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CCSVI und Multiple Sklerose: Neue Daten helfen beim weiteren Vorgehen von Ashton Embry, Direct-MS (www.direct-ms.org), (Übersetzung ohne Gewähr)

Original: CCSVI and Multiple Sclerosis: Integrating New Data to Help Guide Actions http://www.direct-ms.org/magazines/Embry%20New%20CCSVI%20Data%20for%20Guiding%20Actions%2002%2010.pdf


Inhaltsverzeichnis

Einführung

Während der letzten Monate ist die MS-Welt in Aufruhr geraten aufgrund einer heftigen Debatte rund um die Entdeckung der "Chronic Cerbrospinal Venous Insuffiviency" (CCSVI) und der Frage, ob diese ein Teil des Krankheitsbildes der MS ist. Des weiteren beinhaltet die Debatte hitzige Diskussionen darüber, ob die Behandlung von CCSVI in naher Zukunft ein Teil der MS-Therapie sein sollte. Die Debatte polarisiert die MS-Gemeinde in zwei Lager. Das eine Lager, hauptsächlich bestehend aus den Leuten, die mit MS leben (Patienten, Pfleger, Patienten-Verbände) sehen CCSVI als eine der Ursachen der MS und treten dafür ein, dass eine Untersuchung auf CCSVI sowie eine eventuelle Behandlung für jeden zugänglich gemacht werden sollte, der danach verlangt.
Das andere, sehr viel konservativere Lager, besteht hauptsächlich aus denen, die von MS leben (Forscher, Neurologen, große MS-Verbände). Dieses Lager ist sehr viel skeptischer in Bezug auf die Rolle, die CCSVI bei MS spielt. Interessanterweise haben einige prominente MS-Forscher mit engen Beziehungen zur Pharmaindustrie das CCSVI-Konzept öffentlich als wertlos, ethisch fragwürdig und einen Hoax (Jux, Falschmeldung) bezwichnet. Dieses Lager, das hauptsächlich aus denen, die an der Macht sind, besteht, ist vehement gegen irgendwelche Tests und Behandlungen von CCSVI, und zwar solange, bis die klinische Forschung bewiesen hat, dass die Beseitigung einer CCSVI eine deutliche Verbesserung bringt. Dies wird bestenfalls in 5-10 Jahren soweit sein.
In immer mehr Ländern werden MS-Betroffene bereits auf CCSVI getestet und behandelt, da die Patienten denken, daß sie weit mehr zu gewinnen als zu verlieren haben. Es ist wichtig, die Entscheidung für ein Handeln auf alle vorhandenen Informationen zu stützen. In den letzten Wochen sind neue wichtige Informationen über CCSVI und MS von zwei verschiedenen, sehr seriösen Quellen (Universität Buffalo und Georgetown-Universität) verfügbar geworden.
Ich habe diesen Artikel geschrieben, um die neuen Daten zusammen zu fassen, in meine Interpretation über den Zusammenhang zwischen CCSVI und MS zu integrieren und letztendlich, um auf Basis dieser neuen Interpretation weitere Handlungen für MS-Betroffene zu empfehlen. Wir werden auch zukünftig selbstverständlich weitere Daten erhalten und es ist daher möglich, dass sich dann meine Interpretation etwas ändert. Dennoch, die neuen Informationen sind ziemlich zuverlässig und ich bin zuversichtlich, dass der größte Teil meiner Interpretation und die daraus folgenden Handlungs-Empfehlungen wenn überhaupt, nur weniger Änderungen bedürfen.

Übersicht CCSVI

CCSVI ist ein Krankheitsprozess, bei dem der Abfluss von venösem Blut aus dem Gehirn aufgrund von Fehlbildungen der Venen gestört ist. Solche Fehlbildungen (z.B. Verengungen) können mit einem Doppler-Ultraschall dargestellt werden, bei dem Geschwindigkeit und Richtung des Blutflusses in den Hauptvenen, die am Abfluss des Bluts vom Gehirn beteiligt sind (jugularis, azygos, vertebratal), gemessen werden. Die Venen-Fehlbildungen, die die Ursache für CCSVI sind, werden entweder durch ein MRV oder eine Venographie dargestellt. Dieses neue Konzept wurde 2007 von italienischen Forschern vorgestellt. Im Dezember 2008 wurde ein Bericht mit dem Titel „Chronic cerebrospinal venous insufficiency in patients with multiple sclerosis“, verfasst von Dr. Paolo Zamboni und Kollegen, online vom angesehenen Jounal of Neurology, Neurosurgery and Psychiatry zur Verfügung gestellt und im April 2009 offiziell herausgegeben.

