schmerzen im BWS- und HWS-Bereich ggf. gemindert werden. Darüber hinaus könnte sich der Lagerungswechsel des Herrn L. in der Nacht für das Pflegepersbnal rückenfreundlicher gestalten.

Inkomplette Harninkontinenz
Während meiner Hospitation musste Herr L. mehrmals am Vormittag urinieren. Auf dem Weg zur Physiotherapie erfolgte das Urinieren vor dem Hauseingang auf dem Bürgersteig mit entblößtem Unterkörper. Ggf. wäre hier der Gebrauch von Inkontinenzprodukten (IKP) zu überdenken während der Aktivitäten außer Haus (z.B. Kondomurinal oder sonstiges IKP nach ärztlicher Verordnung). Vordergrund sollte sein, die Intimsphäre des Herrn L. zu schützen und sein Schamgefühl zu wahren.
Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob das Urinieren in der Öffentlichkeit und das Entleeren der Urinflasche im Blumenbeet nicht bereits das Erregen öffentlichen Ärgernisses gemäß § 183a Strafgesetzbuch (StGB) darstellt.

Ruhe-/Bereitschaftszeiten
Nach eigenen Angaben von Herrn L. und Pfleger C, hatte der Pfleger C am Vorabend um 18:00 Uhr (Sonntag, 09.06.2013) seinen Dienst begonnen. Da der Pfleger C wegen der rechtlichen Arbeitszeitenregelung (maximal 10 Stunden) nicht durchgehend arbeiten darf, hatte er laut eigener Aussage und der Aussage von Herrn L. in dieser Zeit Ruhe-/Bereitschaftszeiten zwischen 2:00 und 4:00 Uhr in der Nacht.

Potsdam, den 15.06.2013
gez. B.

Protokoll 2, 14:30 - 18:00

Protokoll des Hausbesuches bei Oliver Lenz
am 11.06.2013 von 14.30 - 18.00 Uhr

14.30 Uhr- Herr Lenz hatte gelegen, als ich kam half ihm der Pfleger von der Matratze mit Hilfe des Lifters in den Rollstuhl. Die Urinflasche wurde benutzt. Herr Lenz rasiert.

14.45 Uhr- Herr Lenz wurde zum Computer gefahren, der Assistent gab auf Weisung Änderungen am Dienstplan ein. Jeder Tastengriff wurde angesagt. Dann ging der Assistent abwaschen und Kaffee machen, Herr Lenz betätigte einige Zeit alleine den PC. Zwischendurch trinkt Herr Lenz alleine aus einer Flasche.

15.20 Uhr- Herr Lenz wurde in die Küche zum Kaffee geschoben. Er trank alleine aus einer Porzelantasse den heißen Kaffee. Der Assistent fegte inzwischen ein Zimmer.

15.40- Toilettengang mit Hilfe

15.45- ein neuer Assistent kommt. Er ist für einen erkrankten Assistenten kurzfristig eingesprungen.
Herr Lenz möchte mir das Go-Spiel zeigen, es wird gespielt und dabei erzählt.
Zwischendurch bringt der Assistent ihn 1x zur Toilette, legt den Arm wieder auf die Rollstuhllehne und hilft die Beine auf das Motomed zu fixieren. Herr Lenz übt ca. 15 min an dm Gerät, während weiter erzählt wird.
Der Assistent nimmt noch Wäsche vom Ständer und legt sie zusammen.

17.00 Uhr Herr Lenz wird ins Bad gefahren, frisch gemacht und umgezogen, Toilettengang.

17.25 Uhr Sachen zusammensuchen und mit Hilfe der Treppenraupe Fahrt nach unten ca 10 min
Herr bleibt im Rollstuhl und wird zur Straßenbahn geschoben. Während dieses Weges grüßen viele Leute, Pizzabäcker, Wirt einer Kneipe usw.

18.00 Uhr mit dem Bus fährt Herr Lenz zu einer Buchlesung in die Lindenstraße.

Einschätzung:
Herr Lenz scheint im Wohngebiet sehr integriert zu sein, die Bewältigung der Treppe ist unkompliziert möglich, benötigt jedoch Zeit.
Für die Hilfe am Computer wird für wenige Eingaben viel Zeit genutzt. Jeder Tastenklick wird vorgegeben.
Es war nicht zu erkennen, ob Herr Lenz irgendwelche Beschäftigungen mal alleine tätigt, vielleicht ein Buch lesen, Musik hören, fernsehgucken. Der Assistent scheint bei Leerräumen als Gesprächspartner zu dienen, um diese zu füllen.

S.
FM

Protokoll 3 21:00 - 5:00

  • Hausbesuch am: 10.06.2013 - 11.06.2013
  • Zeitraum: 21:00 bis 5:00 Uhr

Herr L. ist um 22:30 Uhr nach Hause gekommen mit seinem Pfleger (Herr P.). Der Zugang zur Wohnung erfolgt über das Treppenwerk. Der Pfleger fuhr Herrn L. im Rollstuhl mit einem Treppensteiger in das Dachgeschoss.

Das Abendessen nahm Herr L. zum Teil alleine zu sich. Teilweise benötigte er Hilfe seine Pfleger bei der Nahrungsaufnahme. Durch die Einschränkungen in den oberen Extremitäten kann er nicht immer alleine Essen. Oft geht viel Nahrung daneben wegen der motorischen Störungen.

Mit Hilfe vom Pfleger wurde Herr L. nach dem Abend von seinem Rollstuhl in seinen Stehrollstuhl transferiert.

Herr L. hat sich mit Hilfe des Pflegers im Bad für die Nacht fertig gemacht. Im Bad erfolgte eine Teilwaschung (Gesicht), Zahnreinigung und Toilettengang mit Hilfe und Unterstützung des Pflegers. Diese Verrichtungen dauerten 30 Minuten.
Wie Herr P. (Pfleger) schildert, gesundheitliche Situation bei Herrn L. seit März 2013 verschlechtert.

Um 0:20 Uhr ging Her L. schlafen. Herr L. schläft nicht in einem Bett, sondern auf zwei nebeneinander gelegten Matratzen in seinem Zimmer.

Herr L. war in der Nacht zweimal wach, einmal um 1:05 Uhr und 3:30 Uhr. Herr L. wurde vom Pfleger dabei auf der Matratze gedreht (Lagerungswechsel) und Getränke wurden ihm verabreicht und einmal musste Herr L. die Notdurft verrichten in eine Urinflasche.

Der Pfleger hat in der Nacht im Nebenzimmer geschlafen und wurde bei Bedarf über eine Klingel geweckt.

Um 05:00 Uhr war Herr L. wieder wach in der Nacht, da er durch mich beim Verlassen des Hausbesuches geweckt wurde.

gez. B.

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