Trauerrede: OL

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Das Leben hat einen Anfang und ein Ende. Dazwischen ist Zeit für das Leben. Einmal und nie wieder. Zumindest aus atheistischer Sicht. Mein Vater war Atheist.
 
Das Leben hat einen Anfang und ein Ende. Dazwischen ist Zeit für das Leben. Einmal und nie wieder. Zumindest aus atheistischer Sicht. Mein Vater war Atheist.
   
Eine weitere Tatsache: Jeder Zeitpunkt, der denkbar ist, wird erreicht. Egal wie weit weg dieser Zeitpunkt ist. So war es mit dem Schulabschluß, so war es mit dem Studienabschluß, so ist es, bis das neugeborene Baby volljährig wird. Genauso ist es, bis wir ein bestimmtes Lebensalter erreichen: 50, 60, 70, 80, usw., wenn wir Glück haben. Und genau so ist es, bis zum Zeitpunkt des Todes. Auch dieser Zeitpunkt wird kommen.
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Eine weitere Tatsache: Jeder Zeitpunkt, der denkbar ist, wird erreicht. Egal wie weit weg dieser Zeitpunkt ist. So ist es mit dem Schulabschluß, so ist es mit dem Studienabschluß, so ist es, bis das neugeborene Baby volljährig wird. Genauso ist es, bis wir ein bestimmtes Lebensalter erreichen: 50, 60, 70, 80, usw., wenn wir Glück haben. Und genau so ist es, bis zum Zeitpunkt des Todes. Auch dieser Zeitpunkt wird kommen.
   
 
Ich weiß nicht, ob das Horst bewußt war. Ganz sicher wußte er es abstrakt. Es ist aber ein weiter Weg vom abstrakten Wissen zu einer realen Handlung. Woher ich das weiß? Nun, ich kannte meinen Vater 55 Jahre und so anders als ich war Horst nicht.
 
Ich weiß nicht, ob das Horst bewußt war. Ganz sicher wußte er es abstrakt. Es ist aber ein weiter Weg vom abstrakten Wissen zu einer realen Handlung. Woher ich das weiß? Nun, ich kannte meinen Vater 55 Jahre und so anders als ich war Horst nicht.
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==Horsts Leben==
 
==Horsts Leben==
 
Genug der allgemeinen Worte, jetzt zu Horsts Leben:
 
Genug der allgemeinen Worte, jetzt zu Horsts Leben:
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In seiner frühen Kindheit zogen sie nach Potsdam-Babelsberg, in die dortige Uferstadt. Die Bombenangriffe auf Potsdam überstanden sie unbeschadet, denn die Uferstadt stellte kein militärisches Ziel dar, wie z.B. der Hauptbahnhof von Potsdam oder die Industriegebiete in Babelsberg. Aber dafür kam die „Potsdamer Konferenz“. Die Uferstadt wurde von den russischen Vertretern mit Stalin an der Spitze beschlagnahmt. Und so kam es, daß die Familie plötzlich und innerhalb einer Stunde aus der Wohnung vertrieben wurde.
 
In seiner frühen Kindheit zogen sie nach Potsdam-Babelsberg, in die dortige Uferstadt. Die Bombenangriffe auf Potsdam überstanden sie unbeschadet, denn die Uferstadt stellte kein militärisches Ziel dar, wie z.B. der Hauptbahnhof von Potsdam oder die Industriegebiete in Babelsberg. Aber dafür kam die „Potsdamer Konferenz“. Die Uferstadt wurde von den russischen Vertretern mit Stalin an der Spitze beschlagnahmt. Und so kam es, daß die Familie plötzlich und innerhalb einer Stunde aus der Wohnung vertrieben wurde.
   
Horsts Mutter (der Vater war in russischer Kriegsgefangenschaft) schlug überwiegend zu Fuß sich zu Verwandten nach Warsleben durch; einem Dorf in der Magdeburger Börde.
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Für eine kurze Zeit kamen sie bei Horsts Großmutter in Potsdam unter. Die Verhältnisse waren dort sehr beengt, dazu war es die schlimmste Hungerszeit. Horst erzählte einmal, wie er vor Hunger Suppe mit Maden .
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===Warsleben===
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Horsts Mutter (der Vater war in russischer Kriegsgefangenschaft) schlug sich deswegen mit den Kindern und überwiegend zu Fuß zu Verwandten nach Warsleben durch; Warsleben ist ein Dorf in der Magdeburger Börde.
   
 
Dort verlebte Horst eine schöne Kindheit, von der er immer wieder mit Begeisterung sprach. Er hatte ausreichend zu essen, in der Nachkriegszeit keine Selbstverständlichkeit. [Er trug dort immer ein Blatt oder einen Stengel Liebstöckel in der Tasche, für den er eine besondere Vorliebe hegte. Zeit seines Lebens freute er sich darüber, wenn man ihm Liebstöckel mitbrachte.]
 
Dort verlebte Horst eine schöne Kindheit, von der er immer wieder mit Begeisterung sprach. Er hatte ausreichend zu essen, in der Nachkriegszeit keine Selbstverständlichkeit. [Er trug dort immer ein Blatt oder einen Stengel Liebstöckel in der Tasche, für den er eine besondere Vorliebe hegte. Zeit seines Lebens freute er sich darüber, wenn man ihm Liebstöckel mitbrachte.]
   
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===Aue===
 
Als sein Vater aus der Kriegsgefangenschaft zurückkam, zog die Familie nach Aue im Erzgebirge. Der Vater arbeitete als Bergmann bei der Wismut; die Wismut förderte Uran. Horsts Mutter arbeitete dort in einem Kinderheim.
 
Als sein Vater aus der Kriegsgefangenschaft zurückkam, zog die Familie nach Aue im Erzgebirge. Der Vater arbeitete als Bergmann bei der Wismut; die Wismut förderte Uran. Horsts Mutter arbeitete dort in einem Kinderheim.
   
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===Babelsberg===
 
Nach zwei Jahren dort zog die Mutter mit den Kindern nach Potsdam-Babelsberg zurück. Der Vater blieb in Aue. Mutter und Kinder bezogen eine Wohnung in der Stephensonstraße. Der Vater besuchte nur noch in Abständen die Familie in Babelsberg; er starb 1963 an Staublunge und sicherlich auch an der Strahlenkrankheit.
 
Nach zwei Jahren dort zog die Mutter mit den Kindern nach Potsdam-Babelsberg zurück. Der Vater blieb in Aue. Mutter und Kinder bezogen eine Wohnung in der Stephensonstraße. Der Vater besuchte nur noch in Abständen die Familie in Babelsberg; er starb 1963 an Staublunge und sicherlich auch an der Strahlenkrankheit.
   