In ihren Studien maßen Dr. Zamboni und sein Team mittels Doppler-Ultraschall fünf Werte des venösen Abflusses vom Gehirn und der Leser wird auf ihren Bericht (Zamboni et al, 2009; http://jnnp.bmj.com/content/80/4/392.full.pdf) für weitere Details hingewiesen. Zamboni und Kollegen definierten CCSVI als einen Zustand, bei dem zwei der fünf gemessenen Werte des venösen Abflusses vom Gehirn anomal sind. Die Forscher entdeckten, dass fast alle Personen mit MS (65 Patienten) CCSVI aufwiesen, aber dass nur sehr wenige Kontrollpersonen (235) solche Störungen hatten. Sie nutzten außerdem Venographie, um das venöse System und venöse Fehlbildungen, die für das von Ihnen festgestellt CCSVI verantwortlich waren, bildlich darzustellen. Trotzdem ist wichtig zu erwähnen, dass CCSVI auf Vorliegen von zwei oder mehr Anomalien des Blutflusses basiert (gemessenen mit Doppler-Ultraschall) und nicht von einer Venographie abhängt.

Mit dieser Studie schien das Zamboni-Team ein niemals vorher gesehenes Problem bei MS identifiziert zu haben, das es in nahezu 100% der Fälle vorhanden ist. Die Ergebnisse sorgten für großes Erstaunen. Dieses hohe Vorkommen und die Tatsache, dass ein gestörter Abfluss des venösen Blutes für verschiedene, vorher unerklärliche Befunde bei MS (z.B. Entzündungen immer um Venen herum, Eisenablagerungen) verantwortlich gemacht werden konnte, führte zu der Hypothese, dass CCSVI eine wichtige Rolle beim Krankheitsverlauf von MS spielt und eventuell sogar die Hauptursache sein könnte. Dr. Zamboni legte vernünftige Interpretationen vor, wie CCSVI den Krankheitsverlauf von MS durch die Schädigung der Blut-Hirn-Schranke beeinflussen könnte und für Neurodegeneration sorgt. Er führte außerdem eine Phase 1 Studie zur Behandlung von CCSVI bei MS durch. Diese Studie zeigte, dass die Behandlung von CCSVI sicher und vermutlich heilsam bei MS ist.

Vielleicht der verwunderlichste Aspekt bei den revolutionären Entdeckungen von Zamboni war die Tatsache, dass sie von fast der gesamten MS-Forschungsgemeinschaft, Neurologen und MS-Verbänden komplett ignoriert wurden. Dennoch wurden MS-Betroffene innerhalb von Tagen nach Erscheinen des Artikels von Zamboni im Dezember 2008 auf die wegweisenden Ergebnisse der Studie aufmerksam. CCSVI wurde schnell zum größten Thema in den Online-Plattformen der MS-Patientengemeinde im Jahr 2009. MS-Patienten begannen im Frühling 2009 auf eigene Faust die Behandlung von CCSVI mithilfe von interessierten Radiologen durchführen zu lassen. Im Herbst 2009 wurde eine große Dokumentation über Zambonis Entdeckungen und die Ergebnisse der Phase 1-Studie von Avis Favaro und Elizabeth St Philip vom CTV Network Kanada gemacht und die CCSVI Bombe war geplatzt. Innerhalb von 24 Stunden nach Ausstrahlung der Dokumentation fühlten sich MS-Forscher, Neurologen und MS Verbände weltweit genötigt das Thema CCSVI aufgrund des beispiellosen und sehr nervigen (aus ihrer Perspektive) Interesses ihrer Klienten anzusprechen.


