Corona-Gretchenfrage

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Inhaltsverzeichnis

Margarete
Nun sag’, wie hast du’s mit der Pandemie?
Du bist ein herzlich guter Mann,
Allein ich glaub’, du mißachtest sie.

Faust
Laß das, mein Kind! du fühlst, ich bin dir gut;
Für meine Lieben ließ’ ich Leib und Blut,
Will niemand seine Angst vor dem Virus rauben.

Margarete
Das ist nicht recht, man muß d’ran glauben!

Faust
Muß man?

Margarete
Ach! Könnt' ich etwas Dich ermahnen!
Du ehrst auch nicht die heil’gen Maßnahmen.

Faust
Ich ehre sie.

Margarete
Doch ohne Verlangen.
Zum Testen bist du lange nicht gegangen.
Glaubst du an die Pandemie?

Faust
Mein Liebchen, wer darf sagen,
Ich glaube sie?
Magst Drosten oder Lauterbach fragen,
Und ihre Antwort scheint nur Ironie.
Ueber den Frager zu seyn

Margarete
So glaubst du nicht?

Faust
Mißhör’ mich nicht, du holdes Angesicht!
Wer darf sie nennen?
Und wer bekennen:
Ich glaub' sie.
Wer empfinden?
Und sich unterwinden
Zu sagen: Ich glaub’ sie nicht.
Die Allumfassende,
Die Alle tötende,
Faßt und infiziert sie nicht.

Dich, mich, sich selbst?
Wölbt sich der Himmel nicht dadroben?
Liegt die Erde nicht hierunten fest?
Und steigen warnend blickend
Die sorgenden Experten nicht herauf?

Schau’ ich nicht Aug’ in Auge dir,
Und drängt nicht alles
Nach Rachen und Lunge dir,
Und webt in ewigem Geheimnis
Unsichtbar sichtbar neben dir? Erfüllt die Angst dein Herz, so groß es ist,

Und wenn du ganz in deiner Angst panisch bist,
Nenn’ es dann wie du willst,
Nenn's Pandemie, Seuche! Killervirus! Covid19!
Ich habe keinen Namen
Dafür! Gefühl ist alles;
Name ist Schall und Rauch,
Umnebelnd den Verstand.

Margarete
Das ist alles recht schön und gut;
Ungefähr sagt das der Drosten auch,
Nur mit ein bißchen andern Worten.

Faust
Es sagen’s aller Orten
Alle Herzen unter dem himmlischen Tage,
Jedes in seiner Sprache;
Warum nicht ich in der meinen?

Margarete
Wenn man’s so hört, möcht’s leidlich scheinen,
Steht aber doch immer schief darum;
Denn du hast kein Coronatum.

Faust
Lieb’s Kind!

Margarete
Es thut mir lang’ schon weh,
Daß ich dich in der Gesellschaft der Querdenker seh’.

Faust
Wie so?

Margarete
Die Menschen, denen du dich beigefügt hast,
sind mir in tiefer inn’rer Seele verhaßt:
Es hat mir in meinem Leben
So nichts einen Stich in’s Herz gegeben,
Als dieser Menschen widrig Gesicht.

Faust
Liebe Puppe, fürcht’ sie nicht!

Margarete
Ihre Gegenwart bewegt mir das Blut.
Ich bin sonst allen Menschen gut;
Aber, wie ich mich sehne dich zu schauen,
Hab’ ich vor diesen Menschen ein heimlich Grauen,
Und halt’ sie für einen Schiffmann dazu!
Gott verzeih’ mir’s, wenn ich ihnen Unrecht thu’!

Faust
Es muß auch solche Ärzte geben.

Margarete
Wollte nicht mit seines Gleichen leben!
Kommt er einmal zur Thür herein,
Sieht er immer so kritisch drein,
Und halb ergrimmt;
Man sieht, daß er an keinem Coronatoten Anteil nimmt;
Es steht ihm an der Stirn’ geschrieben,
Daß er nicht mag eine Seele lieben.
Mir wird’s so wohl in deinem Arm,
So frey, so hingegeben warm,
Und seine Gegenwart schnürt mir das Inn’re zu.

Faust
Du ahnungsvoller Engel du!

Margarete
Das übermannt mich so sehr,
Daß, wo er nur mag zu uns treten,
Meyn’ ich sogar, ich liebte dich nicht mehr.
Auch wenn er da ist, könnt’ ich nimmer reden,
Und das frißt mir in’s Herz hinein;
Dir, Heinrich, muß es auch so seyn.

Faust
Du hast nun den Querdenker!

Margarete
Ich muß nun fort.

Faust
Kann ich denn nicht, zum Henker
Ein Stündchen ruhig dir am Busen hängen
Und Brust an Brust und Seel’ in Seele drängen?

Margarete
Ach wenn ich nur alleine schlief!
Ich ließ dir gern heut nacht den Riegel offen;
Doch meine Mutter schläft nicht tief,
Und würden wir von ihr betroffen, Ich wär’ gleich auf der Stelle todt!

Faust
Du Engel, das hat keine Noth.

Du schickst sie ins Krankenhaus! Ein Test nur,
ist der Test positiv
dann bleibt sie im Krankenhaus gehorsam ihrer Kur.

Margarete
Was thu’ ich nicht um deinetwillen?
Es wird ihr hoffentlich nicht schaden!

Faust
Würd’ ich sonst, Liebchen, dir es rathen?

Margarete
Seh’ ich dich, bester Mann, nur an,
Weiß nicht was mich nach deinem Willen treibt,
Ich habe schon so viel für dich gethan,
Daß mir zu thun fast nichts mehr übrigbleibt.

ab.
Mephistopheles tritt auf.

Mephistopheles:
Der Grasaff’! ist er weg?

Faust:
Hast wieder spioniert?

Mephistopheles
Ich hab’s ausführlich wohl vernommen,
Herr Doctor wurden da katechisirt;
Hoff’ es soll Ihnen wohl bekommen.
Die Mädels sind doch sehr interessirt,

Ob einer fromm und schlicht nach altem Brauch.
Sie denken, duckt er da, folgt er uns eben auch.

Faust
Du Ungeheuer siehst nicht ein,
Wie diese treue liebe Seele
Von ihrem Glauben voll,
Der ganz allein
Ihr selig machend ist, sich heilig quäle,
Daß sie den liebsten Mann verloren halten soll.

Mephistopheles. Du übersinnlicher, sinnlicher Freyer,
Ein Mägdelein nasführet dich.

Faust. Du Spottgeburt von Dreck und Feuer!

Mephistopheles. Und die Physiognomie versteht sie meisterlich. In meiner Gegenwart wird’s ihr sie weiß nicht wie, Mein Mäskchen da weissagt verborgnen Sinn; 3540 Sie fühlt, daß ich ganz sicher ein Genie,

Vielleicht wohl gar der Teufel bin. Nun heute Nacht –?

Faust. Was geht dich’s an?

Mephistopheles. Hab’ ich doch meine Freude d’ran!

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