Redebeitrag Hygienedemo
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Mein Name ist Oliver Lenz, ich bin seit 39 Jahren Potsdamer. Eine Erkrankung hat mich in den Rollstuhl gebracht, den ich seit 10 Jahren nutze. |
Mein Name ist Oliver Lenz, ich bin seit 39 Jahren Potsdamer. Eine Erkrankung hat mich in den Rollstuhl gebracht, den ich seit 10 Jahren nutze. |
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− | Zuerst mal und nicht zum Thema gehörend: Es ist Unsinn, mich als „Am Rollstuhl gefesselt“ zu bezeichnen. Nein, ganz im Gegenteil, der Rollstuhl bringt mir die Freiheit zurück, mir meinen Aufenthaltsort auszusuchen. Und so kann ich jetzt vor Euch stehen. (Es ist mir bewußt, daß ich sitze und nicht stehe.) |
+ | Ihr werdet lachen, aber der Rollstuhl hat auch Vorteile. So trage ich in keinen Fall eine sogenannte Alltagsmaske und werde nirgendwo auf mein Versäumnis hin angesprochen. Es habe bisher nur eine Ausnahme bemerkt: Als mich in der Straßenbahn eine ältere Dame mit Rollator der Rücksichtslosigkeit zieh. Von wegen, ich solle doch Rücksicht auf ihren angegriffenen Gesundheitszustand nehmen. – Ich habe offensichtlich die größeren Probleme! – Nun, oftmals wird meine Assistenz mit bösen Blicken und Gesten bedacht, davon weiß ich aber nur indirekt. – Egal, die Assistenz ist nicht mein Vormund; ich bin erwachsen genug, um selbst für mich zu entscheiden. |
− | Ihr werdet lachen, aber der Rollstuhl hat auch Vorteile. So trage ich in keinen Fall eine sogenannte Alltagsmaske und werde nirgendwo auf mein Versäumnis angesprochen. Es gab bisher nur eine Ausnahme: Als mich in der Straßenbahn eine ältere Dame mit Rollator der Rücksichtslosigkeit zieh. Von wegen, ich solle doch Rücksicht auf ihre Gesundheitseinschränkung nehmen... |
+ | Bei einer ganz anderen Gelegenheit wurde mir „Undankbarkeit“ vorgeworfen. Motto: Die Gesellschaft nimmt sonst was für Einschränkungen auf sich, um mich zu schützen. – Dankeschön. Aber hat schon jemand jemals einen alten und/oder kranken Menschen gefragt, ob er*sie geschützt werden will? Diesen bitteren Vorwurf mache ich allen Befürwortern der „Maßnahmen“: Ihr hättet die betroffenen Leute erst fragen sollen, ob sie das wollen! – Ich habe meine Eltern (83 und 84 Jahre alt) gefragt, ob ich weiterhin und trotz Corona zu Besuch kommen soll. Selbst wenn ich mich bewegen könnte, niemals könnte ich den Vogel, den sie mir daraufhin zeigten, adäquat wiedergeben! |
− | Bei einer ganz anderen Gelegenheit wurde mir „Undankbarkeit“ vorgeworfen. Motto: Die Gesellschaft nimmt sonst was für Einschränkungen auf sich, um mich zu schützen. – Dankeschön. Aber hat schon jemand jemals einen alten und/oder kranken Menschen gefragt, ob er*sie geschützt werden will? Diesen bitteren Vorwurf mache ich allen Befürwortern der „Maßnahmen“: Ihr hättet die betroffenen Leute doch bitteschön erst fragen sollen, ob sie das wollen? – Ich habe meine Eltern (83 und 84 Jahre alt) gefragt, ob ich weiterhin und trotz Corona zu Besuch kommen soll. Selbst wenn ich mich bewegen könnte, niemals könnte ich den Vogel, den sie mir daraufhin zeigten, adäquat wiedergeben! |