 
Gegenüber des Wohnhauses ging Horst zur Schule: In die Goetheschule. Dort lernte er Margret kennen.
 
Gegenüber des Wohnhauses ging Horst zur Schule: In die Goetheschule. Dort lernte er Margret kennen.
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===Studium===
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Nach dem Abitur 1954 stand er vor der Frage, was er studieren solle. Er bewarb sich in Ilmenau für ein Studium der Elektrotechnik und wurde angenommen, trat dieses Studium aber nicht an. Eine Entscheidung, die er übrigens sein Leben lang bedauerte. Stattdessen fing er an der Filmhochschule in Babelsberg ein Studium der Regie an. Warum das? Einfach weil es für ihn bequem war, während des Studiums zuhause wohnen zu können. Ein weiterer wichtiger Grund: Ein Freund von Horst studierte bereits an der Filmhochschule.
   
Nach dem Abitur 1954 stand er vor der Frage, was er studieren solle. Er bewarb sich in Ilmenau für ein Studium der Elektrotechnik. Er wurde angenommen, trat dieses Studium aber nicht an. Eine Entscheidung, die er übrigens sein Leben lang bedauerte. Stattdessen fing er an der Filmhochschule in Potsdam ein Studium der Regie an. Warum das? Einfach weil es für ihn bequem war, während des Studiums zuhause wohnen zu können! Bequemlichkeit als Ursache für einen Schicksalsverlauf. Jeder prüfe sich nun selbst. War es bei Euch anders? Wenn ja, dann möchte ich gratulieren. Nicht weil das Schicksal besser, sondern weil es aktiv gewählt wurde!
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Vor dem Studium an der Filmhochschule war er noch ein Jahr im Spielfilmstudio der DEFA als Hilfsarbeiter tätig, d.h. Entnagelungsarbeiter, Produktionsbote etc.
   
 
Ein Professor an der Filmhochschule riet Horst, an einem Eignungstest zum Schauspiel teilzunehmen; offensichtlich erkannte er sein Talent. Horst bestand mit Bravour und wechselte die Studienrichtung.
 
Ein Professor an der Filmhochschule riet Horst, an einem Eignungstest zum Schauspiel teilzunehmen; offensichtlich erkannte er sein Talent. Horst bestand mit Bravour und wechselte die Studienrichtung.
   
Er wurde ein sehr guter Schauspieler, sogar eine lokale Größe. Ich bin davon überzeugt, daß er auch ein hervorragender Ingenieur geworden wäre. Ich bin selbst Ingenieur und kann das einigermaßen einschätzen. Mit dem ihm eigenen Maß an nüchterner Rationalität und seiner Fähigkeit, sich Wissen anzueignen, wäre das zu erwarten gewesen.
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Er wurde ein sehr guter Schauspieler, sogar eine lokale Größe. Ich bin davon überzeugt, daß er auch ein hervorragender Ingenieur geworden wäre. Ich bin selbst Ingenieur und kann das einigermaßen einschätzen. Mit dem ihm eigenen Maß an nüchterner Rationalität und seiner Fähigkeit, sich Wissen anzueignen, wäre das zu erwarten gewesen.
   
Für seine Rationalität habe ich jetzt kein Beispiel; doch, richtig, er spielte gerne und gut Schach. Und ich erinnere mich, wie er mich 2016 völlig trocken und sachlich über den Tod meiner Schwester – seiner Tochter! – informierte. Ich fürchte aber, da kam seine Rationalität an ihre Grenzen; in der Familie besteht zum Teil die Meinung, er hätte dieses Ereignis nicht verkraftet und es sei seitdem auf sein Ende zugegangen.
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===Rationalität===
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Für seine Rationalität habe ich jetzt kein Beispiel; doch, richtig, er spielte gerne und gut Schach. Er war auch ein begnadeter Skatspieler, ich erinnere mich, wie er 1976 einen Preisskat gewann. Und ich erinnere mich, wie er mich 2016 völlig trocken und sachlich über den Tod meiner Schwester – seiner Tochter! – informierte. Ich vermute aber, da kam seine Rationalität an ihre Grenzen; in der Familie besteht zum Teil die Meinung, er hätte dieses Ereignis nicht verkraftet und es sei seitdem auf sein Ende zugegangen.
   
 
Doch zurück zu seiner Rationalität: Horst verstand alle technischen Geräte gründlich. Nur das Internet, das kam zu spät für ihn, er lehnte es rundweg ab und war davon auch nicht abzubringen. Aber spielen am Computer, das tat er dann doch gerne!
 
Doch zurück zu seiner Rationalität: Horst verstand alle technischen Geräte gründlich. Nur das Internet, das kam zu spät für ihn, er lehnte es rundweg ab und war davon auch nicht abzubringen. Aber spielen am Computer, das tat er dann doch gerne!
   
Und dann sein unglaubliches Wissen! Es gab in der DDR eine Rätselzeitschrift namens „Troll“. Dort machte er nur die Kreuzgitter (das sind Kreuzworträtsel ohne Vorgabe für die Position des gesuchten Wortes; als einzige Hilfe waren die Blindfelder vorgegeben und es wurde gesagt, ob ein Wort senkrecht oder waagerecht einzutragen sei). Ich war ja noch Kind bzw. Jugendlicher; ich hatte damals den Eindruck, er fülle die Kreuzgitter aus. Nie habe ich eine ungelöste Stelle gesehen. Und wenn ich selbst mal ein Kreuzworträtsel löste und ihn nach einem Wort fragte: Er wußte ALLES. Jeden Nebenfluß, jede Opernfigur, einfach alles.
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Und dann sein unglaubliches Wissen! Es gab in der DDR eine Rätselzeitschrift namens „Troll“. Dort machte er nur die Kreuzgitter (das sind Kreuzworträtsel ohne Vorgabe für die Position des gesuchten Wortes; als einzige Hilfe waren die Blindfelder vorgegeben und es wurde verraten, ob ein Wort senkrecht oder waagerecht einzutragen sei). Ich war ja noch Kind bzw. Jugendlicher; ich hatte damals den Eindruck, er fülle die Kreuzgitter einfach aus. Nie habe ich eine ungelöste Stelle gesehen. Und wenn ich selbst mal ein Kreuzworträtsel löste und ihn nach einem Wort fragte: Er wußte ALLES. Jeden Nebenfluß, jede Opernfigur, einfach alles.
   
 
Vermutlich seine Rationalität und sein Vielwissen führten ihn auch zur Kultur. Es gab so viele und so gute Bücher im Haushalt! Ich erinnere mich an „Moby Dick“, „Die drei Musketiere“ u.v.a.m. Als Kind las ich sie übrigens; deshalb erinnere ich mich an diese Titel. Es waren aber unendlich viele mehr.
 