University of Buffalo Studie

2008 erkannten zwei aufgeschlossene und fortschrittlich denkende Forscher an der Universität in Buffalo, Dr. Robert Zivadinov und Dr. Bianca Weinstock-Guttman, die große Bedeutung von Dr. Zambonis Untersuchungen. Sie entschlossen sich, eine große Studie zu veranlassen um zu sehen, ob Dr. Zambonis beeindruckende Ergebnisse wiederholt werden konnten. Sollten seine Ergebnisse bestätigt werden können wäre es schwer zu verleugnen, dass CCSVI eine wichtige Rolle beim Krankheitsverlauf der MS spielt. Darüber hinaus würde eine eindeutige Bestätigung des Zusammenhangs zwischen CCSVI und MS ausreichen, um eine ordentliche klinische Studie zum Testen der Hypothese, dass die Lösung von CCSVI eine effektive Behandlung von MS ist (gerade im Anfangsstadium), zu rechtfertigen.

Dr. Zivadinov und Dr. Weinstock-Guttman begannen ihre Studie 2009 unter dem Namen „Combined Transcranial and Extracranial Venous Doppler (CTEVD) evaluation in MS“. Der Einfachheit halber werde ich sie in diesem Artikel Buffalo Studie nennen. Die Buffalo Studie wird ca. 1.600 Personen beinhalten und in 3 Phasen durchgeführt werden. Phase 1 wurde vor kurzem abgeschlossen. Sie beinhaltete 500 Testpersonen, davon 280 mit MS, 161 gesunde Kontrollpersonen und 59 Personen mit entweder CIS (isolierte klinische Symptome, geht häufig (80%) in MS über) oder einer neurologischen oder Autoimmun-Krankheit. Die Buffalo-Forscher nutzten die gleiche Dopplerultraschalluntersuchung und maßen dieselben 5 Parameter wie das Zamboni-Team um das Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von CCSVI bei allen 500 Personen zu ermitteln.

Die wichtigsten Fragen zu CCSVI, die möglicherweise von der Buffalo Studie beantwortet werden sind: 1) Gibt es einen eindeutigen Zusammenhang zwischen CCSVI und MS? und 2) Ist CCSVI Teil des Krankheitsverlaufes? Die Forscher der Universität Buffalo veröffentlichten vor kurzem einige Ergebnisse der abgeschlossenen Phase 1 ihrer Studie. Obwohl die Ergebnisse nur „vorläufig“ sind ergeben sich aufgrund der hohen Zahl der Testpersonen mit MS und der Kontrollpersonen statistisch signifikante und solide Antworten auf die o.g. beiden Fragen. Bevor ich meine Interpretation der Ergebnisse erläutere werde ich kurz auf eine andere wichtige kürzlich veröffentlichte Studie, welche einen der Kernpunkte von CCSVI behandelt, eingehen.


Der Ursprung der venösen Fehlbildungen die CCSVI verursachen

Eine der größten Fragen CCSVI betreffend ist, wann die Fehlbildung entsteht. Ist sie bereits bei der Geburt vorhanden oder entsteht sie nach der Geburt aber bevor MS diagnostiziert wird durch verschiedene Umweltfaktoren oder ist sie eine Folge des MS-Krankheitsverlaufes (eher eine Folge als eine Ursache)? Die Antwort auf diese Frage wirkt sich ganz klar auf die Frage aus, ob CCSVI ein ursächlicher Faktor für MS ist oder nicht.

Eine Studie über die Formen von venösen Missbildungen, die CCSVI verursachen und ihren Ursprung wurde von Gefäßspezialisten unter der Leitung von Dr. Byung-Boong Lee von der Georgetown Universität in Washington DC durchgeführt. Dr. Lee und seine Kollegen haben zwei umfangreiche Berichte zu diesem Thema verfasst die sich derzeit im Druck für das Wissenschaftsmagazin International Angiology befinden. Vor einigen Wochen überließ mir Dr. Lee großzügigerweise Vorabdrucke von beiden Berichten.