+ | Was ich jetzt sage, ist nicht lustig. Zwei meiner Assistent*innen erzählten mir von den Grausamkeiten, die stattfanden, als sie jeweils ihren alten Vater im Pflegeheim zum Geburtstag besuchen wollten. In einem Fall durften sie sich von Treppenplattform zu Treppenplattform Worte zurufen. Im anderen Fall durften sie zwar am Tisch sitzen, aber auf dem Tisch war eine Plexiglasscheibe aufgebaut. Die Unterhaltung mit dem 95-jährigen schwerhörigen Vater war praktisch nicht möglich! |
− | Was ich jetzt sage, ist nicht lustig. Zwei meiner Assistent*innen erzählten mir von den Grausamkeiten, die stattfanden, als sie jeweils ihren alten Vater im Pflegeheim zum Geburtstag besuchen wollten. |
+ | Artikel 2, Absatz 2 unseres Grundgesetzes garantiert den Menschen körperliche Unversehrtheit. Mit dem Verweis auf Artikel 2 werden andere Grundgesetzartikel außer Kraft gesetzt. Gut. Aber Artikel 1 und damit ALLEN anderen Artikeln vorstehend lautet: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Machen wir uns nichts vor, mit Verweis auf Artikel 2 wird die Würde des Menschen tausendfach mit Füßen getreten. Ich finde das zum Kotzen! |
Aktuelle Version vom 11. Juli 2020, 13:38 Uhr
Mein Name ist Oliver Lenz, ich bin seit 39 Jahren Potsdamer. Eine Erkrankung hat mich in den Rollstuhl gebracht, den ich seit 10 Jahren nutze.
Ihr werdet lachen, aber der Rollstuhl hat auch Vorteile. So trage ich in keinen Fall eine sogenannte Alltagsmaske und werde nirgendwo auf mein Versäumnis hin angesprochen. Es habe bisher nur eine Ausnahme bemerkt: Als mich in der Straßenbahn eine ältere Dame mit Rollator der Rücksichtslosigkeit zieh. Von wegen, ich solle doch Rücksicht auf ihren angegriffenen Gesundheitszustand nehmen. – Ich habe offensichtlich die größeren Probleme! – Nun, oftmals wird meine Assistenz mit bösen Blicken und Gesten bedacht, davon weiß ich aber nur indirekt. – Egal, die Assistenz ist nicht mein Vormund; ich bin erwachsen genug, um selbst für mich zu entscheiden.
Bei einer ganz anderen Gelegenheit wurde mir „Undankbarkeit“ vorgeworfen. Motto: Die Gesellschaft nimmt sonst was für Einschränkungen auf sich, um mich zu schützen. – Dankeschön. Aber hat schon jemand jemals einen alten und/oder kranken Menschen gefragt, ob er*sie geschützt werden will? Diesen bitteren Vorwurf mache ich allen Befürwortern der „Maßnahmen“: Ihr hättet die betroffenen Leute erst fragen sollen, ob sie das wollen! – Ich habe meine Eltern (83 und 84 Jahre alt) gefragt, ob ich weiterhin und trotz Corona zu Besuch kommen soll. Selbst wenn ich mich bewegen könnte, niemals könnte ich den Vogel, den sie mir daraufhin zeigten, adäquat wiedergeben!
Was ich jetzt sage, ist nicht lustig. Zwei meiner Assistent*innen erzählten mir von den Grausamkeiten, die stattfanden, als sie jeweils ihren alten Vater im Pflegeheim zum Geburtstag besuchen wollten. In einem Fall durften sie sich von Treppenplattform zu Treppenplattform Worte zurufen. Im anderen Fall durften sie zwar am Tisch sitzen, aber auf dem Tisch war eine Plexiglasscheibe aufgebaut. Die Unterhaltung mit dem 95-jährigen schwerhörigen Vater war praktisch nicht möglich!
Artikel 2, Absatz 2 unseres Grundgesetzes garantiert den Menschen körperliche Unversehrtheit. Mit dem Verweis auf Artikel 2 werden andere Grundgesetzartikel außer Kraft gesetzt. Gut. Aber Artikel 1 und damit ALLEN anderen Artikeln vorstehend lautet: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Machen wir uns nichts vor, mit Verweis auf Artikel 2 wird die Würde des Menschen tausendfach mit Füßen getreten. Ich finde das zum Kotzen!