Vermutlich seine Rationalität und sein Vielwissen führten ihn auch zur Kultur. Es gab so viele und so gute Bücher im Haushalt! Ich erinnere mich an „Moby Dick“, „Die drei Musketiere“ u.v.a.m. Als Kind las ich sie übrigens; deshalb erinnere ich mich an diese Titel. Es waren aber unendlich viele mehr.
   
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===Studiumabschluß===
   
Nach dem Studienabschluss begann er sein erstes Engagement als Schauspieler am Meininger Theater. Dorthin zog er zusammen mit Margret, und die beiden heirateten dort 1959. Übrigens in aller Stille, denn sie wollte kein Aufhebens von ihrer Hochzeit machen.
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Nach dem Studienabschluss 1959 begann er sein erstes Engagement als Schauspieler am Meininger Theater. Dorthin zog er zusammen mit Margret, und die beiden heirateten dort 1959. Übrigens in aller Stille, denn sie wollte kein Aufhebens von ihrer Hochzeit machen.
   
Kurze Zeit später, am Jahresende 1959, kam Christiane zur Welt. 1962 folgte Madeleine, und 1966 meine Wenigkeit.
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Am Jahresende 1959 kam Christiane zur Welt. 1962 folgte Madeleine, und 1966 meine Wenigkeit.
   
 
1967 wechselte Horst an das Landestheater Halle. Er verdiente dort mehr, und so zog die Familie um. Die Wohnung (am Steintor) hatte dreieinhalb Zimmer und war demzufolge groß genug für die Familie.
 
1967 wechselte Horst an das Landestheater Halle. Er verdiente dort mehr, und so zog die Familie um. Die Wohnung (am Steintor) hatte dreieinhalb Zimmer und war demzufolge groß genug für die Familie.
1969 wurde Franka (die mittlerweile verstorben ist), und 1972 Erik geboren. Nun war die Wohnung etwas beengt, an ein eigenes Zimmer war nicht zu denken.
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1969 wurde Franka (die mittlerweile verstorben ist), und 1972 Erik geboren. Nun war die Wohnung etwas beengt, an ein eigenes Zimmer war nicht zu denken.
   
Während der Jahre in Halle begann er, als Synchronsprecher zu arbeiten. Wir hatten damals kein Telefon (DDR-Zeit!) und ich erinnere mich an die häufigen Aufkleber auf unserem Briefkasten: „Telegramm im Briefkasten“. Der Text des Telegramms war dann: „Erbitte dringend Anruf“. Und ich erinnere mich an die dicken Stöße Papier (Ormeg-Druck, die damalige Kopiertechnik) mit den Texten – wir durften sie dann als Malpapier benutzen. Ja, damals gab man sich für die Synchronisation noch Mühe, die Synchronsprecher bekamen die gesamte Szene; heute ist das undenkbar, es werden die Rollen gesprochen ohne die geringste Ahnung, worum es in dem Film oder in der Szene geht. Horst hat darüber stets den Kopf geschüttelt.
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===Synchronsprecher===
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Während der Jahre in Halle begann er, als Synchronsprecher zu arbeiten. Wir hatten damals kein Telefon (DDR-Zeit!) und ich erinnere mich an die häufigen Aufkleber auf unserem Briefkasten: „Telegramm im Briefkasten“. Der Text des Telegramms war dann: „Erbitte dringend Anruf“. Und ich erinnere mich an die dicken Stöße Papier (Ormeg-Druck, die damalige Kopiertechnik) mit den Texten – wir durften sie dann als Malpapier benutzen. Ja, damals gab man sich für die Synchronisation noch Mühe, die Synchronsprecher bekamen die gesamte Szene; heute ist das undenkbar, es werden die Rollen gesprochen, ohne die geringste Ahnung, worum es in dem Film oder in der Szene geht. Horst hat darüber stets den Kopf geschüttelt.
   
Ca. 1977 trat er eine Stelle als Dozent an die Filmhochschule in Potsdam an, wo er Schauspieler ausbildete. Er pendelte zuerst zwischen Halle und Potsdam, und wohnte wieder in Babelsberg bei seiner Mutter in der Stephensonstraße. Wie schon gesagt, Bequemlichkeit spielte eine große Rolle in seinem Leben. Das hat seine Vorteile, der aktuelle Mietvertrag von Familie Lampe wurde 1981 abgeschlossen. ... Euro für 116 qm – das geht nur so. Ich bin da beweglicher, ich wohne erst seit 1990 dort, wo ich jetzt noch immer wohne... ;-)
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===Schauspiellehrer===
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1979 trat er eine Stelle als Oberassistent für Schauspiel an die Filmhochschule in Babelsberg an, wo er nun Schauspieler*innen ausbildete. Er pendelte zunächst zwischen Halle und Potsdam, und wohnte wieder in Babelsberg bei seiner Mutter in der Stephensonstraße. Wie schon gesagt, Bequemlichkeit spielte eine große Rolle in seinem Leben. Das hat seine Vorteile, der aktuelle Mietvertrag von Familie Lampe wurde 1981 abgeschlossen. 900 Euro für 116 qm – das geht nur so. Ich bin da beweglicher, ich wohne erst seit 1990 dort, wo ich jetzt noch immer wohne... ;-)
   
1981 wurde Horst das Pendeln zu unbequem, und die Familie zog nach Potsdam. In die große Wohnung in der Zeppelinstraße, damals Leninallee. Es war ein Erstbezug. Zu der großen Wohnung gehörte eigentlich ein großer Keller. Horst war so blauäugig und schloß diesen Kellerraum nicht ab. Als wir einzogen, war der Kellerraum auf unerfindliche Weise in die letzte Ecke und in eine sehr kleine Kammer gewandert. Spätestens jetzt hätte er sich kümmern müssen, aber wie gesagt, die Bequemlichkeit!
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===Potsdam===
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1981 wurde Horst das Pendeln zu unbequem, und die Familie zog nach Potsdam. In die große Wohnung in der Zeppelinstraße, damals Leninallee. Es war ein Erstbezug. Zu der großen Wohnung gehörte eigentlich ein großer Keller. Horst war so blauäugig und schloß diesen Kellerraum nicht ab. Als wir später und als letzte Partei einzogen, war der Kellerraum auf unerfindliche Weise in die letzte Ecke und in eine sehr kleine Kammer gewandert. Spätestens jetzt hätte er sich kümmern müssen, aber wie gesagt, die Bequemlichkeit!
   