Einer der Berichte hat den Titel „Diagnosis and treatment of venous malformations: Consensus Document of the International Union of Phlebology (IUP)-2009“ (Diagnose und Behandlung von venösen Fehlbildungen: Übereinstimmendes Dokument der Internationalen Vereinigung der Phlebologie). Hier werden solide Argumente geliefert, dass venöse Fehlbildungen bei CCSVI angeboren sind. Bemerkenswerterweise wird diese Interpretation von Gefäß-Forschern aus 27 Ländern geteilt und es ist daher schwer, es nicht als Offenbarung zu sehen. Der andere Bericht liefert sehr detaillierte Daten zu CCSVI und der embryonalen Entwicklung. (Name des Berichts: „Embryological Backround of Truncular Venous Malformation in the Extracranial Venous Pathways as the Cause of Chronic Cerebro-Spinal Venous Insufficiency“ - Embryologischer Hintergrund bei Truncular Venen Fehlbildung in den extracraniellen Venösen Bahnen als Ursache von CCSVI) Unterm Strich zeigt die außergewöhnlich wichtige Forschung von Dr. Lee und seinen Kollegen dass der Ursprung von CCSVI angeboren ist und es keine Folge von späteren Umwelteinflüssen oder des MS-Krankheitsverlaufes ist. Sollte also bewiesen werden, dass CCSVI im engen Zusammenhang mit MS steht, ist es nahezu sicher ein ursächlicher Faktor von MS. Die alternative Interpretation würde eine unglaubliche Koinzidenz von CCSVI und MS erfordern und kann damit nicht als plausibel erachtet werden. Jetzt werden wir zu den Ergebnissen der Buffalo Studie zurückkehren die eine Antwort auf die Frage liefert, ob CCSVI und MS zusammenhängen.


Ergebnisse von Phase 1 der Buffalo Studie

Am Dienstag den 11. Februar 2010 wurden einige der wichtigsten Ergebnisse von Phase 1 der Buffalo Studie in einer Presskonferenz veröffentlicht. Einige andere Ergebnisse wurden in einem CBC Dokument veröffentlicht. Diese Ergebnisse zeigen: 1) 55%* der Personen mit MS haben CCSVI 2) 22%* der gesunden Kontrollgruppe haben CCSVI 3) 10%* der getesteten Personen (50) wurden als grenzwertig klassifiziert und für die o.g. Statistik in die Nicht-CCSVI Kategorie eingeordnet. Wenn diese Personen aus der statistischen Analyse ausgeschlossen werden haben 62 %* der MS-Patienten und 26%* der gesunden Kontrollgruppe CCSVI 4) 38%* derer mit Clinically Isolated Syndrom (CIS – meistens der Beginn von MS) hatten CCSVI 5) 80%* von den Personen mit einer weiter fortgeschrittenen MS (EDDS Level wurden nicht spezifiziert) hatten CCSVI

  • Werte auf die Buffalo Studie bezogen

Für mich sind diese Ergebnisse spektakulär und liefern uns, in Kombination mit den Ergebnissen von Dr. Lee, einige sehr solide Antworten auf unsere zwei wichtigsten Fragen. Außerdem erlauben sie einige begründete Interpretationen und ich denke wir haben jetzt ein gutes Verständnis dafür, wie CCSVI und MS zusammen hängen. Ich vermute, dass meine Erklärung nicht begeistert aufgenommen werden wird. Weder von denen, die CCSVI als primäre Ursache von MS sehen noch von denen, die CCSVI als „interessant“ aber nicht weiter wichtig ansehen. Meine Model, welches CCSVI und MS auf Basis der neuen Erkenntnisse beinhaltet, liefert eine dritte, weniger drastische Option. Diese Option beinhaltet alles was wir über MS wissen, aber plädiert nicht alleine für eine der beiden anderen Optionen.


CCSVI und Multiple Sklerose – Neue Interpretation

Die Daten der Buffalo Studie im Zusammenhang mit dem kürzlich bewiesenen Fakt, dass venöse Fehlbildungen, die CCSVI verursachen, angeboren sind, haben mich zur der folgenden Interpretation CCSVI und MS betreffend veranlasst:

1) Das Vorhandensein von CCSVI bei ca. einem Viertel der gesunden Kontrollgruppe weist stark darauf hin, dass CCSVI alleine kein großes Problem ist (eine Person in jeder Bridge-Runde hat CCSVI). Dennoch können wir nicht ausschließen, dass CCSVI eventuell ein Risikofaktor für andere neurologische Erkrankungen ist, die hauptsächlich im höheren Erwachsenenalter auftreten (mehr dazu später). Es gibt jetzt wenig Zweifel, dass in den meisten Fällen, CCSVI alleine nicht MS auslöst. Wäre das so, wäre MS eine weit verbreitete Krankheit.

