Widerspruch Pflegestufe III plus

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Oliver Lenz                                                          		Potsdam, 6.12.2012
Carl-von-Ossietzky-Str. 6
14471 Potsdam

Techniker Krankenkasse
-Pflegeversicherung-
z.Hd. Frau F.
Servicezentrum Pflegeleistungen
01061 Dresden
Fax  03 51-868 26 99

Geschäftszeichen: V525317356 S632050
Widerspruch zum Bescheid vom 19. November 2012

Sehr geehrte Frau F.,

hiermit lege ich Widerspruch gegen den Bescheid vom 19.11.2012 ein. Ich habe sachliche Fehler festgestellt, bei denen ich um Korrektur bitte, sowie Ungereimtheiten, bei denen ich entweder um Abhilfe oder um Erläuterung bitte.

Inhaltsverzeichnis

Zu 1.4. Umfang der pflegerischen Versorgung und Betreuung

Privatperson kommt am Abend und bleibt bis zum nächsten Mittag, Donnerstags ganztägig die Zwischenzeiten werden mit diversen Honorarkräften ausgefüllt bzw. hilft zwischenzeitlich die Mutter
Falsche Aussage. Ich erhalte ein Persönliches Budget im Arbeitgebermodell. „Privatpersonen“ stellen nur selten (Freitag zu Samstag) meine Pflege sicher. Aber gewöhnlich sind meine Pflegepersonen Angestellte oder Honorarkräfte.

Zu 4.1 Körperpflege

Fehler:
Ganzkörperwäsche 6x pro Woche, Zeitaufwand 23 Minuten pro Tag fehlt komplett.

Unlogik:
Im Gutachten zur Pflegestufe III vom 28.09.2011 waren 10 Minuten Zeitaufwand für das Waschen des Oberkörpers angegeben. Der Zeitaufwand hat sich durch Streckspastiken des linken Armes, verminderte Rumpfstabilität und verschlechterte Beweglichkeit beider Arme erhöht. Trotzdem werden jetzt nur 7 Minuten berücksichtigt.

Fehler:
Waschen Unterkörper wird nur 1x am Tag berücksichtigt. Die Intimpflege beim Wechseln der Vorlagen fehlt. (Unwillkürlicher Urinabgang, z. B. bei Belastungshusten verursacht feuchte Haut und Geruch sowie „begünstigt“ Pilzinfektion.) Mindestens dreimal täglich ist das Waschen des UK erforderlich.

Fehler:
Beim Waschen von Händen und Gesicht werden 4x täglich je eine Minute berechnet. Allein das Fahren zum Waschbecken im Bad dauert so lange. Zum Händewaschen werden auf Grund von Spastik in der Hand (unkontrollierter Faustschluss) mindestens 4 Minuten benötigt.

Fehler:
Der beim Duschen berücksichtigte Zeitaufwand von 30 Minuten ist viel zu gering. Durch ein bis vier Minuten anhaltende Steckspastiken in den Beinen beim Umsetzen auf das Wannenbrett und durch immer wieder auftretende Spastiken bei jeder Berührung der Beine und des linken Armes entstehen Verzögerungen. Ein Duschvorgang dauert mindestens 45 Minuten. Das Duschen erfolgt durch zwei Pflegepersonen.

Fehler:
Maniküre und Pediküre fehlen völlig.

Fehler:
Das Wasserlassen wurde mit 8x je zwei Minuten berechnet. Nebenwirkung meines Medikaments „Sativex“ ist trockener Mund, und infolge des vermehrten Trinkens kommt es zu erhöhtem Harndrang. Allein nachts erfolgt 4-5 mal Wasserlassen, tags mindestens 10x. Auf Grund von Entleerungsstörungen muss die Harnblase getriggert werden. Das allein dauert schon zwei Minuten. Dazu kommen die auftretenden Spastiken beim Entkleiden, die abgewartet werden müssen. Hier wäre eine Zeit von acht Minuten pro Wasserlassen realistisch.

Fehler:
Beim Stuhlgang wurde eine Zeit von 1x am Tag mit sechs Minuten ermittelt. Die vergeblichen Versuche (3-5x am Tag, aufgrund von Verstopfung bei ständigem Stuhldrang) blieben unberücksichtigt. 6 Minuten sind völlig unrealistisch. Alleine das Abwarten der Streckspastik beim Aufstehen zum Umsetzen dauert ca. zwei Minuten, die Spastiken beim Entkleiden sowie beim Umsetzen auf die Toilette ebenfalls. Das Umsetzen auf die Toilette ist durch die starken Spastiken äußerst erschwert und zunehmend nur noch mit zwei Pflegepersonen möglich. Durch plötzlich einschießende unkontrollierbare Beugespastiken kam es mehrfach zu Stürzen, die von einer Pflegeperson nicht aufzuhalten sind. Ca. 18 Minuten pro Toilettengang wären m.E. realistisch.

Fehler:
Es wird 4x täglich Benutzung des Toilettenstuhls angegeben. Dies ist falsch. Ich benutze den Toilettenstuhl nur im allergrößten Notfall, nämlich wenn keine geeigneten kräftigen und versierten Pflegepersonen zur Verfügung stehen. Ansonsten werde ich zur Toilette gefahren.

Unvollständigkeit:
verlängerter Zeitkorridor beim Waschen/Duschen im Unterkörperbereich bei häufigen Streck/Beugespastiken der Beine
Die Spastik des linken Armes und der linken Hand mit unkontrollierbaren Faustschluss fehlen.