 
Übrigens hat die Geschichte des Kellerraums ein einigermaßen gutes Ende genommen: Weil nämlich der Kellergang dort zu Ende war, konnten wir die Tür zu unserem Keller um 90° versetzen und so die Fläche verdoppeln.
 
Übrigens hat die Geschichte des Kellerraums ein einigermaßen gutes Ende genommen: Weil nämlich der Kellergang dort zu Ende war, konnten wir die Tür zu unserem Keller um 90° versetzen und so die Fläche verdoppeln.
   
Noch zu DDR-Zeiten hing er die Tätigkeit an der Filmhochschule an den Nagel, und arbeitete nur noch als freischaffender Synchronsprecher, ein seltener Status in der DDR.
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Noch zu DDR-Zeiten, 1986, hing er die Tätigkeit an der Filmhochschule an den Nagel, und arbeitete nur noch als freischaffender Synchronsprecher, ein seltener Status in der DDR.
   
Am 1.12.2001 ging Horst in Altersrente. Die Rente war ordentlich, Margret erhielt ja auch Rente, und zusammen konnten sie gut davon leben. Außerdem verdiente Horst beständig Geld als Synchronsprecher dazu. Er sagte mir mal, daß alte Männerstimmen gefragt wären.
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===Enkel===
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Ab Mitte der 80iger Jahre kamen nach und nach die nunmehr neun Enkelkinder zur Welt. [Das älteste Enkelkind, Kerstin, wohnte sogar einige Jahre bei Horst und Margret, um hier zur Schule gehen zu können.]
   
==Synchron==
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Horst bedeuteten die Enkel sehr viel. Er lebte immer auf, wenn er Zeit mit ihnen verbrachte. selbst ganz zum Schluß, als es ihm schon sehr schlecht ging, konnte er noch fröhlich werden, wenn eines seiner Enkelkinder ihn besuchte.
Den letzten Einsatz als Sprecher hatte er wenige Tage vor seinem Tode. Zum Ende hin wurde er auch einmal mit einem Taxi zum Synchronstudio abgeholt. – Das sagt sich so leicht, war es für ihn aber absolut nicht. Er weigerte sich standhaft, die Bequemlichkeit eines Taxis für die Fahrt vom S-Bahnhof zum Studio zu nutzen. Wirklich standhaft. Ich habe oft den Versuch gemacht, ihn zum Taxifahren zu überreden. Andere taten das auch. Es war vergeblich. Geistige Beweglichkeit scheint er noch weniger als ich gehabt zu haben. Für die Fachleute unter Euch: Horst war vermutlich extrem regeltreu.
 
   
Sein Ende: Im August wurde er dreimal mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht, zumeist weil er draußen gestürzt war. Trotz aller Warnungen der Ärzte/Ärztinnen entließ er sich selbst nach kürzester Zeit wieder. Dabei litt er große Schmerzen, denn er hatte am Kopf einen großen Tumor.
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===Rente===
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Am 1.12.2001 ging Horst in Altersrente. Die Rente war ordentlich und Margret erhielt ja auch Rente, zusammen konnten sie gut davon leben. Außerdem verdiente Horst beständig Geld als Synchronsprecher dazu. Er sagte mir einmal, daß ältere Männerstimmen gefragt wären.
   
Die vierte und letzte Einlieferung erfolgte aber wegen entsetzlicher Bauchschmerzen unbekannter Ursache. Er stöhnte immer wieder: „Lieber tot als diese Schmerzen“. Im Krankenhaus erhielt er eine Infusion mit Schmerzmittel. Da ging es wieder, und in diesem Zustand habe ich ihn am Vortag seines Todes noch einmal besucht.
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===Tod===
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Den letzten Einsatz als Sprecher hatte er wenige Tage vor seinem Tode. Zum Ende hin wurde er auch einmal mit einem Taxi zum Synchronstudio abgeholt. – Das sagt sich so leicht, war es für ihn aber absolut nicht. Er weigerte sich standhaft, die Bequemlichkeit eines Taxis für die Fahrt vom S-Bahnhof zum Studio zu nutzen. Wirklich standhaft. Ich habe oft den Versuch gemacht, ihn zum Taxifahren zu überreden. Andere taten das gleichfalls. Es war vergeblich. Geistige Beweglichkeit scheint er noch weniger als ich gehabt zu haben. Für die Fachleute unter Euch: Horst war vermutlich extrem regeltreu.
   
Weil es ihm wieder besser ging und weil er wieder am Leben teilnahm, ging ich optimistisch nach Hause. Ich wunderte mich nur, daß sich der Stationsarzt so lang und breit mit mir sprach. Er ahnte wohl, was passieren würde. Am nächsten Tag, am frühen Nachmittag verstarb Horst. Der Arzt rief mich mit der Nachricht von seinem Tod an; er wäre an Herzversagen aufgrund eines schwachen Herzens gestorben. Wiederbelebungsmaßnahmen hatte Horst zuvor für sich abgelehnt.
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Sein Ende: Im August wurde er dreimal mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht, zumeist weil er mit dem Fahrrad gestürzt war und nicht wieder hochkam. Trotz aller Warnungen der Ärzte/Ärztinnen entließ er sich selbst nach kürzester Zeit wieder. Dabei litt er starke Schmerzen, denn er hatte am Kopf einen großen Tumor.
   
Was bleibt von Horst: Vier Kinder leben und es gibt neun Enkel und einen Urenkel. Ich vermute, er würde im nächsten Leben einiges anders machen. Weiterhin bin ich mir sicher, daß er gegenüber seinen Kindern, Enkeln und dem Urenkel nichts anders machen würde. Ich denke, er war ein wunderbarer Vater, denn er hat immer und bedingungslos zu seinen Kindern gehalten. Ich denke, das ist das wichtigste, was man seinen Kindern mitgeben kann: Egal was ihr macht, egal wie ihr es macht: Ich halte mit aller Kraft zu euch.
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Die vierte und letzte Einlieferung erfolgte aber wegen entsetzlicher Bauchschmerzen unbekannter Ursache. Er stöhnte immer wieder: „Lieber tot als diese Schmerzen“. Im Krankenhaus erhielt er eine Infusion mit Schmerzmittel. Dann ging es und er war, wie man so sagt, wieder ein Mensch. In diesem Zustand habe ich ihn am Vortag seines Todes am 2. September noch einmal besucht.
   
Es gibt noch viel über Horst zu erzählen. Es folgt eine kleine Anekdotensammlung:
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Weil es ihm wieder besser ging und weil er wieder am Leben teilnahm, ging ich optimistisch nach Hause. Ich wunderte mich nur, daß der Stationsarzt so lang und breit mit mir sprach. Er ahnte wohl, was passieren würde. Am nächsten Tag, am frühen Nachmittag verstarb Horst. Der Arzt rief mich an und übermittelte mir die Nachricht von seinem Tod; er sei an Herzversagen aufgrund seines schwachen Herzens gestorben. Wiederbelebungsmaßnahmen hatte Horst zuvor für sich abgelehnt.
   
