Meine Antwort vom 16.05.20

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Oliver Lenz	Potsdam, 16.05.2020
Carl-von-Ossietzky-Str. 6
14471 Potsdam
Tel./Fax: 0331-90 23 95
lenz@cvo6.de

Landeshauptstadt Potsdam
Fachbereich für Soziales und Gesundheit
z. Hd. S.
Fax: 0331-289 […]

Dokumentation Elternassistenz – Anhörung: Ihre E-Mail vom 13.05.20

Sehr geehrte[… S.],

ich möchte schriftlich zu Ihren Fragen zur Elternassistenz äußern. Bei Bedarf stehe ich natürlich auch zu einem persönlichen Gespräch zur Verfügung.

Zum Eingang möchte ich aber schreiben, wie ich die „Elternassistenz“ verstehe.

So, wie ich es verstehe, soll mir die Elternassistenz ermöglichen, die Vaterrolle für meinem Sohn Simon, geb. […].19, auszuüben. Mit anderen Worten, mich um Simon zu kümmern. Nur dadurch kann ich eine gute und vertrauensvolle Beziehung zu ihm aufbauen.

Ich verbringe also Zeit mit Simon und trage in dieser Zeit die elterliche Sorge alleine. Es ist mir nicht bekannt, daß dies an einen bestimmten Ort gebunden ist, oder daß Vorschriften bestehen, wie ich diese Zeit zu verbringen habe. Glauben Sie mir: einen Gutteil meiner Zeit als behinderter Mensch verbringe ich damit, solche, von mir so empfundene, Angriffe auf meine Selbstbestimmung abzuwehren. – Nebenbei: ich bin mittlerweile fünffacher Vater, bei einem Kind war ich auch im Erziehungsurlaub; die Materie ist mir daher bekannt.

Was tatsächlich fehlt in meiner Aufstellung, sind die alltäglichen Tätigkeiten der Elternassistenz. Diese waren mir so selbstverständlich, das ich es für entbehrlich hielt, diese aufzuschlüsseln. Sie treten immer wieder und häufig auf und sind zeitlich unvorhersehbar.

Alltäglich und daher nur im Ausnahmefall erwähnt, sind:

  • Windeln wechseln. Spätestens nach zwei Stunden ist seine Windel so feucht, daß Simon sich unwohl fühlt. Hinweis: Wir benutzen Stoffwindeln.
  • Trinken reichen. Egal was passiert, zu trinken lasse ich ihm immer anbieten! Wasser führe ich bei mir. Simon trinkt zu Hause aus dem Glas, unterwegs aus der Flasche.
  • Essen geben und zubereiten. Simon bekommt die gleiche Nahrung wie ich. Außerdem stehen immer Gläser mit vorgekochter Nahrung im Kühlschrank. Die Nahrung ist im Wasserbad aufzuwärmen und Simon zu reichen. Für Nebenmahlzeiten habe ich hauptsächlich Reiswaffeln und Obst für ihn.
  • Umgebung absichern. Sobald die Wohnungstür aufgeht, schlüpft Simon aus der Wohnung und geht zur Treppe. Die Assistenz muss ihn blitzschnell aufhalten.
  • Simon trösten. Simon fällt gelegentlich hin. Manchmal stößt er sich. Oder er ist müde. Die Assistenz hebt ihn zu mir auf den Schoß und ich kann ihn trösten.

Ich füge Ihnen einige Fotos meiner Elternassistent*innen bei der Arbeit bei.

Zu Ihren konkreten Fragen:

  • 13.03.20 (Simons 1. Geburtstag): Silka kam 15:30 kurz zu mir, um Simon zu bringen. Danach fuhr sie schnell mit dem Fahrrad zu sich nach Hause, um die Feier weiter vorzubereiten. Ich bin mit meiner persönlichen Assistenz (MGu) und Simon, rsp. der Elternassistenz (LuF) durch den Park zur Feier gelaufen. Ca. 16:30 waren wir da. Während der Feier (Kaffeetrinken mit allen Großeltern bzw. Silkas Schwester) hatte ich die Verantwortung für Simon. 19:00 verließ ich mit meiner Assistenz die Wohnung von Silka. Hinweis: LuF hat jeden Freitag 15:30-19:00 Uhr Elternassistenz bei mir. Nur in absoluten Ausnahmefällen weichen wir davon ab; erst durch diese Zuverlässigkeit entsteht die notwendige vertrauensvolle Zusammenarbeit. – In diesem Fall hat es besonders gut gepaßt, denn Silka hat auch davon profitiert.
  • 19.03.20 (5,5 h Spaziergang): Wir haben uns längere Zeit in einem Gartenlokal („Toms Hütte“ in der Straße Im Bogen) aufgehalten. Das Wetter war schön und Simon und uns allen ging es gut. – Es war ein längerer Spaziergang, da wegen Corona erst das dritte und somit weiter entfernte Gartenlokal geöffnet hatte. – Was die Elternassistenz mit Simon getan hat, steht oben. Wie gesagt, es war mir zu alltäglich, als daß ich es wert gefunden hätte, das zu dokumentieren.
  • 20.03.20 (3 h, eigentlich 3,5 h): Wir waren einfach zu Hause, denn draußen hat es geregnet. Wir haben für Simon gesungen, Bücher angeguckt und ansonsten verlief die oben genannte Alltäglichkeit, die ich ohne Elternassistenz nicht bewältigen könnte.
  • 08.03.20 (8,5 h Fahrt zum FEZ): Dort konnten kleine Kinder mit großen Kugelbahnen spielen. Ich wußte das, und bin, wie von mir vermutet und sich dann bestätigte, zu Simons äußerster Freude hingefahren; bitte betrachten Sie die beigefügten Fotos. 21 Uhr ist keine bemerkenswert späte Zeit für Simon. Früher geht er sowieso nicht schlafen. Ich möchte Sie fragen, was für Sie daran „absolut nicht nachvollziehbar“ ist. Die Veranstaltung war jedenfalls genial; gäbe es nicht den „shut down“, wäre ich oft mit Simon im FEZ. Die Verkehrsverbindung mit dem ÖPNV ist jedenfalls schnell und einfach genug.
  • 17.03.20 (einstündige Übergabe): Ich kann keine Übergabezeit erkennen. Da war einfach eine Stunde mehr Elternassistenz.

In Kürze werde ich Ihnen die Abrechnung Elternassistenz des Monats April vorlegen, incl. einer Dokumentation der Tätigkeiten.

Mit freundlichen Grüßen
Oliver Lenz

Anlagen:

  • 6 Fotos von Assistent*innen bei der Arbeit
  • 3 Fotos mit Simon und z.T. mit mir von der Veranstaltung im FEZ
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