Hausbesuch am 13.09.12
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Inhaltsverzeichnis |
Ort
Wohnung Lenz, Carl-von-Ossietzky-Str. 6, 14471 Potsdam
Zeit
8:15-9:45 Uhr
TeilnehmerInnen
Stadt
- Fr. L.
- Fr. S. (für Pflege zuständig)
TeilnehmerInnen Lenz
- Oliver Lenz
- Fr. W. (Assistenz)
Gesprächsverlauf
- Einsicht der Stadt in die Unterlagen, hier Kontoauszüge und Kontobelege, Zahlungsanweisungen des Lohnbüros und Honorarverträge.
- Stadt verlangt die Steuernummern der Honorarkräfte
- OL: es gibt keine Steuernummern, sie arbeiten für insgesamt sehr wenig Geld. Bei z. B. 20 EUR wäre eine Steuernummer überflüssig.
- Stadt verlangt die Steuernummern der Honorarkräfte
- Stadt verlangt Einhaltung des Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes und die Pflichten des Arbeitgebers, wie z.B. Dienstplan und Pausenzeiten.
- OL: da ich von der Hand in den Mund lebe, kann ich keinen "ordentlichen" Dienstplan erstellen. Ich muss meine wenigen Stunden sehr flexibel einsetzen. Hätte ich 24 h Assistenz, würde ich selbstverständlich einen korrekten Dienstplan erstellen, jetzt geht es nicht besser, ich habe keinen Handlungsspielraum.
- Fr. W.: Ich bin immer am Montag, Mittwoch bis Freitagabend anwesend. Von Freitag zum Samstag sind die Kinder da. Die anderen Tage werden durch Honorarkräfte abgedeckt.
- OL: Honorarkräfte arbeiten auf Zuruf; anders geht es mit diesem Budget nicht. Verträge liegen bis jetzt vor für PS, KW, JH und JoH.
- OL: 9 EUR/h sind keinesfalls zu viel! Die Honorarkräfte müssen sich selber versichern. Sozialabgaben fallen nicht an.
- OL: Ich habe die irrtümlich in meiner Abrechnung enthaltenen Honorare für Familienangehörige (Kinder) entfernt. Dadurch wurden ca. 200 EUR "frei" und die Situation geringfügig entspannt. Aber das ist natürlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Ich kann weiterhin kein Septembergehalt für Fr. W. bezahlen und mir weiterhin nicht genügend Honorarstunden für den langen Restmonat einkaufen.
- OL präsentiert an seinem Rechner seine aktuelle Stundenplanung und erläutert sie.
- Stadt bittet um die Einsicht in die Anträge auf Pflegestufe III+ und Bezahlung der Therapiefahrtkosten: OL zeigt diese.
- Fr. W. fragt: Warum hat die Stadt nicht schon damals, beim ersten Antrag von OL, auf die o. g. Möglichkeiten hingewiesen? OL hat schon immer seine Therapiekosten vom Budget bezahlt, er wußte es nicht besser.
- Fr. W.: Bereitschaftszeiten treten naturgemäß immer wieder auf, in Berlin werden diese bezahlt.
- Stadt: Es gäbe bei ihnen keine Handlungsanweisungen, im Gegensatz zu Berlin. Daher werden Bereitschaftszeiten nicht bezahlt, es werden nur die Minuten der tatsächlichen Pflege bezahlt.
- Fr. W. (enerviert): "Es ist genau diese Minutenpflege, die Pflege so abscheulich macht.
- Fr. W.: verweist darauf, daß Nachtdienste schon immer anfielen, auf den Hinweis der Stadt wurde der Änderungsantrag gestellt.
- Stadt: Gibt keine Aussage. Später ergänzt Fr. S., daß die Minuten der Nachtpflege waren von Anfang an in der Berechnung der Pflegezeit enthalten ist.
- Stadt verweist wieder darauf, dass OL beim ersten Hausbesuch (am 28.10.2011) angegeben, es gäbe keinen nächtlichen Hilfebedarf.