2) Das Vorhandensein von CCSVI bei 55%/62% aller MS-Patienten und bei nur 22%/26% der gesunden Kontrollgruppe zeigt, dass CCSVI 2,4-mal häufiger bei MS-Patienten vorkommt. Aufgrund der hohen Zahl an getesteten Personen belegt dies ohne jeden Zweifel, dass es einen Zusammenhang zwischen CCSVI und MS gibt. Dieser nachgewiesene Zusammenhang in Kombination mit den angeborenen Ursachen von CCSVI zeigt deutlich, dass CCSVI in vielen Fällen ein ursächlicher Faktor von MS ist. Die Feststellung, dass 62% aller Personen mit MS CCSVI haben (ohne Grenzfälle) und dass es in 38% derer mit CIS (in den meisten Fällen der Beginn von MS) vorhanden war, haben mich zu folgender Interpretation veranlasst: CCSVI ist in 50% bis 75% ein ursächlicher Faktor von MS, umgekehrt ist es in 25% bis 50% KEINE Ursache von MS (d.h. ist nicht vorhanden). Diese große Spannweite bei den Prozentzahlen basieren auf der bewiesenen Statistik, dass 80%-90% der CIS in eine MS übergehen und dass eine weiter entwickelte Technik wohlmöglich mehr Fälle von CCSVI belegt (d.h. zurzeit mehr falsche negative als falsche positive Ergebnisse). Dennoch wird eine bessere Diagnostik von CCSVI die aktuellen Kennzahlen nicht merklich beeinflussen (z.B. CCSVI ist bei MS-Patienten etwa 2,4X häufiger als bei gesunden Kontrollgruppen) welche der Schlüssel zu meiner Interpretation sind.

3) Vor dem Hintergrund, dass etwa 25% der gesunden Kontrollgruppe CCSVI hatten und etwa 40% der MS-Patienten kein CCSVI hatten, kann CCSVI nicht als alleinige Ursache von MS gesehen werden. Allerdings möchte ich noch mal betonen, dass CCSVI in vielen Fällen definitiv ein wichtiger ursächlicher Faktor von MS ist. Dies zeigt, dass andere signifikante ursächliche Faktoren Teil von MS sein müssen. Betrachtet man all die genetischen, epidemiologischen und immunologischen Daten die zeigen, dass MS in den meisten Fällen eine Auto-Immunkrankheit ist, ergeben sich zwei offensichtliche Kandidaten: Die EBV-Infektion und Vitamin D-Mangel, wie von vielen Autoren diskutiert. Es ist angemessen anzunehmen, dass es andere ursächliche Faktoren gibt. Ich verweise den Leser auf meinen Bericht aus 2004 in dem ich auf potenzielle Umweltfaktoren bei MS eingehe (http://www.direct-ms.org/pdf/Ashton/ Embry-Darwinian). Ich identifizierte 7 plausible ursächliche Faktoren und würde der Liste nun CCSVI hinzufügen.

4) Es scheint, dass CCSVI nicht nur ein ursächlicher Faktor von MS ist, sondern auch den Verlauf von MS beeinflusst. Diese Interpretation ist schwer zu bestreiten wenn man die ermittelten Daten betrachtet: 38% der Personen mit CIS (Start von MS) haben CCSVI, 55%/62% aller Personen mit MS haben CCSVI und 80% der Personen mit weiter fortgeschrittener MS haben CCSVI. Diese Daten demonstrieren eine klare und eindrucksvolle Zunahme von Personen mit MS und CCSVI mit zunehmendem Behinderungsgrad. Diese Daten können realistisch nur so interpretiert werden, dass CCSVI ein signifikanter Beschleuniger des MS-Krankheitsverlaufs ist. Folglich haben Personen, deren MS CCSVI beinhaltet, ein weit höheres Risiko, dass sich ein hoher Behinderungsgrad entwickelt. Ich möchte betonen dass die alternative Erklärung – dass die Häufigkeit von CCSVI mit fortgeschrittenem Krankheitsverlauf aufgrund des MS-Krankheitsverlaufes zunimmt – von der weit unterstützten Interpretation, dass CCSVI angeboren ist, widerlegt werden kann. Diese Interpretation bietet auch eine gute Begründung dafür, warum in den früheren kleineren Studien, die hauptsächlich Personen mit weiter fortgeschrittener MS beinhalteten, ein höheres Vorhandensein von CCSVI bei den untersuchten Personen gefunden wurde (90%+). Schlussendlich passt eine solche Interpretation in das weit akzeptierte Modell von MS als Autoimmunkrankheit. CCSVI kann die Blut-Hirn-Schranke schädigen, was autoaggressiven Immunzellen das Eindringen in das ZNS erheblich vereinfacht und den Krankheitsverlauf weiter vorantreibt.

