Manifest der NaO/Zerstörung ...
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Die Zerstörung der Lebensgrundlagen durch die kapitalistische Marktlogik
Heute ist wissenschaftlich gesichert: Wenn die globale Durchschnittstemperatur in diesem Jahrhundert um mehr als 2 Grad steigt, wird der Wandel des Weltklimas laut dem Forschungsbericht des UN-Weltklimarates (IPCC von 2009)
- Wir haben Kapitalismus. Schon gewußt? Da ist es doch nur logisch, daß der IPCC (z.B.) einzig an schlimmen Klimanachrichten interessiert ist. Denn nur wenn das Szenario schrecklich ist, sind die Regierungen bereit, dem IPCC Geld zu geben. Oder die Brandenburger Landesregierung dem Institut für Klimafolgenforschung. Verflixt, da hängen doch materielle Interessen dran, daß schlimme Nachrichten verbreitet werden (Meeresspiegelanstieg)! Wenn es aber materielle Interessen gibt, dann ist es doch mit der Objektivität nicht weit her! Das ist doch bekannt!!
nicht wieder änderbar, umfassend und verheerend sein. Das Zeitfenster für Aktionen, die daran noch etwas Grundlegendes zu ändern vermögen, wird schmaler!
Obwohl ein allgemeines Umdenken notwendige Voraussetzung zum Überleben auf diesem Planeten geworden ist, so kann allein individuelles Handeln die ökologische Krise nicht aufhalten. In einer Wirtschaft, die auf größtmögliche Steigerung des Profites ausgerichtet ist, liegt es nur nahe, dass die BesitzerInnen der Produktionsmittel die ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen möglichst billig nutzen. Die Verschmutzung der Umwelt bedeutet vom ökonomischen Standpunkt einen Teil der Kosten der Produktion auf die Allgemeinheit abzuwälzen. Eine Klimaerwärmung, die gerade in Richtung einer Klimakatastrophe führt, massive Bedrohung des Stickstoffkreislaufes, Abholzung des Regenwaldes, Artensterben, industrielle Massentierhaltung, atomare und chemische Verschmutzung, Überfischung der Meere: kurz, die Zerstörung der wichtigsten Ökosysteme der Erde – das ist der „ökologische Fußabdruck“ des Kapitalismus. So wie „Sozialpartnerschaft“
und „Standortsicherung“ keine Lösung, sondern Teil des Problems sind, so hilflos ist es, den drohenden ökologischen Kollaps ausgerechnet mit den Methoden verhindern zu wollen, die ihn hervorgerufen haben.
Die Beispiele der Zunahme von Emissionen im Rahmen der Vergabe von Verschmutzungsrechten an Unternehmen und die Verknappung von Wasser infolge von Privatisierungen haben bewiesen, dass das Konzept, die natürlichen Ressourcen zu Waren zu machen, noch viel weniger geeignet ist, die Probleme einzudämmen. Der Kapitalismus ist unfähig, seine eigene Natur selbst zu überwinden. Diese besteht darin, die Produktion immer weiter auszuweiten und zu enthemmen, alle Sphären menschlicher und natürlicher Grundlagen werden in die Maschinerie der Verwertung geworfen. Selbst die technologische Lösung hat das Unheil nur vergrößert: die Atomkatastrophen von Tschernobyl und Fukushima, die Ölverpestung durch Exxon Valdez und Deepwater Horizon, der Drei-Schluchten-Staudamm am Jangtsekiang, die Bedrohung des roten Thunfischs und Seehechtes durch immer größere Fangschiffe, die Verteuerung von Lebensmitteln durch „Biokraftstoff“, die nicht kalkulierbaren Risiken durch Genmanipulationen, usw.
Auch die endliche Menge fossiler Brennstoffe bringt das Kapital nicht zur Vernunft: Je tiefer das Objekt der Begierde im Boden sitzt, desto gefährlicher und giftiger die Technologien zu seiner Hebung. Chemikalien im Boden zur Schiefergasgewinnung (Fracking), Wasservergiftung durch Ölsandabbau, Abscheidung und Lagerung von Kohlendioxid unter der Erde (CCS-Technologie) … Genauso illusionär ist die Zähmung des Kapitals durch Gesetze. Die „Ökosteuer“ verschont die stromintensive Großindustrie, das Erneu-erbare Energien Gesetz wälzt die Kosten des Kapitals auf die arbeitende Bevölkerung ab und die Liberalisierung des Strommarktes sorgt nur für noch mehr Profite. Verordnungen legen Grenzwerte fest und die definierte Verschmutzung (Dioxin, Mineralöl, Schwermetalle, Feinstaub) unserer Lebensmittel und unserer Umwelt wird als „gesund“ angepriesen.
Selbst auf den Druck der VerbraucherInnen, die seit etlichen Jahren auf gentechnikfreie Nahrung und biologisch erzeugte Lebensmittel Wert legen, weiß das Kapital eine Antwort. Nichtssagende Selbstverpflichtungen, intransparente „Bio-Siegel“ und Greenwashing sichern Profit und den positiven Ruf der Marke. Bio-Äpfel werden um die halbe Erde geflogen, Aromastoffe in Bio-Getränken aus Papierabfällen gewonnen. Ganz zu schweigen von den Produktionsbedingungen. Kein Bio-Siegel spiegelt die Lohnhöhe der ErzeugerInnen, energieverschwendende Herstellungsverfahren und die ärztliche Versorgung kranker Tiere wider.