- OL/SW: die Situation hat sich verändert, wir haben wiederholt darauf hingewiesen. Die Stadt habe verlangt, daß ein Antrag auf Nachtstunden gestellt wird, sie würden nicht rückwirkend zahlen. Das wurde getan - und nun??
- SW: der Hilfebedarf bestand schon immer, hat aber mittlerweile stark zugenommen.
- OL: Wenn ich nachts alleine bin, gehe ich zwischen 02:00 und 03:00 Uhr ins Bett. Bis um 08:00 Uhr überlebe ich, aber es ist sehr unangenehm. Nur wenn ich Nachtassistenz habe, kann ich länger schlafen, was ich zwar gerne tue, aber alleine nicht kann. Mir tut dann der Rücken weh, da ich mich alleine nicht umdrehen kann.
- OL: Bitte nehmen Sie die unsäglichen Förderziele ("bessere Plazierung der Aktenordner", Änderung im Studiengang" aus der Zielvereinbarung heraus. In meinem Fall gibt es kein anderes Ziel, als die Erhaltung der Restfähigkeiten und Verzögerung des Krankheitsverlaufes. Alles andere ist lächerlich.
- Stadt: Wir haben kein anderes Formular und eine Zielvereinbarung ist eine zwingende Voraussetzung.
- Fr. S.: "Budget ist Sozialhilfe. Sozialhilfe ist nicht dazu da, alle Nachteile auszugleichen, die durch die Behinderung entstehen."
- Fr. S.: Die Zielvereinbarung kann auch von Seiten der Stadt gekündigt werden. Sinngemäß: OL müsse sich dann eben wie früher pflegen lassen.
- OL führt das Zubettgehen praktisch vor (d.h. Anfahren der Matratze mit dem Rollstuhl, Öffnen der Knieklammern, zur Seite stellen der Fußrasten, halbwegs kontrollierter Sturz nach vorn auf die Matratze, "Zudecken"), dann wieder aufstehen (d.h. Körper durch Zug des Assistenten in den Viefüßerstand bringen, Anlegen des Tragetuchs, mit dem Lifter aufsetzen in den Rollstuhl, Tragetuch entfernen)
- OL: Ich habe mein Budget nicht mit Teilhabe "veraast". Ich war im August z. B. ein einziges Mal im Kino: Das bedeutet 1,5 h Hinweg, 2 h Film und 1,5 h Rückweg = 5 Stunden von 14 Stunden Teilhabe sind verbraucht. Wie soll das gehen? So kann das Budget ja wohl nicht gemeint sein. Oder soll ich in ein Heim ziehen und Raufaser gucken??
- Stadt: "Natürlich nicht."
- Fr. W.: bis zu 18 Nachteinsätze sind erforderlich. "Das mache ich nicht mehr ehrenamtlich."
Vereinbarung/Zusage
- OL erhält tgl. für August und September 2 h Pflege mehr
- OL hat wie bisher 14 h wöchentlich Eingliederungshilfe und muss dementsprechend haushalten
- das Budget ist für Assistenzleistungen durch ungelerntes Personal (was ja auch nach alter Aussage von OL bisher genügt hat), Fachleistungen werden nicht bezahlt.
- Anmerkung Fr. W.: "Bei der Schwere der Erkrankung von OL ist es wichtig, daß eine ausgebildete Fachkraft involviert wird. Es kann nicht sein, daß jemand, der zu Hause gepflegt wird, gegenüber Pflegediensten oder Heimen benachteiligt wird."
- In Heimen oder bei Pflegediensten schreiben die examinierten Fachkräfte die Pflegeplanung, legen Maßnahmen und Pflegeziele fest. Diese werden dann von den ungelernten Kräften umgesetzt.
- Anmerkung Fr. W.: "Bei der Schwere der Erkrankung von OL ist es wichtig, daß eine ausgebildete Fachkraft involviert wird. Es kann nicht sein, daß jemand, der zu Hause gepflegt wird, gegenüber Pflegediensten oder Heimen benachteiligt wird."