==Anekdotensammlung==
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===Was bleibt===
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Was bleibt von Horst: Vier Kinder leben und es gibt neun Enkel und einen Urenkel. Ich vermute, er würde im nächsten Leben einiges anders machen. Weiterhin bin ich mir aber sicher, daß er gegenüber seinen Kindern, Enkeln und dem Urenkel nichts anders machen würde. Ich denke, er war ein guter Vater, denn er hat immer und bedingungslos zu seinen Kindern gehalten. Ich denke, das ist das wichtigste, was man seinen Kindern mitgeben kann: Egal was ihr macht, egal wie ihr es macht: Ich halte mit aller Kraft zu euch.
   
* Horst sitzt auf einer Bank am Beginn der Brandenburger Straße, füttert Spatzen (verscheucht dabei die großen, fetten - damit die kleinen auch was abbekommen) und hat einen Kommentar für jeden Vorbeikommenden parat. Wer mag, kann sich unterhalten - wer nicht, geht weiter. Wir haben ihn öfter so angetroffen, wenn wir in der Brandenburger Straße waren, haben uns für eine Viertelstunde dazugesetzt und geredet.
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Es gibt noch viel über Horst zu erzählen. Es folgt eine kleine Anekdotensammlung:
* Der Weihnachtsmarkt: Horst hat es geliebt, mit seinen Enkelkindern über den Weihnachtsmarkt zu laufen. An jeder Bude wird ein kurzes Schwätzchen gehalten - immer mit einem Augenzwinkern und ein paar Witzchen (die nicht alle immer als Witze verstanden haben).
 
* Jedes Jahr konnte man sicher sein, wenn man zum 1.Mai-Fest auf den Luisenplatz gekommen ist, dass man Horst angetroffen hat. Immer im Gespräch mit wildfremden Menschen
 
* Horst hatte sich mit einer alleinerziehenden Mutter angefreundet und sie ein wenig unterstützt. Die Tochter (Fee) war auch einmal mit Isabel zusammen auf einem Rummel - da waren die beiden vielleicht so 10-12 Jahre alt. Kennt jemand noch den Namen dieser Frau und ist sie informiert? Wahrscheinlich nicht, oder? - ich weiß auch keinen Namen
 
* Die Gesänge bei den Familienfeiern - die herausragende Stimme von Horst dabei (oft mit einem kleinen Schlenker, immer irgendwas besonderes)
 
* Horst hat immer eine gelbe Nettotüte für die Enkel vorbereitet, in der er Süßigkeiten für sie reingetan hat (abgestimmt auf die jeweiligen Vorlieben der Enkel). Als Isabel einmal vergessen hatte, die Tüte mitzunehmen, hat Horst abends extra deswegen vorwurfsvoll angerufen
 
* Als Anton ganz klein war, ist er an einem Tag in der Woche statt in den Kindergarten zu Horst und Margret gegangen. Später haben sie ihn immer an einem Tag in der Woche von der Schule abgeholt und den Nachmittag mit ihm verbracht. Er durfte alles und war überglücklich
 
* später: jeder Mittwoch: Treffen mit Anton und Isabel am Havelimbiss; Erinnerung von Isabel: beim Verabschieden ist Isabel immer erstmal über die Straße gegangen und hat sich dann noch einmal umgedreht - darauf hatte Horst gewartet und es wurde noch einmal gewinkt.
 
* Silvester-Feiern bei Oliver: Horst probiert völlig verrückte Dinge aus, wie das Spiel "Therapy" oder Sushi oder Raclette - immer neugierig auf Neues
 
* jede Menge Witze ("Isabel, lass die anderen doch auch mal zu Wort kommen!" oder "Sie standen an den Hängen und Pisten" oder "Wie heißt du mit Vornamen, Michaela?")
 
 
* dass ich es als Kind faszinierend fand, wie intensiv er sich als erwachsener Mann mit Überraschungseiern beschäftigt hat. Das war immer wie ein heiliges Ritual wenn er sich alle paar Tage hinsetzte und 1-3 davon auswickelte, fein säuberlich das Papier glattstrich, es in eine Schachtel legte (er sammelte ja jede Form von Etiketten), dann hat er das Ei in zwei Hälften geteilt und die kamen dann in eine große Schüssel mit Deckel im Wohnzimmer. Und dann hat er den Inhalt des Überraschungseies zusammengebastelt, ganz konzentriert und fein säuberlich nach Anleitung mit Pinzette hat er die kleinen Klebesticker auf die Pastikteile geklebt. Da konnte man wirklich stundenlang zugucken und er war dabei unendlich ruhig und konzentriert und entspannt. Wenn es fertig war, ist es dann aber auch einfach nur in den Sammelkisten verschwunden und er hat sich nie wieder damit beschäftigt. Es ging nur ums Auspacken und Zusammenbauen. Und natürlich darum, sich zu freuen, wenn er ein Set vollständig hatte. Oder sich zu ärgern, wenn er ein Teil schon zig mal hatte.
 
Ich hab mich als Kind zu großen Teilen von den Überraschungseierhälften ernährt, von denen ich nie so genau wusste, ob sie nicht vielleicht doch abgezählt waren in der Schüssel und es ihm auffallen würde, wenn welche fehlen.
 
 
* Früher hat er auch noch gepuzzelt. Diese alten DDR-Puzzle in der wahnsinnig schlechten Qualität, wo fast jedes Teil ans andere passte und es so teilweise ein Ding der Unmöglichkeit war, den Himmel zusammenzukriegen. Aber mit unendlicher Geduld hat er dann immer wieder von vorne angefangen und versucht, den Fehler zu finden. Ich hab als Kind versucht, ihm zu helfen und war fasziniert von seinem ausgeklügelten Puzzlesystem, wo er die Teile zuerst alle vorsortiert hatte in Form und Farbe und dann der Reihe nach durchprobierte. So mache ich das heute noch bei schwierigen Stellen an großen Puzzeln, das hab ich von ihm gelernt.
 
 
Ebenso seine Etikettensammlung, die hab ich als Kind nicht wirklich verstanden, und hab da auch weniger gern zugeguckt, denn weil er die Etiketten meist nicht richtig abbekam und sie dabei zerrissen oder zu fest klebten, war er ziemlich schnell am fluchen und wünschte die ganze Welt zum Teufel. Wenn er sie hingegen abbekommen hatte, legte er sie triumphierend und ebenfalls fein säuberlich und hoch konzentriert zwischen zwei Löschblätter, von denen er riesige Mengen hatte und wartete dann, bis sie dort getrocknet waren, um sie dann seiner Sammlung bei zu fügen, die ich aber selbst nie gesehen habe.
 