Biowelle, „saubere“ Energieerzeugung, staatliche Eingriffe, grüner Kapitalismus – all das nutzt das Kapital nur als neue Quelle des Profits. Es beweist dadurch: Der Kapitalismus untergräbt die natürlichen Lebensgrundlagen der menschlichen Gesellschaft schlechthin.
Das Kapital wird niemals eine weltumspannende Strukturänderung in Gang setzen, die Schluss macht mit der Ausrichtung der Städte auf den motorisierten Individualverkehr, die Schluss macht mit der Verknappung von Lebenszeit durch Arbeitszeitverlängerung und -verdichtung, die uns zwingt, uns schneller und ressourcenverschwendender von A nach B zu bewegen, die Schluss macht, durch Zentralisierung der Produktion dafür zu sorgen, dass Städte ins Unendliche wuchern, die Schluss macht mit lebensfeindlichen Wirtschaftsbereichen wie einer monströsen Fleischindustrie,Kohleabbau,Atomindustrie etc. Die beiden letztgenannten Zweige bürden uns und unserer Ökosphäre Schäden auf, die für keine Generation des Menschen je wieder rückholbar sind.
Die ganze Struktur des Kapitalismus befindet sich im Widerspruch zu den Erfordernissen einer umwelt- und ressourcenschonenden Lebensweise: Die kapitalistische Produktionsweise verhindert eine sinnvolle Balance dezentraler Produktion (etwa bei der Energieerzeugung und dem Anbau von Grundnahrungsmitteln) und zentraler Produk-tion (wie Maschinen- und Anlagenbau, Verkehrstechnik). Das Privateigentum an Produktionsmitteln unterbindet gesellschaftliche Kontrolle über Produktionsbedingungen und Verteilung und fördert weiterhin die Verschwendung von Ressourcen. So werden z. B. Produkte auf Kurzlebigkeit hin gebaut (so genannte geplante Obsoleszenz), sind nicht mit anderen Produkten kompatibel, kaum reparabel usw. Geschäftsgeheimnisse und Patente hemmen freien Zugang zu Information und freie Forschung. Der entfesselte Kapitalismus erzeugt einen immer größeren und giftigeren Warenberg (mit großenteils unnützen Dingen).
Diese Entwicklung wird von der Debatte um Wachstum als alleiniges Ziel des Wirtschaf-tens (Produktivismus) reflektiert und die Forderung nach Rücknahme desselben (Décroissance). Für uns ist die entscheidende gesellschaftliche Frage jedoch: Was soll wachsen und was soll nicht wachsen?
Von der ökologische Krise, die zugleich auch eine Ernährungskrise ist, sind die Menschen in den unterentwickelt gehaltenen Ländern in viel größerem Maße betroffen, am stärksten Frauen, alte Menschen und Kinder. Hervorgerufen wird sie durch die Erosion der Böden und extremer werdende Wetterbedingungen, die den Ackerbau schwieriger machen. Hinzu kommt die Verknappung von Lebensmitteln durch „Biosprit“ und Spekulation. 2010 waren 40 Millionen Menschen vornehmlich aus dem Süden auf der Flucht vor den Auswirkungen der globalen Umweltkatastrophe. Eine Milliarde Menschen hungert täglich – nicht weil es zu wenig Nahrungsmittel gibt, sondern weil es zu wenig bezahlbare Nahrungsmittel gibt. Der Kapitalismus erzeugt zwar immer neu Bedürfnisse, stellt aber nur die Befriedigung dessen sicher, was auch marktgängig ist.
Obwohl die ökologische Krise nur vollständig in einer sozialistischen Gesellschaft gelöst werden kann, sind bereits heute Kämpfe um sehr konkrete Verbesserungen innerhalb des Kapitalismus notwendig, um zu versuchen, wenigste das Schlimmste zu verhindern. Die ökologische Krise – wird sie nicht gelöst – stellt letztlich auch das Überleben der Menschheit infrage. Es handelt sich für RevolutionärInnen und AntikapitalistInnen um eine Schlüsselfrage ihrer politischen Aktivität. Deshalb ist uns die Mitarbeit in und Un-terstützung von Bewegungen, die sich eine gesunde Umwelt zum Ziel gesetzt haben und gegen die Auswirkungen dieser Krise eintreten, ein besonderes Anliegen.
In diesen Bewegungen kann unsere Perspektive aber nicht das Predigen von Konsumverzicht (obwohl auch hier ein Umdenken nötig ist), nicht die Rückkehr zu einer Sub-sistenzwirtschaft, auch nicht die generelle Ablehnung des Eingriffs des Menschen in die Natur sein. Wir werden für die Einsicht werben, dass es keine nachhaltige „Reparatur der Umwelt mit kapitalistischen Mitteln“ geben kann.