5) Die Tatsache, dass es bei MS mehrere, ursächliche Faktoren gibt (von denen vielleicht keiner bei allen Fällen vorhanden ist) erklärt die Verschiedenartigkeit von MS und die Beobachtungen von Lucchinetti et al (2000), dass vier verschiedene MS Läsionen unterschieden werden können. Zum Beispiel kann eine Form von MS ausschließlich autoimmun bedingt sein und kein CCSVI beinhalten. Beim anderen Extrem kann CCSVI die Hauptursache sein und in diesem Fall kaum, wenn überhaupt, autoimmun Einflüsse haben. Viele Fälle von MS beinhalten höchstwahrscheinlich beides, Autoimmunität und CCSVI wobei die CCSVI Komponente den Autoimmun-prozess beschleunigt und die Häufung von Behinderungen bedingt. Man würde vermuten, dass die meisten Fälle von leichter MS kein CCSVI beinhalten wohingegen die meisten aggressiveren Verläufe CCSVI beinhalten. Diese Folgerung kann einfach getestet werden und würde, wenn sie sich als korrekt erweist, diese Interpretation massiv unterstützen.

6) Das Vorhandensein von CCSVI bei 26% der gesunden Kontrollpersonen (ohne Grenzfälle) in Kombination mit dem Vorhandensein von Eisenablagerungen als Folge von CCSVI und dem Auftreten von diesen bei anderen neurologischen Erkrankungen, wie Alzheimer und Parkinson, lässt mich spekulieren, dass CCSVI vielleicht auch ein Risikofaktor bei anderen neurologischen Erkrankungen ist.

Diese neuen Interpretationen, die auf den kürzlich veröffentlichten Daten zu CCSVI basieren (Universities of Buffalo und Georgetown) drängen darauf, dass ein neues ätiopathogenisches Model für MS entwickelt werden muss. Weder die Standard-Autoimmun-Theorie noch die kürzlich entdeckte CCSVI-Theorie als alleinige Ursache sind mit diesen Daten und Interpretationen vereinbar. Ein neues Model für MS, in dem Autoimmunität und CCSVI kombiniert werden, wird Thema eines kommenden Artikels sein.


Empfohlene Maßnahmen für Personen mit MS

Die oben genannten, gut abgesicherten Interpretationen zum Zusammenhang zwischen MS und CCSVI (Ursache in vielen Fällen, Krankheits-Beschleuniger) führen zu offensichtlichen und eindeutigen Empfehlungen für alle Personen mit MS.

1.) Aufgrund der ungünstigen Auswirkungen die CCSVI auf den Krankheitsverlauf hat, ist es erforderlich, dass jede Person mit MS so früh wie möglich vernünftig auf CCSVI getestet wird. Es wird betont, dass es aufgrund der Neuheit beim Einsatz der Dopplerultraschalltechnologie zur Diagnose von CCSVI und dem Bedarf eines speziellen Trainings unbedingt erforderlich ist, dass Kliniken die nötige Fachkenntnis erwerben bevor auf CCSVI getestet wird.