 
Völlig verzweifeln tat er immer, wenn er versuchte ein Geschenk für jemanden einzupacken. Natürlich hatte er gehobene Ansprüche an das perfekte Aussehen dieser Verpackung, was er jedoch nie hinbekam und dann regelmäßig kurz vor einem totalen Nervenzusammenbruch war. Zum Glück war das etwas, wo niemand anderes involviert war, aber man wusste schon immer wenn Opa Horst stundenlang allein in seinem Zimmer vor sich hin flucht, dann versucht er gerade ein Geschenk einzupacken.
 
 
Berührt hat mich seine Freundschaft zu Jürgen Rutzen, der mit seiner Frau jeden Sonntag zum Kaffee kam. Mich wunderte, dass diese beiden vom Charakter her so gegensätzlichen Männer so gut zusammenpassten und mir schien ein bisschen, als würde Jürgen für Horst wie ein jüngerer Bruder sein, vielleicht in Erinnerung an seine Jugend mit Harald. Aber das kann ich natürlich nicht mit Sicherheit sagen, Fakt war nur dass Horst niemanden gegenüber so mitfühlend und sanftmütig war, wie gegenüber Jürgen.
 
 
Ja und früher hielt er immer Mittagschlaf zusammen mit seinem schwarz-weißen Kater Mietz, den er liebevoll im Arm hielt. Die beiden gaben ein sehr friedliches Bild zusammen ab.
 
 
* Wie wohl alle Enkel von Horst habe ich lebhafte Kindheitserinnerungen an die Freude, die es ihm machte, mit seinen Enkeln auf Rummeln, Jahrmärkten, Weihnachtsmärkten und ähnlichem zu sein und überhaupt ihnen Geschenke zu machen. Oft genug musste Heike ihn, insbesondere im Zusammenhang mit Süßigkeiten, bremsen, damit wir nicht bereits mit 13 ein künstliches Gebiss brauchten. Großes Highlight bei einem Besuch bei Opa Horst und Oma Margret war auch immer wieder die umfangreiche und stets mit der neuesten Ausgabe ausgestattete Sammlung des „Mosaik“, auf welche sich meist zuallererst gestürzt wurde.
 
 
* Was zunächst Süßigkeiten waren, wandelte sich später zu Büchern, und mit kaum etwas konnte ich meinem Opa eine größere Freude machen, als ihn auf die Suche nach einem raren, am besten noch ausländischen Buch zu „schicken“. Ganz und gar unmöglich war es, in seiner Wohnung zu Besuch zu sein und diese ohne mindestens drei Packungen Schokolade, Nüsse oder Trockenfrüchte zu verlassen.
 
 
* Allgemein war Horst, wenn man ihn um Hilfe bat, sehr verlässlich und hilfsbereit. Lange Zeit verhinderte er, während Heike im Urlaub war, ein Vertrocknen des Gartens und setzte sich seinerzeit während meiner Ausbildungssuche sehr für mich ein, und nahm mich zu verschiedenen Tonstudios mit.
 
 
* Legendär, wenn auch mir persönlich nicht mehr erinnerlich ist die einzige Autofahrt mit Horst nach Groß Bünzow, kurz nachdem er Anfang der 90iger seinen Führerschein absolviert hat. Heike beschreibt diese Fahrt immer noch als eines der einzigen Male, bei dem sie um ihr Leben fürchtete.
 
 
* War man mit Horst unterwegs, musste man stets darauf gefasst sein, in längere Gespräche mit wildfremden Menschen verwickelt zu werden. Ob Standverkäuferin, Ladenmitarbeitende oder einfach Menschen, die auf einer Bank saß, Horst fand meist einen Aufhänger, um ins Gespräch über dieses oder jenes ins Gespräch zu kommen. Ob es ein aktuelles Thema oder der Verfall der Welt im großen und ganzen war. Auch wenn vielleicht ab und an etwas die Sensibilität gegenüber den anderen fehlte, habe ich diese unbefangene Art in Kontakt zu treten, stets bewundert.
 
 
* Einmal sprachen wir über die DDR und sein Erleben und Verhältnis dazu und mir ist erinnerlich geblieben, dass er in sehr klaren Worten den Kurs des Einholens und Nacheiferns des Kapitalismus als Irrweg kritisiert hat. Die Zerstörung unserer natürlichen Umwelt belastete ihn sehr und er nahm daran in einer für seine Generation untypischer Weise Anteil.
 
 
* Wohl jedem der mehr als fünf Minuten mit Horst verbracht hat, wird seine Liebe zu Kalauern und Wortwitzen bekannt sein. Hörte er etwas, das ihm gefiel, hatte er immer einen Zettel bei der Hand, um es aufzuschreiben und bei nächster Gelegenheit zum Besten zu geben.
 

Aktuelle Version vom 14. Oktober 2021, 22:03 Uhr

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Einleitung

Das Leben hat einen Anfang und ein Ende. Dazwischen ist Zeit für das Leben. Einmal und nie wieder. Zumindest aus atheistischer Sicht. Mein Vater war Atheist.

Eine weitere Tatsache: Jeder Zeitpunkt, der denkbar ist, wird erreicht. Egal wie weit weg dieser Zeitpunkt ist. So ist es mit dem Schulabschluß, so ist es mit dem Studienabschluß, so ist es, bis das neugeborene Baby volljährig wird. Genauso ist es, bis wir ein bestimmtes Lebensalter erreichen: 50, 60, 70, 80, usw., wenn wir Glück haben. Und genau so ist es, bis zum Zeitpunkt des Todes. Auch dieser Zeitpunkt wird kommen.

Ich weiß nicht, ob das Horst bewußt war. Ganz sicher wußte er es abstrakt. Es ist aber ein weiter Weg vom abstrakten Wissen zu einer realen Handlung. Woher ich das weiß? Nun, ich kannte meinen Vater 55 Jahre und so anders als ich war Horst nicht.

[Bearbeiten] Horsts Leben

Genug der allgemeinen Worte, jetzt zu Horsts Leben:

Horst Bodo Lampe wurde am 28.11.1936 in Neuruppin geboren. Er war das älteste von drei Geschwistern. Sein Vater war Berufssoldat und zum Zeitpunkt seiner Geburt in Neuruppin stationiert.

