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Folgenden Artikel hatte ich für Potsdams ]andere[Seiten geschrieben. Er ist im Ausgabe Oktober/November 2005:

Potsdams]andere[Seiten

Alternative Monatszeitung für die Landeshauptstadt

Oktober/November 2005 Nr. 4 · 1. Jahrgang

Der Studentenkeller nil

Wer den Studentenkeller nil sucht und nur die Adresse Am Neuen Palais 10 kennt, ist ziemlich aufgeschmissen, denn diese Adresse umfaßt ein ganzes Dutzend Gebäude. Darunter die beiden Communs hinter dem Neuen Palais. Naja, unauffindbare Benummerungen. Kennen wir ja aus den Neubaugebieten der DDR. Schwamm drüber und Haus 11 gesucht. Unter Haus 11 soll sich der Studentenkeller nil befinden. Haus 11 findet man leicht, es ist die Rückseite des nördlichen Communs-Gebäude. Im Haus 11 befinden sich mehrere Hörsääle und eine Uni-Bibliothek. Wer aber nun in das Gebäude reingeht, hat schon wieder verloren. Denn der Eingang zum Studentenkeller befindet sich an der Seite des Gebäudes. Hätte ich doch vorher genauer geguckt, da steht eine Schautafel!

Auf dem Weg abwärts zum Eingang komme ich an einer kleinen Hinweistafel vorbei: Reste der Wasserleitung von 1792. Oha, wir befinden uns auf historischem Grund. Das Gebäude ist vor über 300 Jahren errichtet worden.

Ja, der Studentenkeller ist ein Keller. Meterdicke Wände, und Gewölbe wo man nur hinschaut. Die Luft riecht aber nicht nach Keller. Und ein Tresen ist auch da! Gemütlich ist es hier. Ich finde Henning vom Studentenklub nil e.V. Henning betreut den heutigen Klubabend. Im Hintergrund werden Steine auf Bretter gesetzt, dort wird Go gespielt.

Der Betrieb läuft ruhig und Henning erzählt mir etwas über den nil-Keller.

1972 wurde der Keller als Studentenklub hergerichtet. Ich bin neugierig: Wie war das damals? Es gibt Legenden, doch nichts Konkretes. Ab und zu schauen ehemalige Aktivisten und Gäste vorbei. Von 1994 bis 1996 hatte der Keller einen privaten Betreiber. Der versuchte hier Touristen zu verpflegen. 1999 bekamder Studentenkulturverein nil e. V. den Keller von Uni und AStA übergeben.

Unser Ziel ist es, Studentenkultur zugünstigen Konditionen anzubieten. Das hier sei keine Gaststätte. Sondern hier fänden Konzerte, Lesungen und Studentenpartys statt. Montag bis Mittwoch sei regelmäßig geöffnet: Montags sind Lesungen oder werden Filme gezeigt mit anschließender Diskussionsrunde. Dienstags gäbe es Konzerte und Party. Mittwochs wird Go gespielt. Und der Rest der Woche? Da gäbe es Fachschaftspartys und am Wochenende geschlossene Gesellschaft. Beispielsweise ein Go-Turnier. Ein Betrieb als öffentliche Gaststätte ist ausgeschlossen, und das ist auch gut so. Hier soll selbstverwaltete Studentenkultur gelebt werden!

Der Studentenklub hat 26 Mitglieder, fast alles Studenten. Was studieren diese Leute denn so? Mathematik, Geschichte, Germanistik, Geografie, Recht, Ökonomie, Biologie, Philosophie, Informatik - alles ist dabei. Wie rekrutiert ihr denn eure Mitglieder? Aktivisten zu finden ist doch immer schwer und Arbeit ist ja am Ende auch. Ein Plakat hängt an der Bar: Zapfen macht sexy.

Und wie ist das mit der Miete? Als studentischer Kulturverein brauchen sie keine Kaltmiete zu zahlen, lediglich die Betriebskosten sind zu erwirtschaften. Das ist zu schaffen. Überhaupt ist die Zusammenarbeit mit der Universität ganz gut.

Gibt es Zuschüsse von der Uni? Gelder kann der nil e. V. beim AStA beantragen. Der AStA (Allgemeiner Studierendenausschuss) hat einen Fond für studentische Projekte.

Die Räume sehen groß aus. Nach jeder Ecke geht es weiter. Wie groß ist das hier eigentlich? 300 qm, davon sind 200 qm für den Clubbetrieb zu nutzen, der Rest ist Abstellfläche und Büro. Bei Konzerten und Partys passen schon eben mal 300 Leute in den Keller. Der normale Klubabend wird von 15 bis 20 Leuten besucht.

Die Besucher rekrutieren sich vorwiegend aus den nahegelegenen Studentenwohnheimen. Aber der nil hat einen guten Ruf! Auch Nichtstudenten und ältere Mitbürger sind gerne gesehen. Die Verkehrsanbindung ist durch den nahegelegenen Bahnhof und die direkt davorbefindliche Bushaltestelle sehr gut.

Was gibt es denn demnächst für Termine hier? Am 31.10. wird Frankenstein gezeigt, die erste Verfilmung aus den 20erJahren. Und am 7.11. gibt es eine Lesungmit Patricia Vohwinkel, Thema: Blutnacht. Beginn ist jeweils 21 Uhr.

Der nil-Keller hat eine Homepage. Sie ist unter www.planet-nil.de zu erreichen.

O. L./H. K.


Erste Veröffentlichung: 23.04.2006 Hinweise, Anmerkungen, Fragen? © 2006 Oliver Lenz
Letzte Änderung: 03.08.2006 Mail oder Gästebuch
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