Cortisongabe als Mode

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Nach Dr. Wolfgang Weihe "Multiple Sklerose", Carl Gustav Carus Verlag, 2001, 3. Auflage:

Ein weiterer erstaunlicher Punkt ist, daß es bei einem so wirkungsvollen Medikament bisher nicht gelungen ist, die optimale Dosierung herauszufinden. In den sechziger Jahren war es Standard, jeden Patienten mit einem frischen Schub über eine Woche mit zweimal 50mg Prednisolon i.m. pro Tag zu behandeln. Dann setzte sich eine Zeitlang die Behandlung in Tablettenform durch, und jetzt wird seit Beginn der neunziger Jahre in vielen Kliniken eine hochdosierte Infusionstherapie mit 1000 mg Prednisolon über 3 bis 7 Tage durchgeführt. Keine der Behandlungen hat sich den vorangegangenen gegenüber als nachweisbar überlegen erwiesen, und es ist damit zu rechnen, daß es schon bald zu einer neuen „Mode“ in der Cortisontherapie kommen wird. Sie ist bereits in Sicht: die Intervalltherapie mit Cortison. Dabei sollen die Patienten regelmäßig alle 3 Monate eine dreitägige hochdosierte Infusionstherapie bekommen, unabhängig davon, ob sie Schübe haben oder nicht.

[...]

Ob man überhaupt mit Cortison behandeln sollte, bleibt also aus fünf Gründen eine offene Frage:
  1. Solange unsicher ist, daß die MS tatsächlich eine Autoaggressionskrankheit ist, muß die Gabe von Cortison als problematisch gewertet werden.
  2. Eine Beurteilung des Therapieerfolges ist dadurch erschwert, daß es zur Natur der Schübe gehört, sich auch ohne Therapie zurückzubilden.
  3. Die Dosierung ist Modeströmungen unterworfen, und bisher hat sich kein einheitliches Behandlungsschema durchsetzen können.
  4. Ein Einfluß von Cortison auf die Gesamtprognose ist nie nachgewiesen worden.
  5. Cortison hemmt die natürlichen Wundheilungsvorgänge.

Ergänzung von OL: Gegenwärtig (2013) wird üblicherweise mit 2000 mg Cortison über drei Tage behandelt.

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