In seiner frühen Kindheit zogen sie nach Potsdam-Babelsberg, in die dortige Uferstadt. Die Bombenangriffe auf Potsdam überstanden sie unbeschadet, denn die Uferstadt stellte kein militärisches Ziel dar, wie z.B. der Hauptbahnhof von Potsdam oder die Industriegebiete in Babelsberg. Aber dafür kam die „Potsdamer Konferenz“. Die Uferstadt wurde von den russischen Vertretern mit Stalin an der Spitze beschlagnahmt. Und so kam es, daß die Familie plötzlich und innerhalb einer Stunde aus der Wohnung vertrieben wurde.

Für eine kurze Zeit kamen sie bei Horsts Großmutter in Potsdam unter. Die Verhältnisse waren dort sehr beengt, dazu war es die schlimmste Hungerszeit. Horst erzählte einmal, wie er vor Hunger Suppe mit Maden aß.

[Bearbeiten] Warsleben

Horsts Mutter (der Vater war in russischer Kriegsgefangenschaft) schlug sich deswegen mit den Kindern und überwiegend zu Fuß zu Verwandten nach Warsleben durch; Warsleben ist ein Dorf in der Magdeburger Börde.

Dort verlebte Horst eine schöne Kindheit, von der er immer wieder mit Begeisterung sprach. Er hatte ausreichend zu essen, in der Nachkriegszeit keine Selbstverständlichkeit. [Er trug dort immer ein Blatt oder einen Stengel Liebstöckel in der Tasche, für den er eine besondere Vorliebe hegte. Zeit seines Lebens freute er sich darüber, wenn man ihm Liebstöckel mitbrachte.]

[Bearbeiten] Aue

Als sein Vater aus der Kriegsgefangenschaft zurückkam, zog die Familie nach Aue im Erzgebirge. Der Vater arbeitete als Bergmann bei der Wismut; die Wismut förderte Uran. Horsts Mutter arbeitete dort in einem Kinderheim.

[Bearbeiten] Babelsberg

Nach zwei Jahren dort zog die Mutter mit den Kindern nach Potsdam-Babelsberg zurück. Der Vater blieb in Aue. Mutter und Kinder bezogen eine Wohnung in der Stephensonstraße. Der Vater besuchte nur noch in Abständen die Familie in Babelsberg; er starb 1963 an Staublunge und sicherlich auch an der Strahlenkrankheit.

Gegenüber des Wohnhauses ging Horst zur Schule: In die Goetheschule. Dort lernte er Margret kennen.

[Bearbeiten] Studium

Nach dem Abitur 1954 stand er vor der Frage, was er studieren solle. Er bewarb sich in Ilmenau für ein Studium der Elektrotechnik und wurde angenommen, trat dieses Studium aber nicht an. Eine Entscheidung, die er übrigens sein Leben lang bedauerte. Stattdessen fing er an der Filmhochschule in Babelsberg ein Studium der Regie an. Warum das? Einfach weil es für ihn bequem war, während des Studiums zuhause wohnen zu können. Ein weiterer wichtiger Grund: Ein Freund von Horst studierte bereits an der Filmhochschule.

Vor dem Studium an der Filmhochschule war er noch ein Jahr im Spielfilmstudio der DEFA als Hilfsarbeiter tätig, d.h. Entnagelungsarbeiter, Produktionsbote etc.

Ein Professor an der Filmhochschule riet Horst, an einem Eignungstest zum Schauspiel teilzunehmen; offensichtlich erkannte er sein Talent. Horst bestand mit Bravour und wechselte die Studienrichtung.

Er wurde ein sehr guter Schauspieler, sogar eine lokale Größe. Ich bin davon überzeugt, daß er auch ein hervorragender Ingenieur geworden wäre. Ich bin selbst Ingenieur und kann das einigermaßen einschätzen. Mit dem ihm eigenen Maß an nüchterner Rationalität und seiner Fähigkeit, sich Wissen anzueignen, wäre das zu erwarten gewesen.

[Bearbeiten] Rationalität

Für seine Rationalität habe ich jetzt kein Beispiel; doch, richtig, er spielte gerne und gut Schach. Er war auch ein begnadeter Skatspieler, ich erinnere mich, wie er 1976 einen Preisskat gewann. Und ich erinnere mich, wie er mich 2016 völlig trocken und sachlich über den Tod meiner Schwester – seiner Tochter! – informierte. Ich vermute aber, da kam seine Rationalität an ihre Grenzen; in der Familie besteht zum Teil die Meinung, er hätte dieses Ereignis nicht verkraftet und es sei seitdem auf sein Ende zugegangen.

Doch zurück zu seiner Rationalität: Horst verstand alle technischen Geräte gründlich. Nur das Internet, das kam zu spät für ihn, er lehnte es rundweg ab und war davon auch nicht abzubringen. Aber spielen am Computer, das tat er dann doch gerne!

Und dann sein unglaubliches Wissen! Es gab in der DDR eine Rätselzeitschrift namens „Troll“. Dort machte er nur die Kreuzgitter (das sind Kreuzworträtsel ohne Vorgabe für die Position des gesuchten Wortes; als einzige Hilfe waren die Blindfelder vorgegeben und es wurde verraten, ob ein Wort senkrecht oder waagerecht einzutragen sei). Ich war ja noch Kind bzw. Jugendlicher; ich hatte damals den Eindruck, er fülle die Kreuzgitter einfach aus. Nie habe ich eine ungelöste Stelle gesehen. Und wenn ich selbst mal ein Kreuzworträtsel löste und ihn nach einem Wort fragte: Er wußte ALLES. Jeden Nebenfluß, jede Opernfigur, einfach alles.

Vermutlich seine Rationalität und sein Vielwissen führten ihn auch zur Kultur. Es gab so viele und so gute Bücher im Haushalt! Ich erinnere mich an „Moby Dick“, „Die drei Musketiere“ u.v.a.m. Als Kind las ich sie übrigens; deshalb erinnere ich mich an diese Titel. Es waren aber unendlich viele mehr.

[Bearbeiten] Studiumabschluß

Nach dem Studienabschluss 1959 begann er sein erstes Engagement als Schauspieler am Meininger Theater. Dorthin zog er zusammen mit Margret, und die beiden heirateten dort 1959. Übrigens in aller Stille, denn sie wollte kein Aufhebens von ihrer Hochzeit machen.

Am Jahresende 1959 kam Christiane zur Welt. 1962 folgte Madeleine, und 1966 meine Wenigkeit.

1967 wechselte Horst an das Landestheater Halle. Er verdiente dort mehr, und so zog die Familie um. Die Wohnung (am Steintor) hatte dreieinhalb Zimmer und war demzufolge groß genug für die Familie. 1969 wurde Franka (die mittlerweile verstorben ist), und 1972 Erik geboren. Nun war die Wohnung etwas beengt, an ein eigenes Zimmer war nicht zu denken.