2.) Wenn CCSVI diagnostiziert wird ist es nötig, dass die ursächlichen venösen Fehlbildungen korrekt bildlich dargestellt werden. Zurzeit wird darüber debattiert, ob Venographie oder MRV oder eine Kombination aus beiden am besten für die bildliche Darstellung der venösen Probleme geeignet ist und es ist wichtig diese Debatte im Auge zu behalten

3.) Wenn die Ursache der venösen Fehlbildung entdeckt wurde, ist es sehr wichtig den gestörten venösen Abfluss zu korrigieren. Wenn man bedenkt, dass CCSVI höchstwahrscheinlich den Krankheitsprozess beschleunigt, haben Personen mit MS und CCSVI nicht den Luxus, 5-10 Jahre zu warten bis MS Forscher das offensichtliche durch große klinische Studien belegen. Noch mal, Fachkenntnisse und Erfahrungen sind sehr kritisch in Bezug auf die nötigen endovaskulären Behandlungen und jeder Patient der solch eine Behandlung wünscht sollte sehr sorgfältig die Fachkenntnisse und Erfahrungen des Arztes überprüfen, der so eine Behandlung durchführt.

4.) In einer idealen Welt würde dein Neurologe dir helfen auf CCSVI getestet zu werden und wenn nötig, dich bei der Behandlung unterstützen. Aber Neurologen tendieren dazu sehr konservativ zu sein und aktuell gibt es nur ein paar wenige, die die Notwendigkeit sehen, auf CCSVI getestet und behandelt zu werden. Es scheint derzeit so, dass die Behandlung von CCSVI (wie alle Methoden ohne Pharmazeutika) außerhalb der konventionellen neurologischen Praxen erledigt werden muss. Ich möchte bemerken, dass fast alle Neurologen ihre Patienten nicht mal auf ihren Vitamin D Level testen um zu sehen ob dieser optimal ist, geschweige denn eine Behandlung mit Vitamin D-Ergänzungsmitteln empfehlen (5.000-8.000 IU in den meisten Fällen) um das optimale Level zu erreichen und aufrecht zu halten. Wenn Neurologen nicht einmal so einen einfachen, günstigen und sicheren Test des Vitamin D-Levels machen, ein anerkannter Faktor bei MS, dann scheint es höchst unwahrscheinlich, dass sie die CCSVI Thematik in naher Zukunft angehen werden.

5.) Die wichtigste Therapie die Menschen mit MS vor und nach Behandlung von CCSVI nutzen können sind Ernährungsstrategien, die CCSVI, die Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke und Autoimmun-Reaktionen aufheben. Diese Ernährungsstrategien können auf der Webseite von Direct-MS gefunden werden (www.direct-ms.org/recommendations.html). Ein gutes Bewegungsprogramm wäre ebenfalls von großem Nutzen. MS-Medikamente sind außerdem eine Option. Dennoch ist es nicht sinnvoll nur auf Medikamente zu vertrauen, da die vorhandenen Daten und Studien darauf hinweisen, dass die derzeit erhältlichen Medikamente kaum Einfluss auf die Verlangsamung des Krankheitsverlaufes haben. Das ist nicht überraschend, denn Medikamente können die Autoimmunität wenig beeinflussen und haben keinerlei Auswirkung auf CCSVI.


Zusammenfassung

Die aktuellen wissenschaftlichen Ergebnisse zum Zusammenhang von MS und CCSVI von den Universitäten Buffalo und Georgetown lassen tatsächlich wenig Zweifel daran, dass CCSVI ein ursächlicher Faktor bei MS in den meisten, aber nicht allen, Fällen ist. Des Weiteren sind MS-Patienten mit erheblicheren Behinderungen weit häufiger von CCSVI betroffen und demzufolge gibt es wenig Zweifel, dass CCSVI den Krankheitsverlauf von MS beschleunigt.

Betrachtet man die oben genannten Ergebnisse sollte jede Person mit MS auf CCSVI getestet werden. Wenn CCSVI entdeckt wird sollte es so schnell wie möglich behandelt werden. Personen mit MS haben nicht den Luxus fünf bis zehn Jahre zu warten, bis die Forschung bewiesen hat, was zu diesem Zeitpunkt bereits bekannt ist. Ernährungsstrategien die CCSVI, der Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke und Autoimmunität entgegenwirken sind außerdem erforderlich, vor und nach der Behandlung von CCSVI.

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