Zu 4.2 Ernährung

Unlogik:
Im Gutachten zur Pflegestufe III wurden für die viermalige mundgerechte Vorbereitung der Nahrung 11 Minuten angegeben, jetzt sind es nur noch 10. Der Zeitaufwand hat sich jedoch nicht verringert. Außerdem sind es mit Spätstück fünf Mahlzeiten und nicht vier.

Fehler:
Bei der oralen Aufnahme der Nahrung wird eine viermalige Nahrungsaufnahme mit einem Zeitaufwand von 20 Minuten am Tag berechnet. Wie soll das gehen? Fünf Minuten pro Mahlzeit sind vollkommen unrealistisch! Ich versuche so weit wie möglich, selber zu essen. Wenn meine Kraft nachläßt, sowie bei Suppe o.ä. für mich schlecht eßbaren Speisen übernimmt die Pflegeperson und reicht mir die Nahrung. Ich frühstücke, esse Mittag, trinke Kaffee und esse Abendbrot. Da ich gewöhnlich erst gegen 02:00 Uhr nachts zu Bett gehe, nehme ich ein Spätstück zu mir. Für meine Hauptmahlzeiten benötige ich mindestens 20 Minuten pro Mahlzeit, für die Nebenmahlzeiten ca. 10 Minuten.Das macht täglich 80 Minuten.

Zu 4.3 Mobilität

Fehler:
Für das Aufstehen/zu-Bett-Gehen werden 2 x pro Tag insgesamt vier Minuten berechnet. Das ist ebenfalls völlig unrealistisch. Ich muß mich gewöhnlich vormittags und nachmittags wegen starker Müdigkeit hinlegen. Dies fehlt im Gutachten. Somit komme ich auf 6 Transfers am Tag. Das Aufstehen erfolgt dabei folgendermaßen: Ich lasse in Bauchlage meine Unterschenkel einige Male einknicken, um die Spastik zu mildern, richte mich dann mit Hilfe der Pflegeperson auf meiner Matratze auf alle Viere auf. Dann zieht mich die Pflegeperson von der Matratze und legt mir das Tragetuch für den Lifter an. Ich werde ich mit dem Lifter hochgehoben und in den Rollstuhl abgesetzt. Wenn die Spastik nachgelassen hat, wird das Tuch entfernt. Ein Transfer aufwärts dauert ca. 15 Minuten. Abwärts geht naturgemäß schneller, hier mögen es acht Minuten sein.

Fehler:
Das Entkleiden wurde einmal am Tag, d. h. 7x pro Woche berechnet. Da ich 2x pro Woche das Bewegungsbad besuche, kleide ich mich an diesen Tagen zweimal aus. Somit komme ich regulär auf 9 Auskleiden pro Woche. Weiterhin benötige ich fünf mal wöchentlich eine Teilentkleidung bei der Physiotherapie. Dazu kommt der Wechsel der Bekleidung bei Verschmutzung durch verkleckerte Nahrung oder aufgrund von „Pannen“ beim Wasserlassen.

Fehler:
Sie berechnen pro Tag 24x “gehen“. Ich kann nicht gehen. Maximal mit Hilfe für kurze Zeit stehen.

Fehler:
Sie berechnen fünf Mal pro Woche Treppensteigen a 11 Minuten sowie 5x wöchentlich 29 Minuten „Verlassen der Wohnung“. Das „Verlassen der Wohnung“ erfolgt aber alleine zu meinen Therapien 5x pro Woche! Ich wohne im 3. OG und bewältige die Treppe mit Hilfe einer Treppenraupe. Eine einzige Fahrt mit der Treppenraupe dauert 12 Minuten (bei einer erfahrenen und fähigen Pflegekraft). Hinzu kommt das Umsetzen in den Stoßhebelrollstuhl. Dieses dauert noch einmal 5 Minuten. Das Verlassen der Wohnung aus privaten bzw. gesellschaftlichen Gründen wurde nicht berücksichtigt. Sie werden lachen: aber das gibt es in meinem Leben auch! Ich schätze ein, daß ich wöchentlich 15x die Wohnung verlasse.

Fehler:
Die erforderliche Behandlungspflege fehlt völlig. Ich benötige 3 mal täglich Hilfe bei der Einnahme von Tolperison-Tabletten sowie morgens und abends Hilfe beim Einnehmen von Sativex. Ich nehme 2 – 4 Sprühstöße im Abstand von jeweils 15 Minuten, je nach Spastik und Tagesform. Die Zeit für das Anlegen und Entfernen der Kompressionsstrümpfe fehlt ebenfalls. Durch die auftretenden Spastiken dauert dies je ca. 10 Minuten.

Fehler:
Der nächtliche Hilfebedarf wird nicht erwähnt. Ich benötige nachts bis zu 17x die Hilfe einer Assistenzkraft, diese übernimmt das Umlagern, das Reichen der Urinflasche, das Reichen von Getränken.

Fehler:
Auch für die Benutzung des Motomeds zur Spastikreduzierung in den Beinen benötige ich eine Pflegekraft, die mir die Beine in die Pedale setzt und die 15 Minuten in der Nähe bleibt. Durch auftretende Spastiken und fehlender Rumpfstabilität kam es in der Vergangenheit zu Stürzen. Diese Zeit wird nicht erfasst.


Mit freundlichen Grüßen

Oliver Lenz

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