[Bearbeiten] Synchronsprecher

Während der Jahre in Halle begann er, als Synchronsprecher zu arbeiten. Wir hatten damals kein Telefon (DDR-Zeit!) und ich erinnere mich an die häufigen Aufkleber auf unserem Briefkasten: „Telegramm im Briefkasten“. Der Text des Telegramms war dann: „Erbitte dringend Anruf“. Und ich erinnere mich an die dicken Stöße Papier (Ormeg-Druck, die damalige Kopiertechnik) mit den Texten – wir durften sie dann als Malpapier benutzen. Ja, damals gab man sich für die Synchronisation noch Mühe, die Synchronsprecher bekamen die gesamte Szene; heute ist das undenkbar, es werden die Rollen gesprochen, ohne die geringste Ahnung, worum es in dem Film oder in der Szene geht. Horst hat darüber stets den Kopf geschüttelt.

[Bearbeiten] Schauspiellehrer

1979 trat er eine Stelle als Oberassistent für Schauspiel an die Filmhochschule in Babelsberg an, wo er nun Schauspieler*innen ausbildete. Er pendelte zunächst zwischen Halle und Potsdam, und wohnte wieder in Babelsberg bei seiner Mutter in der Stephensonstraße. Wie schon gesagt, Bequemlichkeit spielte eine große Rolle in seinem Leben. Das hat seine Vorteile, der aktuelle Mietvertrag von Familie Lampe wurde 1981 abgeschlossen. 900 Euro für 116 qm – das geht nur so. Ich bin da beweglicher, ich wohne erst seit 1990 dort, wo ich jetzt noch immer wohne... ;-)

[Bearbeiten] Potsdam

1981 wurde Horst das Pendeln zu unbequem, und die Familie zog nach Potsdam. In die große Wohnung in der Zeppelinstraße, damals Leninallee. Es war ein Erstbezug. Zu der großen Wohnung gehörte eigentlich ein großer Keller. Horst war so blauäugig und schloß diesen Kellerraum nicht ab. Als wir später und als letzte Partei einzogen, war der Kellerraum auf unerfindliche Weise in die letzte Ecke und in eine sehr kleine Kammer gewandert. Spätestens jetzt hätte er sich kümmern müssen, aber wie gesagt, die Bequemlichkeit!

Übrigens hat die Geschichte des Kellerraums ein einigermaßen gutes Ende genommen: Weil nämlich der Kellergang dort zu Ende war, konnten wir die Tür zu unserem Keller um 90° versetzen und so die Fläche verdoppeln.

Noch zu DDR-Zeiten, 1986, hing er die Tätigkeit an der Filmhochschule an den Nagel, und arbeitete nur noch als freischaffender Synchronsprecher, ein seltener Status in der DDR.

[Bearbeiten] Enkel

Ab Mitte der 80iger Jahre kamen nach und nach die nunmehr neun Enkelkinder zur Welt. [Das älteste Enkelkind, Kerstin, wohnte sogar einige Jahre bei Horst und Margret, um hier zur Schule gehen zu können.]

Horst bedeuteten die Enkel sehr viel. Er lebte immer auf, wenn er Zeit mit ihnen verbrachte. selbst ganz zum Schluß, als es ihm schon sehr schlecht ging, konnte er noch fröhlich werden, wenn eines seiner Enkelkinder ihn besuchte.

[Bearbeiten] Rente

Am 1.12.2001 ging Horst in Altersrente. Die Rente war ordentlich und Margret erhielt ja auch Rente, zusammen konnten sie gut davon leben. Außerdem verdiente Horst beständig Geld als Synchronsprecher dazu. Er sagte mir einmal, daß ältere Männerstimmen gefragt wären.

[Bearbeiten] Tod

Den letzten Einsatz als Sprecher hatte er wenige Tage vor seinem Tode. Zum Ende hin wurde er auch einmal mit einem Taxi zum Synchronstudio abgeholt. – Das sagt sich so leicht, war es für ihn aber absolut nicht. Er weigerte sich standhaft, die Bequemlichkeit eines Taxis für die Fahrt vom S-Bahnhof zum Studio zu nutzen. Wirklich standhaft. Ich habe oft den Versuch gemacht, ihn zum Taxifahren zu überreden. Andere taten das gleichfalls. Es war vergeblich. Geistige Beweglichkeit scheint er noch weniger als ich gehabt zu haben. Für die Fachleute unter Euch: Horst war vermutlich extrem regeltreu.

Sein Ende: Im August wurde er dreimal mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht, zumeist weil er mit dem Fahrrad gestürzt war und nicht wieder hochkam. Trotz aller Warnungen der Ärzte/Ärztinnen entließ er sich selbst nach kürzester Zeit wieder. Dabei litt er starke Schmerzen, denn er hatte am Kopf einen großen Tumor.

Die vierte und letzte Einlieferung erfolgte aber wegen entsetzlicher Bauchschmerzen unbekannter Ursache. Er stöhnte immer wieder: „Lieber tot als diese Schmerzen“. Im Krankenhaus erhielt er eine Infusion mit Schmerzmittel. Dann ging es und er war, wie man so sagt, wieder ein Mensch. In diesem Zustand habe ich ihn am Vortag seines Todes am 2. September noch einmal besucht.

Weil es ihm wieder besser ging und weil er wieder am Leben teilnahm, ging ich optimistisch nach Hause. Ich wunderte mich nur, daß der Stationsarzt so lang und breit mit mir sprach. Er ahnte wohl, was passieren würde. Am nächsten Tag, am frühen Nachmittag verstarb Horst. Der Arzt rief mich an und übermittelte mir die Nachricht von seinem Tod; er sei an Herzversagen aufgrund seines schwachen Herzens gestorben. Wiederbelebungsmaßnahmen hatte Horst zuvor für sich abgelehnt.

[Bearbeiten] Was bleibt

Was bleibt von Horst: Vier Kinder leben und es gibt neun Enkel und einen Urenkel. Ich vermute, er würde im nächsten Leben einiges anders machen. Weiterhin bin ich mir aber sicher, daß er gegenüber seinen Kindern, Enkeln und dem Urenkel nichts anders machen würde. Ich denke, er war ein guter Vater, denn er hat immer und bedingungslos zu seinen Kindern gehalten. Ich denke, das ist das wichtigste, was man seinen Kindern mitgeben kann: Egal was ihr macht, egal wie ihr es macht: Ich halte mit aller Kraft zu euch.

Es gibt noch viel über Horst zu erzählen. Es folgt eine kleine Anekdotensammlung:

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